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Leroy Sane (l) im Duell mit Kenan Yildiz, der kurz vor der Pause das 2:1 für die Türken erzielte.

© dpa/Robert Michael

Update

Erste Niederlage für Bundestrainer Nagelsmann: „Wir hatten nicht die nötige Emotionalität“

Auswärtsniederlage zu Hause: Im Berliner Olympiastadion verliert die deutsche Fußball-Nationalmannschaft 2:3 gegen die Türkei. Auch auf den Rängen sind die Gäste in der Übermacht.

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Die deutschen Fans nahmen die Sache mit Humor. Kai Havertz hatte die Fußball-Nationalmannschaft gegen die Türkei gerade mit 1:0 in Führung gebracht, da erklangen aus der deutschen Kurve vereinzelte „Auswärtssieg!“-Rufe. Dabei spielte die Nationalmannschaft am Samstagabend im Berliner Olympiastadion.

Ein Auswärtssieg zu Hause wurde es am Ende auch nicht. Stattdessen kassierte Julian Nagelsmann in seinem dritten Spiel als Bundestrainer und bei seinem Heimdebüt die erste Niederlage. 2:3 (1:2) hieß es am Ende vor 72.592 Zuschauern im ausverkauften Olympiastadion, weil es der Nationalmannschaft in den entscheidenden Momenten an Kaltschnäuzigkeit mangelte. „Einige haben nicht das Emotionalitätsniveau erreicht, um an ihre Grenzen zu gehen“, sagte Nagelsmann.

Schon als die deutschen Spieler um kurz nach acht aus dem Untergeschoss des Stadions zum Warmmachen aufs Feld gekommen waren, erhielten sie einen ersten Eindruck, dass sich dieses Heimspiel irgendwie anders anfühlen würde. Sie wurden mit heftigen Pfiffen empfangen. Die Anhänger des türkischen Teams waren eindeutig überlegen, sowohl numerisch als auch akustisch.

Und die Gäste begannen tatsächlich wie ein Heimteam. Sie attackierten früh, pressten energisch und setzten die Deutschen von Anfang an unter Druck. Aber die Mannschaft von Julian Nagelsmann ließ sich zumindest zu Beginn davon nicht allzu sehr beirren.

Schon nach fünf Minuten gingen die Deutschen in Führung. Nach einem schnittigen Pass von Rechtsverteidiger Benjamin Henrichs in die Spitze bediente Leroy Sané in der Mitte Kai Havertz, der aus gut sieben Metern zum 1:0 vollendete.

Dass Havertz im Strafraum zu finden ist, ist eigentlich nicht ungewöhnlich. An diesem Abend war es das schon. Denn der Bundestrainer hatte den Offensivspieler des FC Arsenal überraschend als linken Verteidiger in der Viererkette aufgeboten – natürlich mit der Idee, dass sich Havertz regelmäßig in Angriffsspiel seines Teams einschalten sollte.

In der Defensive aber hatte der frühere Leverkusener einige Probleme. Unter anderem verursachte er 20 Minuten vor dem Ende im eigenen Strafraum den Handelfmeter, den Yusuf Sari zum 3:2-Endstand verwandelte. Torhüter Kevin Trapp, Ersatz für den verletzten Marc-André ter Stegen, war mit den Fingern dran, konnte den Treffer aber nicht verhindern.

Dass die Deutschen so große Probleme bekommen würden, war nach der frühen Führung nicht abzusehen. In dieser Phase kombinierten sie recht leichtfüßig, vor allem über Florian Wirtz und Leroy Sané. Die Türken liefen oft hinterher, und auf den Rängen wurde es schon ein wenig ruhiger.

Die Deutschen büßten die Kontrolle ein

Doch ab Mitte der ersten Hälfte büßte die Nationalmannschaft mit abnehmendem Ballbesitz mehr und mehr die Kontrolle über das Spiel ein. „Wir wurden zu lethargisch. Ich weiß nicht, ob wir dachten, dass es von allein schon wird“, sagte Kapitän Ilkay Gündogan. „Wir waren nicht aggressiv genug.“

Nagelsmann hatte sich für das Duell mit den Türken vor allem mehr Stabilität in der Defensive gewünscht. Es sollte ein Wunsch bleiben. Zur Pause hieß es 2:1 – für die Gäste.

Vor dem Ausgleich in der 38. Minute ließ sich die deutsche Abwehr von einem simplen langen Ball aus dem Mittelfeld aushebeln. Leroy Sané hechelte Ferdi Kadioglu hinterher, konnte ihn aber nicht mehr am Abschluss hindern. Mit einem wuchtigen Schuss ins kurze Eck traf der türkische Linksverteidiger zum 1:1.

In der Nachspielzeit der ersten Hälfte kam es noch ärger. Nach einer Flanke in den Strafraum rutschte Henrichs aus. Kenan Yildiz, vor 18 Jahren in Regensburg geboren und in der Jugend des FC Bayern ausgebildet, wuchtete den Ball aus spitzem Winkel unter die Latte. Ein gewaltiger Jubelschrei erschütterte das Olympiastadion.

Den strategischen Vorteil aber büßten die Gäste gleich zu Beginn der zweiten Hälfte wieder ein. Nach einem Konter bediente Wirtz Mittelstürmer Niclas Füllkrug, der mit einem platzierten Schuss neben den Pfosten das 2:2 erzielte. Für den Dortmunder, der bis dahin kaum aufgefallen war, war es im zwölften Länderspiel das zehnte Tor.

Die Begegnung blieb auch in der Folge unterhaltsam. Füllkrugs Dortmunder Vereinskollege Salih Öczan traf mit einem Distanzschuss den Pfosten, aber auch die Deutschen hatten nach dem Elfmeter zum 2:3 noch gute Chancen. Aber es sollte nicht sein, obwohl Nagelsmann kurz vor Schluss mit dem Debütanten Marvin Ducksch einen weiteren Stürmer brachte.

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