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Das Bildungssystem muss dringend verbessert werden, bevor Schüler, Eltern und Lehrer auf die Straße gehen.

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Verfehlte Bildungspolitik: Zwingt uns nicht auf die Straße!

Es wird derzeit gestreikt, blockiert, demonstriert: Was wäre, wenn auch Kinder, Lehrer und Eltern ihrer Unzufriedenheit so Luft machen würden?

Eine Kolumne von Jutta Allmendinger

Lassen wir die Weltpolitik für den Moment außen vor, auch die Überschwemmungen in vielen Landesteilen. Blicken wir auf die Traktoren, den lahmgelegten Zugverkehr. Stellen wir uns vor, dass ebenso für die großen Bildungsfragen mobilisiert würde und Bildungsthemen in aller Munde wären: Dass Veränderungen im deutschen Bildungssystem überfällig sind, wissen wir längst. 

Alle großen Bildungsstudien des Jahres 2023 attestieren Deutschland ein hohes, ja steigendes Maß an Bildungsarmut, an Bildungsungerechtigkeit, an erschöpften Lehrkräften, an entmutigten Schülerinnen und Schülern, an verfallenden Schulen.

Blicken wir auf die direkt Betroffenen: die Kinder, Eltern, Lehrer und Interessensvertreter. Welches Potenzial an Unzufriedenheit und an Kraft hätten sie wohl, das einzufordern, was andere Länder schon lange haben: schöne Schulen, multiprofessionelle Teams, das ergebnisorientierte Zusammenwirken der vielen Aufsichtsbehörden und individualisierte, datengestützte Ansätze, die Kinder dort abholen, wo sie stehen.

Nun kann niemand wollen, dass Kinder und Jugendliche die Schule boykottieren, Lehrer streiken, Eltern den Unterricht ihrer Kinder als Privatangelegenheit sehen und Behörden sich weiter aufblähen. Die Politik ist an der Reihe: Sie ist in der Pflicht, Bildung Priorität einzuräumen.

Was heißt das? Es braucht eine klare Strategie in der Bildungspolitik. Überwinden wir Partikularinteressen, verabschieden wir uns von kurzlebigen Projekten, die nicht nachhaltig wirken. Vergessen wir das Märchen der Meritokratie, dass mit nur genug Leistung jeder aufsteigen kann – es lässt uns glauben, dass es viele Kinder in Deutschland einfach nicht besser können. Bekämpfen wir entschlossen die Bildungsarmut.

Bildung ist der Boden unserer Demokratie, einer nachhaltigen Entwicklung, der individuellen Teilhabe am gesellschaftlichen Leben. Lassen wir es nicht darauf ankommen, dass nach Bauern und Bahn auch noch die Schulen streiken.

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