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Trainer Pal Dardai und Hertha BSC sind seit zehn Pflichtspielen ungeschlagen.

© IMAGO/Matthias Koch

Nach dem Spiel gegen Düsseldorf: Hertha BSC zwischen Trauer und sportlicher Normalität

Der Berliner Fußball-Zweitligist hat das erste Spiel nach dem Tod von Präsident Kay Bernstein absolviert und muss nun weiterhin einen sehr schwierigen Spagat hinbekommen.

Das erste Tor des Spiels fiel nicht für sein Team, trotzdem sagte Fortuna Düsseldorfs Trainer Daniel Thioune über den Führungstreffer für Hertha BSC: „Was dem Spiel gutgetan und es leichter gemacht hat, war das 1:0. Es hat dazu geführt, dass es ein Fußballspiel war. Es kamen Emotionen ins Stadion.“ Wie so viele andere Dinge belegten auch diese Sätze, dass es eine Zweitligapartie war, die mit dem normalen Fußball-Alltag nichts zu tun hatte.

Am vergangenen Dienstag war Herthas Präsident Kay Bernstein völlig unerwartet im Alter von 43 Jahren verstorben. Am Sonntag hatten der Verein und die knapp 43.000 Zuschauer in einem sehr würdevollen Rahmen um Bernstein getrauert.

Als „hochemotional“ bezeichnete Herthas Sportdirektor Benjamin Weber nicht nur den Tag des Spiels, sondern die gesamte Zeit seit Bernsteins Tod. „Kay war ein Teil von uns“, sagte Weber: „Den Fokus auf die 90 Minuten zu richten, war schwer. Unter diesen Umständen ist es uns gut gelungen.“ Am Schluss hieß es 2:2.

Auch mit Hilfe einer Psychologin hatte sich die Mannschaft auf das Spiel gegen Düsseldorf vorbereitet. „Der Verein hat uns alles an Hilfestellungen zur Hand gegeben, was möglich ist“, sagte Kapitän Toni Leistner. Besonders in der ersten Halbzeit zeigte Hertha unter den unglaublich schweren Vorzeichen eine erstaunlich gute Leistung, hätte höher als 2:1 hätten führen können – oder müssen. Das fand Trainer Pal Dardai, der mit Tränen in den Augen um Bernstein getrauert hatte.

Vor allem zu Beginn der zweiten Hälfte agierte Hertha jedoch nachlässig und hätte die Begegnung fast komplett aus der Hand gegeben. „Alle sind rausgestürzt und haben undiszipliniert gespielt“, ärgerte sich Dardai. Zudem verursachte Marc Kempf zwei Elfmeter. Einen verwandelte Christos Tzolis, einen schoss er neben das Tor. Trainer Thioune ärgerte sich daher auch. Nämlich darüber, „dass wir nicht das 3:2 per Elfmeter machen und auch danach Chancen vergeben haben“. So gab es am Ende doch noch etwas Fußball-Normalität.

Es ist gut, dass wir wieder ein Stück in den Alltag gekommen sind und dass wir nicht verloren haben.

Benjamin Weber, Sportdirektor von Hertha BSC

„Es ist gut, dass wir wieder ein Stück in den Alltag gekommen sind und dass wir nicht verloren haben“, sagte Weber. „Eine Niederlage hätte wehgetan“, sagte Leistner nach Abpfiff, „auch wenn es heute wichtigere Dinge gibt als Fußball.“

Dardai deutete das Unentschieden zum Rückrundenauftakt positiv: „Düsseldorf ist nicht weg. Wir jagen sie weiter.“ Allerdings sind es nach wie vor fünf Punkte Rückstand auf die Fortuna. Und acht auf Rang drei, der zur Teilnahme an der Relegation berechtigt.

Das aufzuholen, ist nicht unmöglich. Zumal die Serie gehalten hat, die Berliner sind inzwischen seit zehn Pflichtspielen ungeschlagen. Allerdings gehört dazu folgende Ergänzung: In der Liga endeten fünf Spiele unentschieden.

Für Hertha geht der schwierige Spagat nun weiter. Auf der einen Seite ist der Verein nach wie vor in tiefer Trauer, auf der anderen Seite stehen sportlich sehr wichtige Spiele an. Auf die Auswärtspartie am Sonnabend beim SV Wehen Wiesbaden folgen das Viertelfinale im DFB-Pokal gegen den 1. FC Kaiserslautern (Mittwoch, 31. Januar) und das Heimspiel gegen den Hamburger SV in der Liga (Sonnabend, 3. Februar), der HSV ist momentan Dritter. „Das Pokalfinale“, hatte Bernstein in seinem letzten Interview in der „Sport-Bild“ gesagt, „das ist der größte Traum. Einen Pokalsieg könnte uns keiner mehr nehmen.“

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