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Leichter Temperaturanstieg im globalen Mittel kann regional extreme Folgen haben.

© REUTERS/BRUNO KELLY

Wetterrekorde mit Ansage: El Niño sorgt voraussichtlich für nie dagewesene Extreme

Hitzewellen in Meeren, Tauwetter und erodierende Küsten in Alaska, Brandgefahr am Amazonas: Das gegenwärtige Wetterphänomen El Niño dürfte vielerorts für extreme Bedingungen sorgen.

Das Wetterphänomen El Niño wird in den nächsten Monaten Temperaturen in verschiedenen Weltregionen über bestehende Rekordmarken hinaustreiben. Darauf deutet die Modellierungsstudie eines internationalen Forschungsteams um Congwen Zhu von der Chinesischen Akademie der Meteorologischen Wissenschaften in Peking.

Die Forschenden benennen Hotspots des Risikos für Klimafolgen wie Hitzewellen im Meer und Extremwetter mit erhöhter Feuergefahr. „In Verbindung mit dem Meeresspiegelanstieg stehen dicht besiedelte Küstengebiete vor einer schweren Klimakrise, die unsere derzeitigen Kapazitäten für Anpassung, Abschwächung und Risikomanagement herausfordert“, schreiben sie in der Fachzeitschrift „Nature Scientific Reports“.

El Niño und La Niña

Die auftretenden Phasen von El-Niño und dem global kühlend wirkenden Phänomen La Niña im tropischen Pazifik sind eine Triebkraft für Klimaschwankungen auf der ganzen Welt. Unter El-Niño-Bedingungen erhöht die vom Ozean an die Atmosphäre abgegebene Wärme die jährliche globale Durchschnittstemperatur. Ein leichter Anstieg der mittleren Temperatur sorgt häufig für deutlich erhöhte Spitzenwerte bei regionalen klimatischen Extremen.

Die Forschenden modellierten die Auswirkungen des gegenwärtigen El Niño auf die regionalen Temperaturschwankungen für den Zeitraum von Juli 2023 bis Juni 2024. So wollten sie sicherstellen, den Höhepunkt von El Niño zu erfassen, der meist zwischen November und Januar liegt. Die globale Durchschnittstemperatur in diesem Zeitraum wird demnach mit 90-prozentiger Wahrscheinlichkeit auf nie zuvor gemessene Werte ansteigen.

Im Amazonasgebiet setzte bereits im vergangenen Jahr Dürre ein.

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Bei einem schwachen El Niño würde die globale Mitteltemperatur ein bis 1,1 Grad Celsius über dem Durchschnittswert der Zeit von 1951 bis 1980 liegen. Bei einem starken El Niño rechnen sie mit 1,1 bis 1,2 Grad. Im Vergleich zum vorindustriellen Zeitraum entspricht das einer Temperaturerhöhung um 1,3 Grad beim schwachen El Niño bis zu über 1,5 Grad bei einem starken. Der Zeitraum Juli 2023 bis Juni 2024 könnte also im Schnitt über dem international vereinbarten Klimaschutzziel von maximal 1,5 Grad Erwärmung liegen.

1,5-Grad-Limit kurzzeitig überschritten

Mit Abklingen des El Niño wird die globale Durchschnittstemperatur aber voraussichtlich um 0,1 bis 0,2 Grad Celsius sinken, erwartet Josef Ludescher vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung. „Das Klimaschutzziel bezieht sich nicht auf ein kurzzeitiges Überschreiten von 1,5 Grad Celsius, sondern auf ein langfristiges Überschreiten dieser Schwelle“, sagt der Forscher, etwa wenn das 20-jährige Mittel oberhalb dieses Wertes liegt.

Das Autorenteam um Zhu erwartet selbst bei einem schwachen El Niño Temperaturrekorde im Golf von Bengalen und auf den Philippinen. Bei einem starken El Niño sind zudem neue Temperaturrekorde in der Karibik, dem Südchinesischen Meer, Alaska und dem Amazonasgebiet wahrscheinlich.

In den Meeresgebieten müsse mit ganzjährigen marinen Hitzewellen gerechnet werden und ihren ökologischen, wirtschaftlichen und sozialen Folgen. In Alaska könnten Folgewirkungen wie verstärktes Abtauen von Gletschern und Dauerfrostböden und Küstenerosion eintreten. Im Amazonasgebiet könnte extreme Trockenheit verstärken und die Brandgefahr weiter steigern. Dürre und große Brände treten im Gebiet bereits seit September vergangenen Jahres auf.

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