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In den Farben getrennt, auf der Strecke vereint: Die Brüder Simon (r.) und Adam Yates lieferten sich auf der 1. Etappe der Tour de France ein Duell an der Spitze.

© dpa/Pool Bernard Papon

Tour de France: Die Show der Yates-Brüder zum Grand Depart

Adam und Simon Yates fahren den Etappensieg zum Auftakt der 110. Tour de France unter sich aus. Ihre Eltern fiebern am Straßenrand mit. Die große Tour de France wird für einen Moment zur Familienangelegenheit.

Das Zweierfahren sind Adam und Simon Yates gewohnt. In ihrer Jugend wurden sie britische Meister im Madison. Da ist nur jeweils ein Partner auf der Bahn, der andere wird jeweils mit Schleudergriff aufs Hallenoval gejagt. Die Bahnkarriere begann, weil ihr Vater John beide Söhne zwecks Abbau überschüssiger Energien auf die legendäre Bahn in Manchester mitnahm.

Später bestritten die Beiden jede Menge Straßenrennen zusammen. Einen Jackpot dort holten sie bereits, als sie 2013 beim wichtigsten Nachwuchsrennen des Straßenradsports, der Tour de l’Avenir, auf einer Bergetappe nach Morzine als Erster und Zweiter den Zielstrich überquerten.

Das gleiche Kunststück gelang ihnen nun auch beim wichtigsten Radsportereignis überhaupt, der Tour de France. Als Erster und Zweiter kamen sie in Bilbao an. „Das hast du nicht oft in deinem Leben, mit deinem Bruder auf 1 und 2 bei einer Tour de France“, meinte dann auch angemessen euphorisch Adam. Er hatte das bessere Ende für sich.

Natürlich hätte ich gern gewonnen. Aber der beste zweite Platz ist es, wenn es dein Bruder ist, der gewinnt.

Simon Yates nach dem Sieg seines Bruders

Er profitierte auch davon, dass Bruder Simon Krämpfe auf dem letzten Kilometer hatte. Ihm war dann auch eher sauersüß zumute. „Natürlich hätte ich gern gewonnen. Aber der beste zweite Platz ist es, wenn es dein Bruder ist, der gewinnt“, sagte er. Simon Yates konnte auch großzügig sein. Er war es schließlich, der vor zehn Jahren bei der Tour de l’Avenir das bessere Ende für sich hatte. Er heimste auch in den Jahren danach die wertvolleren Siege ein. An erster Stelle steht da die Vuelta a Espana, die er vor fünf Jahren gewann.

Früher war Adam Helfer für Simon bei Rennen

Die fuhr auch Bruder Adam mit, damals sogar im gleichen Rennstall. Er war wertvoller Helfer für Simon. Drei Jahre später trennten sich die Wege. Adam ging weg vom australischen Rennstall, der damals Mitchelton-Scott hieß. Und Simon blieb. „Es war auch eine ökonomische Entscheidung. Wir konnten nicht beide halten“, blickt Brent Copeland, Manager des Rennstalls, im Gespräch mit dem Tagesspiegel auf diese Zeit zurück.

Er glaubt aber auch, dass die berufliche Trennung gut für beide war. „Jeder konnte so seinen Entwicklungsweg gehen“, erklärte er. Adam Yates wurde zu einem der wichtigsten Helfer von Tour de France-Sieger Tadej Pogacar. Bei kleineren Rennen kann er auf eigene Rechnung fahren und hat dann die komplette Unterstützung des gut besetzten UAE-Rennstalls.

Bruder Simon hingegen ist unumstrittener Klassement-Fahrer bei jayco AlUla. „Und wenn beide noch bei uns wären, wären sie sicherlich nicht gemeinsam bei dieser Tour de France, sondern hätten unterschiedliche Wettkampfpläne“, gab Copeland als weiteres Argument für die positiven Effekte der Trennung an.

Er selbst gönnte Adam Yates trotz dessen Weggangs den Sieg. Und er fragte sich auch, was wohl die Eltern Yates beim Zielsprint auf der 1. Etappe gemacht haben dürften. Haben sie vielleicht eine Münze in die Luft geworfen, spekulierte er lachend. Für den von ihm bezahlten Yates gab er die Parole aus, dem Bruder so schnell wie möglich das Gelbe Trikot auszuziehen. Das wäre eine Fortsetzung der Familienangelegenheit Tour de France.

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