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Die schwedische Klimaaktivistin Greta Thunberg bei einer Rede in Amsterdam.

© Imago/Richard Wareham

In einem Gastbeitrag mit anderen Klimaaktivisten: Thunberg spricht nun selbst von „Völkermord“ in Gaza

Bisher teilte die 20-Jährige lediglich umstrittene Social-Media-Beiträge, die Israel einen Genozid in Gaza vorwarfen. Nun schreibt sie selbst von „einem sich abzeichnenden Völkermord“.

Die Klimaaktivistin Greta Thunberg und weitere Mitglieder des schwedischen Ablegers der Klimaschutzgruppe Fridays for Future haben Israel Völkermord im Gazastreifen vorgeworfen.

Dass die in Gaza herrschende islamistische Hamas bei „einem schrecklichen Angriff israelische Zivilisten ermordet“ habe, könne die „anhaltenden Kriegsverbrechen Israels“ nicht legitimieren, schrieben Thunberg und fünf weitere Unterzeichner in einem Meinungsbeitrag, der am Dienstag in den Zeitungen „Aftonbladet“ (Schweden) und „Guardian“ (Großbritannien) veröffentlicht wurde. „Völkermord zu begehen, ist weder Selbstverteidigung noch in irgendeiner Weise verhältnismäßig“, schrieben sie.

Thunberg und ihre Mitverfasser betonten, sie sprächen nur für Fridays for Future in Schweden. Die Organisation habe sich immer zu Wort gemeldet, wenn Menschen leiden müssten oder getötet würden, egal ob in Kurdistan oder in der Ukraine und werde auch jetzt nicht schweigen.

Schweigen ist Mittäterschaft. Bei einem Völkermord kann man nicht neutral sein.

Greta Thunberg, Alde Nilsson, Jamie Mater, Raquel Frescia, schwedische Klimaaktivisten

Sie beriefen sich auf den israelischen Historikers Ras Segal, der das Vorgehen Israels in Gaza schon wenige Tage nach Beginn des Konflikts als „Völkermord aus dem Lehrbuch“ bezeichnet hatte.

Zugleich verurteilte die Gruppe antisemitische und islamfeindliche Vorfälle in Schweden. „Jeder, der sich an dieser Debatte beteiligt, hat die Verantwortung, zwischen Hamas, Muslimen und Palästinensern zu unterscheiden, genauso wie der israelische Staat vom jüdischen Volk und den Israelis unterschieden werden sollte“, schrieben sie.

„Wenn UN-Experten die Welt auffordern, zu handeln, um einen Völkermord zu verhindern, haben wir als Mitmenschen die Verantwortung, unsere Stimme zu erheben“, schrieben Thunberg und ihre Mitstreiter in dem Beitrag.

Gaza-Konflikt belastet Fridays for Future

Bereits im Oktober hatte Thunberg Kritik auf sich gezogen, weil sie Medienberichten zufolge auf Instagram den Aufruf einer in Deutschland ansässigen pro-palästinensischen Gruppe geteilt hatte, in dem Israel des Völkermordes bezichtigt wurde.

Die Bewegung Fridays for Future, die Thunberg mit ihrem Schulstreik 2018 ins Rollen brachte, machte sich den Völkermordvorwurf damals in einem eigenen Post zu eigen.

Thunberg erklärte seinerzeit erst nach heftiger Kritik, dass sie die Terrorangriffe der Hamas auf Israel am 7. Oktober ablehne, bei denen etwa 1200 Israelis getötet und rund 240 entführt wurden.

Dennoch sprach die 20-Jährige auf Klimademonstrationen im Zusammenhang mit dem Gaza-Krieg von unterdrückten Palästinensern, die für Gerechtigkeit kämpfen.

Der deutsche Ableger von Fridays for Future hat sich bereits von Thunberg distanziert. Es gibt Befürchtungen, dass das die Klimabewegung spaltet und sie so an Schlagkraft verliert. (dpa)

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