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Zuspieler Johannes Tille geriet auf seinem Weg zum wertvollsten Spieler kaum ins Schwitzen.

© IMAGO/Kessler-Sportfotografie

„Zu gut für Deutschland sind wir nicht“: Wer kann den BR Volleys jetzt noch gefährlich werden?

Zum ersten Mal wiederholen Berlins Volleyballer den Pokalerfolg. Angesichts ihrer Dominanz in der Liga ist das keine Überraschung. Nun haben sie die zweite Titelverteidigung im Blick.

Johannes Tille strahlte, als er am Sonntagabend das Spielfeld verließ und sich auf den Weg in die Umkleidekabine begab, wo eine feucht-fröhliche Bierdusche auf ihn wartete. Zum zweiten Mal in Folge hatte er mit seiner Mannschaft, den BR Volleys, den Pokal gewonnen und zum zweiten Mal in Folge wurde er im Finalspiel zum wertvollsten Spieler gewählt. Für die Berliner war der Erfolg ein Novum: Erstmals in der Vereinsgeschichte gelang ihnen die Titelverteidigung in diesem Wettbewerb.

„Wir wussten, was auf dem Spiel steht, und wir haben gezeigt, was wir können“, sagte Tille. Der 26-Jährige avancierte in den vergangenen Jahren zu einem der herausragendsten deutschen Spieler und qualifizierte sich mit der Nationalmannschaft sogar für die Olympischen Spiele in Paris. Einst stand er selbst beim Pokal-Finalgegner Herrsching unter Vertrag, den die Volleys am Sonntag 3:0 besiegten.

Ihr Sieg war dabei zu keinem Zeitpunkt ernsthaft gefährdet. Auch nicht im dritten Satz, als Herrsching den Punktestand kurzzeitig drehte und in Führung ging. Ein wenig mehr Gegenwehr habe er von seinem ehemaligen Verein erwartet, sagte Tille. „Wir haben zwar im dritten Satz kurz gewackelt, uns dann aber schnell gefangen.“

Vereine wie Lüneburg und Giesen steigern sich

Für die Volleys ist es der nunmehr siebte Pokalsieg. Auch in der Bundesliga stehen sie einen Spieltag vor den Play-offs auf dem ersten Tabellenplatz. Nur in der Champions League schieden sie bereits aus, nämlich in der vergangenen Woche gegen Trentino. „Das ist das beste Team der Welt“, erklärte Tille die zwei 0:3-Niederlagen im Viertelfinale gegen den italienischen Tabellenführer.

Die Frage, ob seine Mannschaft zu stark für Deutschland und zu schwach für Europa sei, verneinte er jedoch. „Natürlich sind wir gut für Deutschland, aber nicht zu gut. Andere Teams werden immer besser, wir dürfen uns auf den Erfolgen nicht ausruhen.“ In der Champions League hofft er im kommenden Jahr auf ein besseres Los für das Viertelfinale. „Aber am Ende sind die Top acht eben auch die Position, auf der wir uns in Europa befinden.“

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Mal wurden die BR Volleys schon Pokalsieger.

Tatsächlich haben sich in der Bundesliga insbesondere Lüneburg und Giesen gesteigert. Dennoch erscheint es unwahrscheinlich, dass eine Mannschaft den Volleys in absehbarer Zeit ernsthaft gefährlich wird. Bei der Siegerehrung am Sonntag wirkten die Spieler ein Stück weit abgeklärt. Ganz im Gegensatz zu den Stuttgarterinnen, die ihren deutlichen Sieg gegen Potsdam ausgelassen feierten.

So ausgelassen feierten die Stuttgarterinnen.
So ausgelassen feierten die Stuttgarterinnen.

© dpa/Uwe Anspach

Zumindest Manager Kaweh Niroomand, der im Pokal schon allerlei böse Überraschungen erlebt hat, atmete erleichtert auf, als die Volleys auch den dritten Satz nicht aus der Hand gaben. Etwas Positives konnte er dem kurzen Spannungsmoment dennoch abgewinnen. „Als Betroffener bin ich froh, wenn es schnell vorbei ist. Aber natürlich wäre das für die 11.000 Zuschauer etwas einseitig gewesen.“

Die Volleys wollen die Tabellenführung behaupten

Seinen Spielern hat er für den Pokalsieg auch eine Belohnung in Aussicht gestellt: Drei freie Tage am Stück. Angesichts des engen Spielplans in der Saison wäre das ein echter Luxus.

Ein bisschen müssen sie sich aber noch gedulden, denn erst einmal steht am Sonnabend das letzte Spiel vor den Play-offs gegen Düren auf dem Programm. „Bis dahin müssen wir noch durchziehen“, sagt Niroomand. „Das wird ein schweres Auswärtsspiel, bei dem wir unbedingt den ersten Platz verteidigen wollen.“

Parallel spielt Giesen gegen Lüneburg. Sollten die Berliner verlieren und Giesen gewinnen, würden die Grizzyls noch an den Volleys vorbeiziehen. Doch der Pokalsieg dürfte ihnen einen Schub geben. „Wir wollten in dieser Saison alle nationalen Titel verteidigen und zum ersten Mal ist es uns beim Pokal gelungen“, sagte Niroomand, der als einziger am Sonntag keine Bierdusche erhielt. Die könnte er dann in wenigen Monaten daheim in der Max-Schmeling-Halle nach dem Meisterschaftsfinale nachholen.

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