zum Hauptinhalt
Menschen tanzen in einem Club.

© dpa/Sophia Kembowski

Update

Corona-Folgen und steigende Preise: Zwei Berliner Clubs müssen aufgeben – Clubcommission in Sorge

Die Berliner Clubcommission fordert finanzielle Unterstützung, sonst drohe mehreren Clubs in der Hauptstadt das Aus. Auch Grüne und Linke fordern den Senat zum Handeln auf.

| Update:

Die Berliner Clubcommission ist in Sorge: Durch die Inflation und die steigenden Preise, aber auch die Folgen der Corona-Pandemie, seien viele Clubs in der Hauptstadt bedroht. „Die Berliner Clubkultur, weltweit bekannt für ihre Einzigartigkeit, Diversität und Progressivität, steht derzeit vor einer existenziellen Bedrohung aufgrund der wirtschaftlichen Lage“, teilte die Interessensvertretung der Clubkultur am Donnerstag mit. Die Clubs hätten Angst, ohne staatliche Förderungen ihren Betrieb nicht halten zu können. Zwei müssten sogar aufgeben. Das habe eine Befragung unter den Berliner Clubs ergeben.

Im Schnitt würden etwa 20 Prozent weniger Besucher als vor Corona kommen. 73 Prozent der befragten Clubs hätten zudem mit einem „erheblichen Umsatzrückgang im Vergleich zur Zeit vor der Pandemie“ zu kämpfen, heißt es in der Mitteilung der Clubcommission.

89 Prozent der 47 Clubs würden von gestiegenen Betriebskosten berichten, die den wirtschaftlichen Druck weiter erhöhen. 60 Prozent gaben demnach an, allgemein finanzielle Schwierigkeiten zu haben und rund die Hälfte klagt über die gestiegenen Energiepreise. Die Clubs könnten und wollten die steigenden Preise nicht gänzlich an das Publikum weitergeben, da viele Clubgänger:innen selbst unter finanziellen Engpässen zu leiden hätten.

„Mensch Meier“ und „Re:mise“ vor dem Aus

„Langfristige notwendige Investitionen mit Blick auf Klimawandel und gesteigerte Lärmbeschwerden könnten unter diesen Rahmenbedingungen kaum geleistet werden“, so die Clubcommission. Sie fordert daher, „Clubkultur als integralen Bestandteil der Berliner Kulturszene anzuerkennen und zu fördern“ – sonst drohe noch mehr Institutionen, die Puste auszugehen.

Das Mensch Meier habe bereits „aufgrund der schwierigen wirtschaftlichen Lage sein Aus angekündigt und auch die Re:mise in Kreuzberg muss ihren Standort zum Jahresende räumen, weil der private Eigentümer andere Pläne für den Ort hat“, teilte der Interessensverband mit.

Auch die „unbeständige Haltung seitens des schwarz-roten Senats“ würde die Zukunft der Berliner Clubkultur bedrohen, so die Clubcommission. Sie nennt die Diskussionen um den umstrittenen Weiterbau der Stadtautobahn A100 durch Friedrichshain, der zahlreiche Clubs und Kulturorte bedroht.

Auch Beschwerden von Anwohnern über die Lautstärke bereitet den Clubs Sorgen. Seit der Corona-Pandemie habe sich die Zahl der Beschwerden erhöht – von 46 Clubs berichteten insgesamt 37 Prozent von einer Erhöhung, teilweise einer deutlichen Erhöhung der Zahl der Beschwerden.

„Mit großer Sorge betrachten wir die aktuellen Entwicklungen. Wir brauchen Schutz und Förderung und das am besten heute und nicht erst morgen. Kommt keine Unterstützung, besteht die Gefahr, dass Berlin eine durchschnittliche Stadt ohne Glanz wird. Wirtschaftlich wäre das im Kulturbereich eine Bankrotterklärung“, sagt Marcel Weber, Vorsitzender der Clubcommission und Geschäftsführer des Schwuz.

Pamela Schobeß, Betreiberin des Clubs Gretchen, kritisiert, dass die im Bundestag beschlossene Anerkennung von Clubs als Kulturorte immer noch auf sich warten lasse. „Ohne den Ausbau von clubkulturellen Förderstrukturen wird es zukünftig keine Bühnen mehr für Nachwuchskünstler*innen oder genre-experimentelle Formate geben. Wir können diese kulturelle Aufbauarbeit, die wirtschaftlich defizitär ist, schlicht nicht mehr selbst gegenfinanzieren.“

Grüne und Linke fordern Berliner Senat zum Handeln auf

Kritik kommt auch von der Opposition. Julian Schwarze, Sprecher für Clubkultur der Grünen, teilte mit: „Der Hilferuf der Clubcommission zeigt, wie dramatisch die Lage für die Berliner Clubkultur inzwischen ist. Der Senat darf hier nicht weiter tatenlos zusehen. Clubs sind Kulturorte und müssen endlich auch so anerkannt und gefördert werden.“ Kultursenator Joe Chialo (CDU) müsse die Sorgen der Clubs ernst nehmen und passende Unterstützungsangebote auf den Weg bringen. „Sonst ist die einzigartige Clubkultur Berlins in ernster Gefahr und es droht der Verlust vielfältiger Orte und Angebote“, so Schwarze.

Niklas Schenker, Sprecher für Clubkultur der Linken, erklärte: „Die Berliner Clubkultur gehört zur DNA der Stadt. Die Berichte der Clubcommission sehen wir mit großer Sorge.“ Besonders kritisiert Schenker den drohenden Ausbau der A100. Dadurch seien elf Clubs in ihrem Betrieb gefährdet. „Diese Autobahn darf nie gebaut werden, ansonsten droht der Stadt ein beispielloses Clubsterben“, so Schenker. Er fordert eine direkte Förderung für Clubs, wie sie auch andere Kulturbetriebe bekommen. „Der Senat steht in der Pflicht, Flächen – auch neue – für den Clubbetrieb vorzuhalten und zu sichern. Clubs brauchen mehr Mittel, um Vorkehrungen gegen Lärmschutz zu treffen, um die Konflikte mit der Nachbarschaft zu reduzieren.“

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false