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Karl Lauterbach ließ sich am 18.9. erneut impfen.

© AFP

Angepasster Corona-Impfstoff seit heute erhältlich : Lauterbach empfiehlt Booster für Risikogruppen und alle über 60

Die Corona-Impfsaison startet – mit angepassten Präparaten. Wer sollte sich jetzt noch mal impfen lassen? Und muss man den Booster selbst bezahlen? Die wichtigsten Fragen und Antworten.

Mit der Ausgabe des an die aktuellen Virusvarianten angepassten Impfstoffs von Biontech startet am Montag die Corona-Impfsaison. Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) und das Robert-Koch-Institut (RKI) haben Risikogruppen aufgerufen, sich gegen das Covid-19-Virus impfen zu lassen.

„Personen ab 60 Jahren und Risikogruppen sollten sich impfen lassen, am besten auch gleich gegen Influenza. Auch bei der Influenza sind es die Älteren und die Vorerkrankten, die am stärksten gefährdet sind“, sagte Lauterbach am Montag in Berlin. Man solle das Risiko mindern, an Long Covid zu erkranken.

Lauterbach ließ sich bei dem Termin selbst mit dem gegen neue Virenvarianten angepassten Impfstoff gegen Corona impfen. Ab heute steht das Vakzin der Hersteller Biontech/Pfizer in den Arztpraxen zur Verfügung. „Insgesamt werden wir in diesem Herbst wieder sehr viele Fälle einer Corona-Infektion haben“, sagte der SPD-Politiker. Staatliche Maßnahmen sind noch nicht geplant.

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Der kommissarische RKI-Präsident Lars Schaade riet dazu, bei Symptomen einer akuten Atemwegsinfektion generell drei bis fünf Tage zu Hause zu bleiben. „Eine Maske hilft dann zum Fremdschutz“, erklärte er.


Corona-Booster: Wie viele Impfdosen werden bereitgestellt?

Erwartet werden für die Impfsaison in den kommenden Wochen insgesamt 14 Millionen Dosen des Biontech-Präparats, das an die Omikron-Sublinie XBB.1.5 angepasst ist.

Hinzu kommen das angepasste Präparat des US-Herstellers Moderna, das erst am Freitag für Europa zugelassen wurde, sowie ein angepasster Impfstoff des Herstellers Novavax. Offen ist allerdings, wie sich die Nachfrage nach der Corona-Impfung entwickeln wird.

Karl Lauterbach erhält im Bundeswehrkrankenhaus in Berlin eine Auffrischungsimpfung gegen das Coronavirus.
Karl Lauterbach erhält im Bundeswehrkrankenhaus in Berlin eine Auffrischungsimpfung gegen das Coronavirus.

© Lisi Niesner/dpa


Lauterbachs Empfehlung: Wer sollte sich impfen lassen?

Die Ständige Impfkommission (Stiko) hat zuletzt Auffrischimpfungen nur bestimmten Gruppen empfohlen. Dazu gehören etwa Menschen ab 60, Menschen mit bestimmten Vorerkrankungen ab einem Alter von sechs Monaten, Pflege- und Gesundheitspersonal sowie Angehörige von Risikopatienten.

War man kürzlich infiziert, so bedeutet das in der Regel bereits eine Auffrischung der Immunität, eine Extra-Impfung ist dann nicht nötig. Laut Stiko sollen in der Regel mindestens zwölf Monate seit der letzten Impfung oder Infektion vergangen sein.


Muss man für die Corona-Impfung jetzt selbst zahlen?

Die Organisation der Corona-Impfungen war zu Ostern vom Krisenmodus in die reguläre Versorgung in den Praxen übergegangen. Rahmen für den Anspruch auf kostenlose Impfungen ist nun eine Richtlinie, die sich an den Stiko-Empfehlungen orientiert.

Laut einer Bundesverordnung sind Impfungen auf Kassenkosten aber auch darüber hinaus möglich, wenn eine Ärztin oder ein Arzt es für medizinisch erforderlich hält. Die Organisation wird dadurch komplizierter, dass der neue Impfstoff nicht als Einzeldosis kommt, sondern in Fläschchen mit sechs Dosen. Praxen müssen so oft erst genügend Impf-Interessenten dafür sammeln.

In Bundesländern, in denen die Vergütung für die Corona-Impfung noch nicht geregelt ist, bekommen Patientinnen und Patienten vorerst eine Privatrechnung. Diese können sie dann zur Erstattung bei der gesetzlichen Kasse einreichen. Das ist etwa in Hessen der Fall. Der Betrag, den Patientinnen und Patienten vorstrecken müssen, könnte nach Schätzung der Kassenärztlichen Vereinigung Hessen bei knapp 35 Euro liegen.


Welche angepassten Corona-Impfstoffe sollen kommen?

Für die Impfsaison erwartet werden - vorbehaltlich einer Zulassung durch die EU-Kommission - auch 10,6 Millionen Dosen der an XBB.1.5. angepassten Impfstoffe des Herstellers Novavax. Sie sollen voraussichtlich im vierten Quartal 2023 zur Verfügung stehen. Erst am Freitag hatte die EU-Kommission einen adaptierten Impfstoff von Moderna zugelassen.

Dennoch lässt sich das Ausmaß der Corona-Welle in Herbst und Winter kaum vorhersagen. Doch generell rechnen Fachleute wegen des Personalmangels und der saisonalen Infektionswellen mit anderen Erregern wie etwa Grippe oder Erkältungen mit einer starken Belastung des Gesundheitswesens.


Kommt die Maskenpflicht zurück?

Der Epidemiologe Hajo Zeeb erklärt, dass er eine Rückkehr der Maskenpflicht in Pflegeheimen für möglich hält. Die Zahl der Patienten nehme derzeit zu und die Immunität in Deutschland lasse nach, sagte der Leiter der Abteilung Prävention und Evaluation beim Leibniz-Institut für Präventionsforschung dem Redaktionsnetzwerk Deutschland.

„Eine Impfung mit einem auf aktuelle Varianten angepassten Impfstoff, am besten zusammen mit dem diesjährigen Grippeimpfstoff, macht da Sinn“, betonte er. Der neue, an die Subvariante Omikron XBB.1.5 angepasste Corona-Impfstoff ist vom 18. September an in Praxen und Apotheken erhältlich.

„In Krankenhäusern und Pflegeheimen erwarte ich im Lauf der kommenden Monate vielfach auch wieder eine Maskenpflicht, wenn die Fallzahlen weiter ansteigen und damit auch die Fehlzeiten zunehmen“, fügte Zeeb hinzu. Allerdings geht der Experte angesichts der aktuellen Virusvarianten, die allesamt Omikron-Verwandte seien, nicht von vielen schweren Verläufen aus.


Welche Corona-Variante ist gerade vorherrschend?

In Deutschland zirkulieren derzeit verschiedene Varianten. Die Linien EG.5 (auch Eris genannt) und XBB.1.16 wurden in der Woche bis 3. September je mit einem Anteil von knapp 23 Prozent nachgewiesen, wie das RKI berichtete.

Auch die stark mutierte Variante BA.2.86 (Pirola) ist hierzulande angekommen. Mittlerweile werden allerdings nur noch wenige positive Proben auf Varianten untersucht.

Die Frankfurter Virologin Sandra Ciesek sagte kürzlich, sie sei relativ entspannt, solange Omikron zirkuliere. Sie sehe dann keine Gefahr, dass sich die Situation stark verändere oder dass noch einmal staatliche Maßnahmen verhängt würden.


Droht im Herbst und Winter eine Corona-Welle?

Das lässt sich schwer sagen. Es hängt auch davon ab, ob noch einmal eine Variante auftaucht, die das Immunsystem austricksen kann. Fachleute gehen bisher von einer breiten Grundimmunität durch Impfungen und Infektionen in Deutschland aus. Dennoch kann man sich anstecken.

Erwartet wird aber, dass grundsätzlich gesunde Menschen in der Regel nicht mehr so schwer erkranken, dass sie ins Krankenhaus oder gar auf die Intensivstation müssen.

Ist die Inzidenz noch aussagekräftig?

In den vergangenen Wochen hat die Zahl der Corona-Infektionen wieder zugenommen, nach Angaben von RkI-Präsident Schaade aber noch auf einem niedrigen Niveau.

Die Fallinzidenz gibt das Bild aber nur noch sehr eingeschränkt wieder, weil sie nur positive PCR-Tests widerspiegelt. Die meisten Infizierten lassen sich damit aber gar nicht mehr testen. Die sogenannte Sieben-Tage-Inzidenz sei heute nicht mehr so wichtig, sagte Schaade.

Die Zahl der Arztbesuche und Einlieferungen in Krankenhäuser von Patienten mit einer Infektion stieg allerdings wieder an. Auch Covid-19-Todesfälle nehmen wieder deutlich zu. Die Zahl betrug laut Pandemie-Radar 223 in der vergangenen Woche. (dpa)

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