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Schwerer Gang. Pal Dardai (rechts, mit Sportdirektor Benjamin Weber) musste am Mittwoch mit seiner Mannschaft auf den Trainingsplatz.

© imago/Nordphoto/IMAGO/nordphoto GmbH / Engler

Erstes Training nach dem Tod von Kay Bernstein: Hertha BSC und die Simulation von Normalität

Am Mittwochnachmittag stehen die Spieler von Hertha BSC erstmals seit der Nachricht vom Tod ihres Präsidenten Kay Bernstein wieder auf dem Trainingsplatz.

Es ist zehn nach zwei, ein paar Minuten später als geplant, als Pal Dardai auf den Trainingsplatz kommt. An seiner Seite, mit gesenktem Kopf, Benjamin Weber, der Sportdirektor von Hertha BSC. „Guten Tag“, sagt Dardai, der Trainer des Berliner Fußball-Zweitligisten.

Der Tag danach. Rund hundert Fans haben sich am Mittwochnachmittag am Schenckendorffplatz auf dem Vereinsgelände eingefunden. Es ist ungewöhnlich still, auch als die Spieler in kleinen Gruppen eintrudeln. Manche grüßen kurz, andere gehen schweigend auf den Platz.

Knapp 26 Stunden sind vergangen, seitdem Hertha bekannt gegeben hat, dass Kay Bernstein, der Präsident des Vereins, im Alter von nur 43 Jahren überraschend verstorben ist. Und noch vier Tage sind es, bis die Berliner am Sonntag mit einem Heimspiel im Olympiastadion gegen Fortuna Düsseldorf in die Rückrunde starten.

Das Training am Mittwoch ist das erste dieser Woche auf dem schneegesäumten Rasen – und es ist das letzte, bei dem Zuschauer zugelassen sind. Bei Hertha haben sie überlegt, ob die Profis nicht lieber ohne Publikum trainieren sollten und sich letztlich dagegen entschieden.

Die Pressekonferenz vor dem Spiel ist abgesagt

Mit dem Besuch der Einheit, so teilt der Klub mit, solle den Fans und den Mitgliedern des Vereins auch weiterhin Raum zum Trauern gegeben werden. Die übliche Pressekonferenz vor dem Spiel ist hingegen abgesagt worden. Im Moment steht der Fußball bei Hertha nicht an erster Stelle.

Und trotzdem ist das Training auf dem Platz auch so etwas wie die Simulation von Normalität. Arbeitsalltag für Fußballprofis. Bei einer Passübung raunzt Trainer Dardai Michal Karbownik an. „Immer die gleichen Spieler und die gleichen technischen Fehler! Leute, Spannung holen!“

Die Fans trauern. Das Spiel am Sonntag gegen Düsseldorf wird auch eine inoffizielle Gedenkfeier für Kay Bernstein werden. Für die Spieler hingegen ist es eine vielleicht schon vorentscheidende Begegnung, wenn der Traum vom Aufstieg doch noch Wirklichkeit werden soll. Die Fortuna, Tabellenvierter der Zweiten Liga, ist ein direkter Konkurrent.

Schon unter normalen Umständen wäre die Vorbereitung für Trainer Dardai alles andere als einfach gewesen. Aber seit Dienstag ist nichts mehr normal. Der Verein befindet sich in einem emotionalen Ausnahmezustand.

Fabian Reese fehlt weiterhin

Am Osttor des Olympiastadions, direkt hinter der Kurve, in der Kay Bernstein seine Jugend verbracht hat, werden Kerzen aufgestellt und Blumen abgelegt. An den Fahrradständern hängen Hertha-Schals. Die Fahnen auf dem Vereinsgelände wehen auf halbmast.

Neben der Trauer um Kay Bernstein sieht sich Pal Dardai auch mit vergleichsweise banalen Problemen konfrontiert. Die Personalsituation ist weiterhin angespannt. Fabian Reese ist auch am Mittwoch nicht ins Training zurückgekehrt. Inzwischen fehlt Herthas bester Spieler der Hinrunde seit fast fünf Wochen.

Zumindest Toni Leistner und Palko Dardai, die in Spanien am Ende des Trainingslagers hatten pausieren müssen, sind wieder zurück. Dafür muss Herthas Trainer weiterhin auf Gustav Christensen, Jonjoe Kenny und Marton Dardai verzichten. Und auch Bence Dardai ist am Mittwoch noch nicht ins Mannschaftstraining eingestiegen.

Neunzig Minuten dauert das Training. Es fängt schon an zu dämmern, als die Einheit beendet ist. Nur wenige Fans haben in der klirrenden Kälte bis zum Schluss ausgehalten. Aber um das, was auf dem Rasen passiert, ist es an diesem Nachmittag auch allenfalls am Rande gegangen.

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