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Eine geschlossene Apotheke.

© imago/imagebroker/Michael Weber

Protest gegen die Bundespolitik: Apotheken in Brandenburg könnten am Mittwoch zeitweise schließen

Der Landesvorsitzende des Apothekerverbandes kritisiert, dass Lieferengpässe immer umfangreicher würden. Zudem fordert er höhere Honorare.

Apotheker und Mediziner in Brandenburg wollen am Mittwoch (27.9.) gegen die Vergütungsregelungen im Gesundheitswesen protestieren. Am Montag kündigten sowohl der Apothekerverband als auch der Hausärzteverband Brandenburg Protestaktionen an.

„Die aktuelle Vergütung unserer Arbeit entspricht in keiner Weise den immer weiter steigenden Anforderungen an uns Arztpraxen“, sagte die Vorsitzende des Hausärzteverbands, die Walslebener Allgemeinmedizinerin Karin Harre. Inflation, steigende Gehälter, höhere Energie- und Mietkosten, sowie der wachsende Aufwand für Bürokratie und Digitalisierung entzögen den Praxen die wirtschaftliche Grundlage. Daher würden „zahlreiche Praxen“ am Mittwoch geschlossen bleiben, oder ihr Versorgungsangebot einschränken.

Der Apothekerverband wiederum rief seine Mitglieder auf, in der Zeit von 13 bis 16 Uhr ihre Türen geschlossen zu halten. Damit protestiere man erneut gegen die Politik von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD). „Die Apothekerinnen und Apotheker wollen wissen, warum sich Lauterbach weigert, die Honorierung der Apotheken nach mittlerweile elf Jahren Stillstand an die wirtschaftliche Gesamtentwicklung und insbesondere an die stark gestiegenen Betriebskosten anzupassen“, sagte der Vorsitzende des Apothekerverbands Brandenburg, Olaf Behrendt. „Sie wollen auch erfahren, wie die Bundesregierung die Apotheken vor Ort dabei unterstützen will, die flächendeckende Arzneimittelversorgung auch in ländlichen Regionen in Zukunft sicherzustellen.“ Während der Schließung wollen sich die Apotheker den Stream einer Lauterbach-Rede vom Deutschen Apothekertag in Düsseldorf ansehen.

Die Apothekerinnen und Apotheker wollen wissen, warum sich Lauterbach weigert, die Honorierung der Apotheken nach mittlerweile elf Jahren Stillstand an die wirtschaftliche Gesamtentwicklung und insbesondere an die stark gestiegenen Betriebskosten anzupassen.

Olaf Behrendt, Vorsitzender des Apothekerverbands Brandenburg.

Unterstützung erhielten die streikenden Verbände am Montag vom gesundheitspolitischen Sprecher der Brandenburger Linken, Ronny Kretschmer. „Der Bundesgesundheitsminister darf sich angesichts der aktuellen Finanzierungsprobleme im Gesundheitsbereich nicht länger blind und taub stellen“, erklärte Kretschmer. „Egal ob Apotheken, ambulante ärztliche oder zahnärztliche Versorgung oder Pflege: Die Probleme liegen auf der Hand.“

Mangelnde Finanzierung der Leistung und mangelhafte Refinanzierung der Kostensteigerungen bedingt durch Inflation, Energiepreise und berechtigte Personalkostensteigerungen bedürften endlich Lösungen. „Abwarten verschärft die Probleme“, sagte Kretschmer. Das Apothekensterben erreiche Brandenburg ebenso wie die drohenden Insolvenzen märkischer Kliniken. Nötig seien entschlossenes Handeln und mehr Geld, um Reformen zu ermöglichen und die gesundheitliche Daseinsvorsorge zu sichern.

Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach „macht extrem viele Baustellen auf“, sagte die Gesundheitspolitikerin der Grünen, die Lychener Landtagsabgeordnete Carla Kniestedt. „Wir haben eigentlich schon gut zu tun mit der Krankenhausreform, wo noch nicht alles fertig ist.“ Nur mit Sparen werde man das Gesundheitssystem „nicht auf die Füße bekommen“. Über höhere Honorare müsse man zumindest nachdenken.

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