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Reisende steigen am Bahnhof Koblenz in einen Zug.

© dpa/Thomas Frey

Update

EVG schließt Osterstreiks aus, Verdi nicht: Verkehr läuft nach Warnstreik allmählich wieder

Der 24-stündige Arbeitskampf brachte Busse, Bahnen und Flugzeuge bundesweit zum Stillstand. Mittlerweile sind sie wieder in Betrieb – mit Ausnahmen im Fernverkehr.

| Update:

Nach dem großen Warnstreik ist der Verkehr in Deutschland am Dienstagmorgen wieder angelaufen. Flughäfen nahmen den Betrieb auf, Züge, Busse und U-Bahnen rollten wieder.

Der größte Warnstreik hierzulande seit Jahrzehnten wirkte sich teilweise aber noch am Folgetag aus. Manche Flüge wurden abgesagt, im Fernverkehr der Bahn kam es teilweise zu Zugausfällen. Unterdessen rief die Deutsche Bahn die Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft EVG dazu auf, an den Verhandlungstisch zurückzukehren. „Wir müssen jetzt verhandeln und keine Osterpause machen“, sagte ein Bahnsprecher.

Bei der Deutschen Bahn lief der Zugverkehr am Dienstag nach eigenen Angaben wieder planmäßig an. „Im Fernverkehr fallen in den Morgenstunden lediglich noch einzelne, wenige Fahrten aus“, teilte ein Konzernsprecher der Deutschen Presse-Agentur mit. Der Regional- und S-Bahn-Verkehr laufe allerdings ohne streikbedingte Ausfälle.

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Im Schienengüterverkehr sei es DB Cargo gelungen, durch Steuerung von Transporten vor dem Streik der Eisenbahngewerkschaft EVG für eine „stabile betriebliche Ausgangslage“ zu sorgen, hieß es weiter. Schon seit Montagabend würden die ersten Güterzüge aus dem Rückstau in den Rangierbahnhöfen wieder angefahren.

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Die Deutsche Bahn hatte Passagiere darauf eingestellt, dass es im Fernverkehr am Dienstag noch zu Ausfällen und Verspätungen kommen kann. Der Regional- und S-Bahnverkehr war nach ihren Angaben schon am Montagabend in vielen Regionen nach und nach wieder angelaufen. 

Auch Frankfurter Flughafen nimmt Betrieb wieder auf

Auch die Flughäfen, darunter Deutschlands größter Airport in Frankfurt, nahmen den Betrieb am Dienstag wieder auf. „Es wird langsam voller“, sagte eine Sprecherin des Betreibers Fraport.

Insgesamt waren am Dienstag in Frankfurt voraussichtlich 1118 Flugbewegungen mit rund 157.000 Passagieren geplant, darunter knapp 3800 Passagiere, die streikbedingt zuvor nicht hätten fliegen können. Am Morgen waren für Dienstag rund 40 Flugannullierungen bekannt, teils sei dies auf Streikfolgen zurückzuführen, so die Sprecherin.

Ein Airbus A321-231 der Lufthansa startet am frühen Morgen vom Flughafen Hamburg Richtung Frankfurt.
Ein Airbus A321-231 der Lufthansa startet am frühen Morgen vom Flughafen Hamburg Richtung Frankfurt.

© dpa/Daniel Reinhardt

Auch am Flughafen Köln/Bonn gab es noch einige Streikauswirkungen. Frühe Flüge wurden laut Abflugplan auf den späteren Vormittag verlegt und vereinzelt auch annulliert. Der Streik am Flughafen dauerte bis 7 Uhr, sagte eine Sprecherin.

Am Airport Düsseldorf lief der Flugverkehr dagegen nach Angaben eines Sprechers „normal an“. Das gelte auch für die Abfertigung. Verspätungen von frühen Flügen wurden in Düsseldorf nicht angezeigt, nur zwei Flüge wurden am frühen Morgen annulliert.

Auch am Flughafen Hamburg, in Hannover-Langenhagen und München hoben am Dienstagmorgen die ersten Flieger wieder ab. In München gebe es noch rund 38 Annullierungen, hieß es.

Der Flughafenverband ADV geht davon aus, dass der Luftverkehr schnell planmäßig anlaufen kann. Es sei nicht der erste Warnstreik dieser Art, auch wenn das Ausmaß dieses Mal groß sei, sagte eine Verbandssprecherin. In früheren Warnstreiks habe das Hochfahren weitgehend reibungslos funktioniert.

Reisende steigen in einen ICE der Deutschen Bahn am Kölner Hauptbahnhof ein.
Reisende steigen in einen ICE der Deutschen Bahn am Kölner Hauptbahnhof ein.

© dpa/Roberto Pfeil

Im Schiffsverkehr lösten sich Folgen des Streiks ebenfalls auf. Die Lotsenversetzer im Hamburger Hafen wollten ab 6 Uhr ihre Arbeit wieder aufnehmen, so dass wieder Lotsen an Bord der Schiffe gelangen können. Auch der Nord-Ostsee-Kanal sollte wieder geöffnet werden.

EVG will „über Ostern nicht nicht streiken“

Für die Tage bis und während Ostern will zumindest die EVG keine Warnstreiks im Bahnverkehr mehr ausrufen. „Da wir nicht die Reisenden bestreiken wollen, sondern die Arbeitgeber, können wir mitteilen, dass wir über Ostern nicht verhandeln werden und damit auch nicht streiken“, teilte EVG-Tarifvorstand Kristian Loroch mit.

Unterdessen rief die Deutsche Bahn die EVG dazu auf, an den Verhandlungstisch zurückzukehren. „Wir müssen jetzt verhandeln und keine Osterpause machen“, sagte ein Bahnsprecher am Dienstag in Berlin. „Wir müssen zügig am Verhandlungstisch zu einer Lösung kommen.“

Die nächste Tarifrunde von DB und EVG ist für Ende April verabredet, zuvor geht die Gewerkschaft in Verhandlungen mit zahlreichen kleineren Bahnunternehmen. Sie fordert mindestens 650 Euro mehr pro Monat für alle Beschäftigten oder zwölf Prozent mehr Geld für die oberen Lohngruppen.

Die Deutsche Bahn hatte im laufenden Tarifkonflikt mit bisher zwei Runden unter anderem angeboten, die Löhne der betroffenen Beschäftigten in zwei Schritten um insgesamt fünf Prozent anzuheben, sowie Einmalzahlungen in Höhe von insgesamt 2500 Euro in Aussicht gestellt. Die EVG lehnte dies ab.

So eindeutig wie die EVG äußerte sich Verdi nach dem Großstreik nicht, doch auch dort ließen die Verantwortlichen durchklingen, dass bis und über Ostern bislang nichts geplant ist.

„Wenn das mit den Verhandlungen überhaupt nicht funktioniert, können wir uns das noch mal vorstellen“, sagte eine Bezirkssprecherin in Berlin. „Vor Ostern ist allerdings nicht realistisch.“

So geht es im öffentlichen Dienst weiter

Mit den bundesweiten Warnstreiks erhöhten die Gewerkschaften den Druck auf die Arbeitgeber in ihren jeweiligen Tarifverhandlungen.

Seit Montag läuft die dritte Verhandlungsrunde von Verdi und dem Beamtenbund mit Bund und Kommunen im öffentlichen Dienst. Angesichts der verhärteten Fronten war es unklar, ob bei der auf drei Tage angesetzten Runde ein Durchbruch gelingt.

S-Bahn-Züge stehen während des Streiks in einem Depot in München.
S-Bahn-Züge stehen während des Streiks in einem Depot in München.

© dpa/Peter Kneffel

Der Chef des Beamtenbundes, Ulrich Silberbach, brachte ein Scheitern ins Spiel. Für den Fall, dass die Arbeitgeber ihr Angebot nicht deutlich nachbesserten, sagte er: „Wir würden dann wahrscheinlich in die Schlichtung gehen.“

Weiter erklärte Silberbach: „Sollte die wiederum zu keinem Ergebnis führen, dann wird es mal wieder sehr dunkel in Deutschland. Dann werden wir in einen flächendeckenden, unbefristeten Arbeitskampf einsteigen müssen.“

So geht es bei den Eisenbahnen weiter

Die EVG verhandelt mit der Bahn und 50 weiteren Eisenbahn-Unternehmen über mehr Geld für rund 230.000 Beschäftigte. Die erste Verhandlungsrunde ging in der vergangenen Woche zu Ende.

Die zweite startet der EVG zufolge am Mittwoch. Dann werde wieder nach und nach mit sämtlichen Bahn-Unternehmen verhandelt.

Die Gespräche mit der Deutschen Bahn als größtem Arbeitgeber sind in diesem Rahmen für Ende April angesetzt. Auch hier liegen die Vorstellungen weit auseinander.

Das haben die Warnstreiks gebracht

Mit den Warnstreiks versuchen die Gewerkschaften, Streikbereitschaft und Stärke zu signalisieren. Den Verkehr in Deutschland legten sie weitgehend lahm. Ob sie eine Einigung mit den Arbeitgebern erschwert haben, muss sich zeigen.

Bundesinnenministerin Nancy Faeser äußerte zumindest Verständnis für die Sorgen der Beschäftigten. „Viele, auch im öffentlichen Dienst, leiden dieser Tage unter den hohen Energiepreisen, unter der hohen Inflation. Deswegen ist es auch unsere Aufgabe, gemeinsam einen guten Abschluss zu finden.“

Die Deutsche Bahn wiederum betont immer wieder ihr großes Unverständnis darüber, in der am Mittwoch beginnenden zweiten Tarifrunde erst so spät dranzukommen. „Es ist sehr befremdlich, dass man heute streikt und erst in fünf Wochen bereit ist, wieder mit uns zu verhandeln“, sagte ein Sprecher.

EVG-Tarifvorstand Kristian Loroch wies hingegen darauf hin, dass der Verhandlungszeitplan mit allen Beteiligten noch vor der ersten Runde abgestimmt worden sei. (dpa)

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