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Das Team von Martina Voss-Tecklenburg muss sein letztes Gruppenspiel gewinnen, um das Achtelfinale zu erreichen.

© REUTERS/Dan Peled

Ein Sieg als WM-Pflichtaufgabe: Deutschland steht gegen Südkorea unter Druck

Die deutschen Fußballerinnen können sich mit einem Sieg aus eigener Kraft für das Achtelfinale der WM qualifizieren. Platz eins in der Gruppe wäre nur bei einer Niederlage Kolumbiens möglich.

Die Ausgangslage vor dem letzten Gruppenspiel bei der Weltmeisterschaft in Australien und Neuseeland hatten sich die deutschen Fußballerinnen ganz bestimmt anders vorgestellt. Um mit absoluter Sicherheit das Achtelfinale zu erreichen, braucht es am Donnerstag in Brisbane (12 Uhr MESZ/ZDF) einen Sieg gegen Südkorea. Im Parallelspiel trifft Kolumbien als Gruppenerster mit drei Punkten mehr als das DFB-Team auf das drittplatzierte Marokko, das drei Zähler auf dem Konto hat.

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Sollte Marokko gewinnen und Deutschland nur Unentschieden spielen, wäre das Team von Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg raus. „Wir müssen jetzt gewinnen. Ich glaube, dass der Druck auch immer ein bisschen dazugehört, um seine Leistung abzurufen“, sagte Lena Oberdorf. Über ein mögliches Ausscheiden macht sich ihre Trainerin indes keine Sorgen. „Wir haben überwiegend gute Stimmung“, sagte Voss-Tecklenburg und betonte, dass es innerhalb des Teams ein sehr gutes Miteinander gebe. „Wir sprechen die Dinge klar an, wir sprechen sie kritisch an, aber wir sprechen sie auch sachlich an. Wir bleiben bei uns. Wir gewinnen zusammen, wir verlieren zusammen, und wir gehen die nächsten Schritte zusammen.“

Das wird natürlich ein ganz, ganz schwieriges Spiel. Wir haben bisher nicht so performt, wie wir das können.

Colin Bell, Trainer von Südkorea

Die Vorzeichen für ein Weiterkommen stehen dennoch gut. Deutschland ist der große Favorit gegen Südkorea, und Kolumbien wird sich gegen Marokko nicht ausruhen, sondern darauf aus sein, Platz eins zu halten. Für Südkorea geht es nach zwei Niederlagen und einem Torverhältnis von minus drei eigentlich nur noch um Schadensbegrenzung. „Wir brauchen fünf Tore, um weiterzukommen. Das ist eine Riesenherausforderung“, sagte Colin Bell, Trainer der südkoreanischen Nationalmannschaft. Eine „Minichance“ bestehe trotzdem. Dass Bell die Hoffnung noch nicht komplett aufgegeben hat, könnte daran liegen, dass er das deutsche Team nach eigener Aussage „in- und auswendig“ kenne.

Bell gewann 2015 mit dem 1. FFC Frankfurt (mittlerweile Eintracht Frankfurt) die Champions League, spielte einst für den FSV Mainz 05 und arbeitet seit vier Jahren in Südkorea. „Das wird natürlich ein ganz, ganz schwieriges Spiel. Wir haben bisher nicht so performt, wie wir das können.“ In der Offensive zeigte Südkorea bei dieser WM tatsächlich nur wenig Qualität. Beim Auftaktspiel gegen Kolumbien konnte die Mannschaft bei einem 0:2-Rückstand zur Pause keinen einzigen Torschuss in Halbzeit zwei verbuchen. Auch bei der Niederlage gegen Marokko brachte Südkorea im gegnerischen Strafraum kaum etwas zustande.

Mehr Probleme in der Offensive als in der Defensive

Dass sich die Verletzungen von Sara Doorsoun (Muskelverletzung) und Felicitas Rauch (Knie-Stauchung) in der Vorrunde also nochmal als Problem herausstellen könnten, scheint unwahrscheinlich. Zumal Sjoeke Nüsken und Chantal Hagel bewiesen haben, dass sie ein adäquater Ersatz sind.

Auch Marina Hegering ist wieder vollständig von ihrer Fersenprellung genesen und einsatzbereit. Sie dürfte gegen Südkorea den Vorzug vor Nüsken erhalten und somit zu ihrem WM-Debüt kommen. „Das bedeutet ganz viel, dass Marina wieder so auf dem Trainingsplatz steht, dass sie komplett ihre Leistung bringen kann“, sagte Voss-Tecklenburg bei der Abschlusspressekonferenz am Donnerstag in Brisbane. „Das ist dann natürlich ein Mehrwert für jede Mannschaft. Von daher sind wir froh, dass Marina jetzt absolut spielfähig ist.“

Der ausschlaggebende Faktor für die Niederlage gegen Kolumbien war ohnehin eher das Spiel mit dem Ball. Insbesondere im letzten Drittel waren die Pässe und Abschlüsse zu unpräzise. Auch Jule Brand und Klara Bühl konnten sich nicht wie gewohnt in Eins-gegen-eins-Situationen auf außen durchsetzen. Das muss sich gegen Südkorea ändern. Gegen Kolumbien kassierte man die beiden Gegentore durch einen Handelfmeter und nach einem individuellen Fehler von Torfrau Young-Geul Yoon. Aus dem Spiel heraus erspielte sich Kolumbien kaum Chancen, was an der tief und kompakt stehenden Fünferkette der Südkoreanerinnen lag.

Probate Mittel könnten also Standards und hohe Flanken sein. Gegen eine Alexandra Popp im Sechzehner dürfte die Innenverteidigung um Kapitänin Hye-Ri Kim im Luftzweikampf kaum eine Chance haben. Außerdem ergeben sich Lücken, sofern man Südkoreas Außenverteidigerinnen nach außen zieht und dort dann mit einem Dribbling überwindet. Hier wären Brand und Bühl gefragt.

Letztlich ist Deutschland mit einer normalen Leistung imstande, Südkorea zu schlagen. Ein deutlicher und überzeugender Sieg wäre aber wichtig für das Selbstvertrauen. Denn das würde man in einem Achtelfinale dringend brauchen.

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