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Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) spricht auf einer Pressekonferenz zum Thema Hitzeschutz.

© dpa/Britta Pedersen

Bereits in diesem Jahr: Lauterbach will Zahl der Hitzetoten in Deutschland halbieren

Hierzulande sind 2023 bereits über 1500 Menschen wegen der Hitze gestorben. Der Gesundheitsminister und der Hausärzteverband planen nun einen Notfallplan nach französischem Vorbild.

Das Bundesgesundheitsministerium möchte die Zahl der Hitzetoten in Deutschland halbieren. Das erklärte Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach am Freitag in Berlin. Gemeinsam mit dem Deutschen Hausärzteverband stellte der SPD-Politiker eine Initiative vor, die mehr Schutz erreichen soll.

Denn in Deutschland seien im vergangenen Jahr etwa 8000 Menschen an den Folgen von Hitze gestorben. In ganz Europa waren es der Erhebung des Barcelona Institute for Global Health zufolge mehr als 60.000. Auch im laufenden Jahr sind in Deutschland laut Robert Koch-Institut bereits 1510 Menschen durch Hitze gestorben.

Im Fokus des Hitzeschutzplans stehen vulnerable Gruppen wie Ältere, Kinder, Vorerkrankte, Pflegebedürftige, Alleinlebende, Menschen mit Behinderungen oder Obdachlose. Teil des Vorhabens ist es etwa, ältere Menschen zu beraten. Angestrebt wird zudem eine enge Kooperation mit den Hausarztpraxen und Pflegeeinrichtungen. Hierfür sind gezielte Schulungen angedacht.

Es muss mehr Bewusstsein geschaffen werden.

Karl Lauterbach (SPD), Bundesgesundheitsminister

Markus Beier, Chef des Hausärzteverbands, mahnte an, dass eine individuelle Ansprache besonders wichtig sei. „Vielen Menschen ist nicht bewusst, dass ihre Medikamente anders wirken, wenn es heiß wird oder Insulin etwa eine bestimmte Temperatur nicht überschreiten darf“, sagte Beier.

Gerade Ältere wollten wegen einer Inkontinenz nicht zu viel trinken, wenn sie unterwegs sind oder dächten, dass man bei Herzschwäche nicht zu viel trinken dürfe. „Über diese Dinge muss gesprochen werden.“ Denn Hitze könne auch zu dauerhaften Verschlechterungen chronischer Erkrankungen führen, mahnte er.

Lauterbach lobte das Bundesland Berlin als Leuchtturm in Sachen Hitzeschutz. „Hier wird viel gemacht und das Thema wird sehr ernst genommen. Das gilt es auf kommunaler Ebene deutschlandweit auszubauen“, sagte der Minister. Mit seinem Anliegen habe er gemeinsam mit Kulturstaatsministerin Claudia Roth (Grüne) auch sämtliche öffentliche Rundfunkanstalten kontaktiert.

Denn die Bevölkerung solle künftig verstärkt über den öffentlichen Rundfunk gewarnt werden, Hitzewellen würden dafür vorab vom Deutschen Wetterdienst identifiziert. „Es muss mehr Bewusstsein geschaffen werden.“

Lauterbach möchte zudem das Hitzewarnsystem des Deutschen Wetterdienstes zum Standard machen und gegebenenfalls mit verpflichtenden Akutmaßnahmen koppeln, beispielsweise in Pflegeeinrichtungen. Angedacht seien auch Warnungen per App und SMS.

Als Vorbild für einen solchen Plan gilt Frankreich. Im August 2003 litt das Nachbarland unter einer heftigen Hitzewelle, der viele Menschen zum Opfer fielen. In der Folge wurde ein Hitzeplan erarbeitet, der später durch einen Notfallplan ersetzt wurde. Der deutsche Hitzeschutzplan entspreche nun zu 80 Prozent dem, was auch in Frankreich gemacht werde, sagte Lauterbach. In manchen Punkten sei Deutschland sogar im Vorteil, etwa bei der engen Verbindung zwischen Hausarzt und Patienten.

Er bedauerte jedoch, dass es in Deutschland noch keine Warnstufe gebe, bei der Veranstaltungen abgesagt würden. Er sei sich aber sicher, dass Erfolge erzielt würden, betonte Lauterbach. Die konzertierte Aktion von Gesundheitsministerium und Hausärzteverband soll im Herbst bei einer Konferenz ausgewertet werden. „Das hier ist die finale Version des Hitzeschutzplans – und die gilt es jetzt konkret umzusetzen.“

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