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Die Ruhe in Person. Bundestrainer Nagelsmann (links, mit seinem Co-Trainer Sandro Wagner) will sich von der allgemeinen Erregung nicht anstecken lassen.

© REUTERS/Lisa Leutner

„Mit einem guten Gefühl“ in die Winterpause: Julian Nagelsmann als Bundestrainer schon unter Druck

Mit der Partie gegen Österreich endet für die Fußball-Nationalmannschaft das Länderspieljahr. Nach der Niederlage am Wochenende wäre ein Erfolg gut für die Stimmung im Land.

Julian Nagelsmann hat am Sonntag den Zeitplan gehörig durcheinandergebracht, aber das war den besonderen Umständen geschuldet – und hat ihm am Ende auch leidgetan. Jedenfalls hat sich der Bundestrainer am Montag bei den Fans der deutschen Fußball-Nationalmannschaft entschuldigt, die tags zuvor bei einem PR-Termin lange auf einige Nationalspieler hatten warten müssen.

Die Analyse der Niederlage gegen die Türkei hatte länger gedauert als ursprünglich veranschlagt. Nagelsmann war der Ansicht, „dass wir das erst einmal aufarbeiten mussten“.

Die nächste Aufgabe für ihn und sein Team steht nämlich unmittelbar bevor. An diesem Dienstag (20.45 Uhr, live im ZDF) treten die Deutschen im Wiener Ernst-Happel-Stadion gegen Österreich an. „Das ist ein sehr schönes Duell“, sagte Innenverteidiger Mats Hummels bei der Pressekonferenz am Abend vor der Begegnung. Und ein sehr anspruchsvolles.

Wie schon gegen die Türken, so ist auch das Duell mit den Nachbarn aus Österreich pro forma ein Freundschaftsspiel. Und trotzdem geht es um einiges. Die Nationalmannschaft steht nach der Niederlage vom Wochenende und sieben Monate vor der EM im eigenen Land schon ein wenig unter Druck. Der Eindruck, den die Nationalmannschaft beim letzten Länderspiel des Jahres hinterlässt, könnte länger nachwirken.

Gott sei Dank habe ich nur einen Artikel gelesen, der hat gereicht.

Bundestrainer Julian Nagelsmann über die Berichterstattung nach dem Türkei-Spiel

Natürlich wäre es vorteilhaft, „mit einem guten Gefühl rauszugehen“, sagte Nagelsmann. „Aber wir tun gut daran, die Öffentlichkeit aus unseren Köpfen zu streichen.“ Der 36-Jährige ist erst seit wenigen Wochen Bundestrainer, zuvor hat er den FC Bayern München trainiert, einen Klub also, der ebenfalls maximale öffentliche Aufmerksamkeit erregt. Aber bei der Nationalmannschaft fallen die Ausschläge – im Guten wie im Schlechten – noch ein bisschen extremer aus.

Nagelsmann hat das gemerkt, als er nach dem Spiel gegen die Türkei eine Zeitung zur Hand nahm. Er habe „Gott sei Dank nur einen Artikel gelesen, der hat gereicht“. Die eher kritischen Reaktionen auf seine Idee, Kai Havertz als linken Verteidiger aufzubieten, hatte ihm nicht gefallen. Der Bundestrainer beharrte erneut darauf, dass es kein Experiment gewesen sei. Deshalb sei Havertz auch für das Spiel in Wien eine Option.

Generell hält Nagelsmann die Österreicher für fußballerisch stärker als die Türken. Aber auch am Dienstag erwarten die Deutschen einen Gegner, der viel Intensität ins Spiel bringen wird. Dafür steht schon der österreichische Nationaltrainer Ralf Rangnick, der eine klare fußballerische Idee verfolgt und auch Julian Nagelsmann geprägt hat. Er erwarte „eine Mannschaft, die aggressiv verteidigt, die gut und aggressiv auf den zweiten Ball geht“, sagte der Bundestrainer.

Vieles davon hat auch das Spiel der Türken am Wochenende ausgezeichnet; und mit vielem davon kamen die Deutschen nicht zurecht. Auf die Frage, ob er im defensiven Mittelfeld Änderungen plane, antwortete Nagelsmann nicht. Am Samstag im Berlin spielten Ilkay Gündogan und Joshua Kimmich als Sechser. Beide sind ähnliche Typen und hatten zeitweise Schwierigkeiten mit dem emotionalen und körperbetonten Spiel der Türken.

„Wir denken viel darüber nach, etwas zu verändern, ohne viel zu verändern“, sagte Nagelsmann. Ihm geht es um Anpassungen, nicht um revolutionäre Neuerungen. Die Grundordnung, so behauptete er, bleibe pragmatisch gleich.

„Wir versuchen schon, die bessere Mannschaft zu sein und zu gewinnen“, sagte der Bundestrainer mit Blick auf das Spiel gegen Österreich. Es geht um einen positiven Jahresabschluss, um ein gutes Gefühl im Anlauf auf die Heim-EM. „Diesen Flow müssen wir uns erarbeiten“, sagte Julian Nagelsmann. „Es ist wichtig, dass wir nicht in eine Opferrolle kommen.“

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