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Eine Bibel wird in den Händen gehalten.

© IMAGO/ingimage

Wegen pornografischer Inhalte: Eltern im US-Bundesstaat Utah wollen Bibel aus Schulen verbannen

Der Zensur an US-Schulen fallen auch Werke von LGBTQ- und PoC-Autoren zum Opfer. Der Grund: anstößige Inhalte. Nun fordern Eltern in Utah auf gleicher Grundlage ein Bibel-Verbot.

Welche Bücher gehören in den Lehrplan? In den USA wird diese Frage derzeit kontrovers diskutiert. Zwischen konservativen und liberalen Gesellschaftsgruppen wird mittlerweile ein wahrer Kulturkampf rund um Bücherverbote ausgefochten.

Oft geht es dabei um die Frage: Ist das nun wertvolles Kulturgut oder schädliche Pornografie? Jüngst sorgte in Florida der Republikaner Ron DeSantis mit einem Verbot für Aufsehen, das die Streichung von Büchern über Gender- oder Rassismustheorien an Schulen vorsieht.

Im republikanisch regierten US-Bundesstaat Utah wurde bereits 2022 ein Gesetz erlassen, nach dem Bücher mit „pornografischem oder anstößigem“ Inhalt an Schulen nicht länger behandelt werden dürfen.

Bei der aktuellen Verbotsdebatte rund um Bücher, die sexuelle Identitäten thematisieren, berufen sich konservative Gruppierungen vor allem auf die Einhaltung der christlichen Werte. Das schien ein Elternpaar aus Salt Lake City nun derart zu verärgern, dass es zum argumentatorischen Gegenschlag ausholte und sich für ein Verbot der Bibel aussprach.

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Der Grund: Die Heilige Schrift sei „eines der Sex-beherrschtesten Bücher überhaupt“. Wie die „Salt Lake Tribune“ berichtet, hat das Ehepaar beim Schulbezirk in Davis County bereits einen entsprechenden Antrag eingereicht, nach dem die Bibel auf unangemessene Inhalte hin überprüft werden soll.

Das Elternpaar legte dem Antrag eine Liste über bedenkliche Themenbereiche bei, die in der Bibel enthalten sein sollen. Darunter auch „Inzest, Onanie, Sodomie, Prostitution, Genitalverstümmelung, Fellatio, Dildos, Vergewaltigung und sogar Kindermord“.

Darüber hinaus wurden dem Prüfantrag insgesamt acht Belegstellen in der Bibel beigefügt, wie die „Salt Lake Tribune“ berichtet. „Schafft diese Pornografie aus unseren Schulen“, fordern die Eltern von der „Davis High School“ und dem zuständigen Schulamt in Salt Lake City.

Eltern in Utah danken rechtsorientierter Gruppe für Pionierarbeit

Dem Ehepaar zufolge würden die bisher in Utah diskutierten Bücher „weitaus geringere Vergehen“ beinhalten. Dem gegenüber sei ein Verbot der Bibel ein wahrer „slam dunk“ (zu Deutsch: „todsichere Sache“).

Sie werden zweifellos feststellen, dass die Bibel gemäß § 76-10-1227 „keine ernsthaften Werte für Minderjährige“ hat, weil sie nach unserer neuen Definition pornografisch ist.

Prüfantrag an den Schuldbezirk Davis County.

Das Paar bezieht sich hier mutmaßlich auf Maßnahmen der eher rechtsorientierten Gruppierung „Utah Parents United“, die Bücher von und über LGBTQ-Communitys und PoC („People of Color“ / „Person of Color“) ins Visier nahmen. Darunter befanden sich auch Werke der afroamerikanischen Autorin und Nobelpreisträgerin Toni Morrison („The Bluest Eye“) oder die Graphic Novel „Gender Queer“ von Maia Kobabe.

Nach der aktuellen Regelung können Publikationen auch verboten werden, wenn sie nur einige anstößige Szenen enthalten. Den US-amerikanischen Staatsanwälten zufolge, sei es für eine Urteilsfällung nicht nötig „das ganze Material“ zu betrachten.

In ihrem Prüfantrag dankten die Eltern daher ganz explizit der Legislative von Utah und den „Utah Parents United“ dafür, dass sie mit ihrem Voranschreiten den Verbotsprozess „so viel einfacher und effizienter gemacht haben“. „Jetzt können wir alle Bücher verbieten und man muss sie nicht einmal lesen oder es ganz genau wissen“, hieß es weiter.

Viele verbotene Bücher werden inhaltlich oft nicht geprüft

Der republikanische Abgeordnete Ken Ivory, der den Gesetzentwurf zur Entfernung pornografischer Bücher aus den Schulbibliotheken damals eingebracht hatte, nannte den Prüfantrag der Eltern eine „Eskapade, die die Ressourcen der Schule aufzehrt“.

Wenn ein Elternteil möchte, dass sein Kind ein bestimmtes Buch liest, dann kann er es bei Amazon oder in einer Buchhandlung kaufen oder sogar in einer öffentlichen Bibliothek ausleihen.

 Ken Ivory, Abgeordneter

Im Schulbezirk Alpine in Utah wurden allein im letzten Jahr 52 als anstößig eingestufte Bücher aus den Regalen der Schulbibliotheken entfernt.

Darunter soll sich der „Salt Lake Tribune“ zufolge auch die Publikation „SEX: Wenn Sie Angst vor der Wahrheit haben, lesen Sie es nicht!“ befunden haben. Tatsächlich handelt es sich bei dem Buch um ein Plädoyer für mehr Abstinenz.

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