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Streik am Hauptbahnhof

© picture alliance / PIC ONE/Ben Kriemann

Berlin nimmt die BVG: Das große Chaos ist am Streiktag ausgeblieben

In der Hauptstadt ist der Regional- und S-Bahnverkehr wieder angelaufen. U-Bahnen und Busse waren teils überfüllt. Viele stiegen auch aufs Fahrrad um.

Berlin kann Streik – und stieg einfach in U-Bahn und Bus. Der große, ganztägige Warnstreik der Eisenbahngewerkschaft EVG und der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi verursachte kein Chaos. Wie angekündigt stellte die Deutsche Bahn (DB) um Mitternacht den Betrieb ein, Fernzüge, Regionalzüge und S-Bahnen blieben im Depot. Da die Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) mit ihren U-Bahnen, Straßenbahnen und den Bussen nicht bestreikt wurden, fiel der Umstieg oft leicht. Nach BVG-Angaben gab es kaum Probleme, die Busse standen allerdings teilweise im Stau und auf stark frequentierten Linien waren sie morgens so voll, dass Fahrgäste auf den nächsten Wagen warten mussten.

Auch die U-Bahn-Linie 5 war am frühen Morgen stadteinwärts völlig überfüllt. Die einen quetschten sich noch in einen Zug, bei dem die Türen kaum noch zugingen, die anderen warteten auf die nächste Bahn – in der Hoffnung, dass die leerer ist. Doch das Warten half kaum. In jeder U-Bahn, die in Lichtenberg einrollte, drängten sich die Menschen dicht an dicht. Die U5 war vor allem für die östlichen Außenbezirke der einzige Weg in die Innenstadt. Dass gestreikt wird, wusste hier jeder.

Eine Ärztin zog es vor, auf eine leerere Bahn zu warten, obwohl sie ohne S-Bahn sowieso schon zehn Minuten länger zur Arbeit braucht. Dennoch stellte sie sich klar hinter die Streikenden. Eine Frau, die dieselbe Bahn vorbeifahren ließ, sah das anders: „Ich hoffe, dass die sich schnell einigen.“

Da die BVG mit U-Bahnen, Trams und Bussen nicht bestreikt wurde, fiel vielen der Umstieg leicht. Allerdings war die U-Bahn-Linie 5 am frühen Morgen stadteinwärts völlig überfüllt. 
Da die BVG mit U-Bahnen, Trams und Bussen nicht bestreikt wurde, fiel vielen der Umstieg leicht. Allerdings war die U-Bahn-Linie 5 am frühen Morgen stadteinwärts völlig überfüllt. 

© dpa/Paul Zinken

Problematisch war es allerdings, aus dem Umland in die Stadt zu kommen, Potsdam zum Beispiel war quasi abgeschnitten. Die Berliner Verkehrsinformationszentrale meldete dennoch nur geringe Staus morgens auf der Stadtautobahn. Auch die Brandenburger Polizei verzeichnete kein erhöhtes Verkehrsaufkommen auf den Autobahnen und Landstraßen.

Viele stiegen aufs Rad um

Angesichts des zwar kühlen, aber freundlichen Wetters waren viele auf das Rad umgestiegen, so wie es ein Verdi-Funktionär im Vorfeld empfohlen hatte. Die Taxibranche profitierte nur wenig: An den großen innerstädtischen Bahnhöfen warteten morgens reichlich Wagen. In den 90er Jahren hatten sich verzweifelte Fahrgäste bei den teilweise unangekündigten Streiks bei der BVG um das letzte Taxi gerangelt.

Auch private Unternehmen waren vom Streik betroffen, denn das Deutsche Eisenbahnnetz wird von der Deutschen Bahn gesteuert – und die Gewerkschaften hatten auch die Eisenbahner in den Stellwerken der DB Netz zum Streik aufgerufen. Die Ostdeutsche Eisenbahn GmbH (Odeg), die im Auftrag des Verkehrsverbundes Berlin-Brandenburg (VBB) mehrere wichtige Regionalexpress-Linien betreibt, darunter den RE1, hatte den Verkehr deshalb ebenfalls eingestellt.

Ebenso bei den wenigen „grünen“ Fernzügen: „FlixTrain-Verbindungen fallen am Montag aus“, heißt es lapidar auf der Homepage des Unternehmens. Eine Ausnahme war die Niederbarnimer Eisenbahn (NEB), die auf eigenen Strecken fährt. Allerdings konnten die Züge der Linie RB27 nur bis zum Bahnhof Schönerlinde fahren, der eigentliche Endbahnhof Karow gehört schon zum Bereich der Deutschen Bahn und wurde daher bestreikt.

Leere Bahnsteige am Zoo und Hauptbahnhof

Fernzüge fuhren am Montag in Berlin gar nicht. Am Zoologischen Garten und am Hauptbahnhof waren die Bahnsteige völlig und die Hallen weitgehend leer. Nur wenige Touristen mit Rollkoffern irrten herum, das Smartphone vor den Augen. Hilfe bekamen sie nicht, auch das Auskunftspersonal der Bahn streikte. Am Hauptbahnhof waren die Schalter verschlossen, die Jalousien heruntergelassen. Die Anzeigen der Bahn waren leer, viele vermissten darauf eine große zentrale Botschaft wie „Streik – kein Verkehr“. Tatsächlich liefen auf den riesigen Abfahrtstafeln nur ganz unten rechts ein schmales Band mit Informationen. Einen Ersatzverkehr mit Bussen gab es nicht.

Touristen, die mit dem Flughafenexpresszug zum BER wollten, hatten Pech. Denn die alternative Anreise über die U7 und den Bus zum Flughafen benötigt weitaus länger. Wie angekündigt waren am Berliner Airport nur die innerdeutschen Flüge gestrichen worden. Die Gewerkschaften hatten alle Flughäfen bundesweit bestreikt, nur den BER nicht.

Die Berliner S-Bahn hatte schon am Freitag angekündigt, dass die ersten Züge ab 15 Uhr wieder fahren würden, danach aber mit Verspätungen und Problemen zu rechnen sei. Das Unternehmen hatte von den Gewerkschaften Signale erhalten, dass nur die erste Schicht streiken würde. Am Mittag präzisierte das Unternehmen: „Die zeitliche Aufnahme des S-Bahnverkehrs am Nachmittag hängt vom Streikverlauf ab.“ Gegen 15 Uhr meldete die S-Bahn auf Twitter ein Ende des EVG-Streiks, es sei jedoch noch mit Einschränkungen im S-Bahnverkehr zu rechnen. Tatsächlich fuhren zunächst nur einige Züge. Auch im Regionalverkehr von Bahn, Odeg und NEB lief der Verkehr am Nachmittag wieder an, allerdings etwas später als bei der S-Bahn.

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