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Der frühere Ultra Kay Bernstein wird bei den Hertha-Fans für immer unvergessen bleiben.

© Imago/Jan Huebner

2:2 gegen Fortuna Düsseldorf: Erstes Hertha-Spiel nach Kay Bernsteins Tod endet remis

Knapp 43.000 Fans im Olympiastadion eint die Trauer um den verstorbenen Hertha-Präsidenten. Fußball wird auch gespielt, doch das ist an diesem Tag nebensächlich.

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Am Sonntagmorgen teilt Hertha BSC eine Nachricht in den sozialen Netzwerken: „Dieses Spiel ist für dich, Kay“. Dazu ein blaues Herz und eine weiße Taube als Symbol sowie drei Bilder von Kay Bernstein. Damit wird noch einmal deutlich: Der Rückrundenauftakt in der Zweiten Liga gegen Fortuna Düsseldorf, der 2:2 (2:1) enden wird, ist kein Fußballspiel, wie man es kennt. Es steht im Zeichen der Trauer um Kay Bernstein. Herthas Präsident war am Dienstag im Alter von 43 Jahren überraschend verstorben.

Im Stadion ist nichts wie sonst. Vor dem Anpfiff wird ausschließlich ruhige, leise Musik gespielt, dazu laufen Bilder über die Anzeigetafel: Bernstein als Fan mit Megaphon, Bernstein als Präsident. Die Ostkurve schweigt, einige Fans tragen einen Kranz die Stufen herunter, der vor der Kurve auf einem Podest abgelegt wird. „In Gedenken an Kay Bernstein“ steht auf einem großen Plakat dahinter. Es ist eine würdige Atmosphäre.

Auch bei der Bekanntgabe der Aufstellungen wird auf jegliches Programm verzichtet. Beim Einlaufen der Mannschaften ertönt Frank Zanders „Nur nach Hause“, das die Fans – so wirkt es – noch ein wenig lauter mitsingen als bei anderen Spielen.

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Direkt im Anschluss wird es wieder ganz leise. Stadionsprecher Fabian von Wachsmann verliest im Namen des Klubs vor der Schweigeminute bewegende Worte des Abschieds und ringt dabei hörbar um Fassung. „Das hat mich auch angefasst“, sagt Düsseldorfs Trainer Daniel Thioune später. „Da muss man schon die eine oder andere Träne verdrücken und spielt die ersten fünf, sechs, sieben Minuten mit Gänsehaut“, sagte Kapitän Toni Leistner. Und Trainer Pal Dardai befand: „Kay ist unsterblich. Er hat nie gefragt, was gut für ihn ist, sondern immer, was gut für Hertha ist.“

Die Atmosphäre bleibt andächtig, die ersten Minuten des Spiels herrscht fast durchgehend Ruhe, nur unterbrochen von einem lauten „Hertha und der KSC“ der Fans. Fortunas Anhänger beginnen nach fünf Minuten mit der Unterstützung ihres Teams – ein bisschen Fußball-NormaIität.

Herthas Haris Tabakovic bejubelte sein Tor zum 1:0 mit einer speziellen Botschaft in Gedenken an Kay Bernstein.

© Imago/Jan Huebner

Die Ostkurve schweigt, zeigt lediglich ein großes Banner. Eines von vielen, die während der Begegnung zu sehen sind. Aufschrift: „Wir gießen deinen Baum mit unseren Tränen. In unseren Herzen wirst Du ewig leben.“ Bernstein hatte wenige Monate nach Beginn seiner Amtszeit einen Apfelbaum auf dem Gelände der Geschäftsstelle gepflanzt. Symbolhaft für den Neubeginn im Verein.

„Mein Wunsch ist: Wenn der Ball rollt, dann fighten wir. Kay würde sich das auch wünschen“, hatte Pal Dardai vor dem Anpfiff bei Sky gesagt. Kämpfen tut sein Team vor 42.902 Zuschauern, wie auch der Gegner. Struktur ist zunächst nicht im Spiel. Ab und zu ist von den Rängen das zu hören, was ein Stadion sonst ausmacht: Beifall, lautes Aufstöhnen, Pfiffe. Ähnlich wie Präsident Bernstein auf seinem Platz auf der Tribüne auch reagiert hätte.

Das Spiel braucht ein wenig Anlaufzeit

„Meine Leidenschaft und Emotionen sind nicht plötzlich weg, nur weil ich jetzt dieses Amt innehabe. Ich werde noch genauso von der Hoffnung gepeitscht, dass wir gewinnen“, hat Bernstein wenige Monate nach seiner Wahl zum Präsidenten im Jahr 2022 gesagt. Auf seinem Platz hängt bei der Partie gegen die Fortuna die berühmt gewordene blau-weiße Trainingsjacke.

Nach einer halben Stunde gibt es die erste große Chance. Derry Scherhant bereitet vor, Haris Tabakovic zieht in den Strafraum und trifft zur Führung für die Berliner, deren Auftritt angesichts der traurigen Umstände äußerst respektabel ist. Die Fans jubeln kurz, aber laut. Tabakovic rennt zur Auswechselbank und bekommt ein schwarzes T-Shirt überreicht mit dem Schriftzug „Wir Herthaner. In tiefer Trauer“, das er hochhält. Für den Stürmer ist es das erste Tor seit Ende Oktober – auch das ist diesmal jedoch nur eine Randnotiz. Wenige Minuten später trifft Tabakovic den Pfosten. „Ha Ho He, Hertha BSC“, schallt es aus der Kurve.

In der 44. Minute erzielt Isak Bergmann Johannesson den überraschenden Ausgleich. Aber das ist es noch nicht gewesen mit der ersten Halbzeit: Düsseldorfs Torwart Florian Kastenmaier spielt den Ball genau in die Füße des knapp vor dem Strafraum postierten Scherhant, der das 2:1 macht. Beim Torjubel reckt Scherhant einen Finger der rechten Hand gen Himmel. „Als Team haben wir es sehr gut angenommen und es in der ersten Halbzeit sehr gut gemacht“, sagte Leistner nach Abpfiff. Das sah Trainer Dardai ähnlich, merkte aber an: „Wir hätten mit 2:0 in die Kabine gehen müssen.“

Auch die knappe Führung hat nach der Pause nicht lange Bestand. Marc Kempf hält Jona Niemiec im Strafraum fest, Schiedsrichter Robert Kampka gibt Elfmeter, Christos Tzolis verwandelt zum 2:2. Etwa fünf Minuten später: Wieder ein Zweikampf zwischen Kempf, der wenige Minuten später ausgewechselt wird, und Niemiec. Wieder gibt es Elfmeter. Diesmal schießt Tzolis links daneben.

Das Spiel ist nun deutlich emotionaler, auch von den Rängen gibt es mehr Reaktionen. Ab der 60. Minute sind aus der Ostkurve Fangesänge zu hören. Düsseldorf ist die aktivere Mannschaft mit den besseren Chancen. Auf der anderen Seite macht Tabakovic fast sein zweites Tor des Tages, trifft aber nur das Außennetz.

Letztlich bleibt es beim Unentschieden. Das bringt Hertha in der Tabelle nicht voran, doch an diesem Tage ist das nebensächlich. „Es fällt schwer, darüber überhaupt zu sprechen. Am Ende nehmen wir den Punkt gerne mit“, sagte Sportdirektor Benjamin Weber.

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