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Stuttgarts Tormaschine Serhou Guirassy (rechts) war einen Schritt schneller als Unions Abwehrchef Robin Knoche.

© dpa/Andreas Gora

1. FC Union verliert zu Hause 0:3 gegen Stuttgart: „Das sind nicht wir, das ist nicht Union-like“

Gegen den VfB Stuttgart verliert Union zum achten Mal in Folge. Auch die Rückkehr der Führungsspieler Robin Knoche und Rani Khedira hilft der verunsicherten Mannschaft nicht.

| Update:

Leonardo Bonucci sah das Unheil kommen. Der Innenverteidiger des 1. FC Union breitete die Arme aus, zeigte auf ein großes Loch im Abwehrzentrum und rief. Doch Bonucci saß auf der Ersatzbank neben der sportlichen Leitung um Michael Parensen und Oliver Ruhnert. Auch Robin Knoche, der für den Italiener in die Startformation zurückgekehrt war, schaute hilflos zu.

Der Abwehrchef kam einen Schritt zu spät, als Serhou Guirassy den Ball in der 16. Minute unhaltbar ins rechte Eck köpfte. Der Stürmer des VfB Stuttgart setzte seinen unheimlichen Lauf fort und erzielte bereits sein 14. Saisontor. Auch Union blieb seiner Serie treu, das 0:3 (0:1) vor 22.012 Zuschauern im ausverkauften Stadion An der Alten Försterei war bereits die achte Pflichtspielniederlage in Folge. Das passierte den Berlinern zuletzt 2004 in der Regionalliga.

„Eine gewisse Verunsicherung ist aufgrund der letzten Resultate da. Das ist logisch“, sagte Urs Fischer. „Aber wir müssen die Situation so annehmen und haben zwei Tage, um uns zu schütteln.“ Schon am Dienstag geht es in der Champions League gegen den italienischen Meister SSC Neapel.

Trainer Urs Fischer und das gesamte Umfeld waren mit der Hoffnung ins Spiel gegangen, dass Knoche und Mittelfeldanker Rani Khedira die zuletzt fehlende Stabilität zurückbringen würden. In diesen erfolglosen Wochen hatten die zwei Stützen der vergangenen Jahre verletzungsbedingt schmerzlich gefehlt und dementsprechend enthusiastisch wurden sie vom Publikum empfangen. Doch das Spiel gegen die Überraschungsmannschaft der Liga um Tormaschine Guirassy zeigte, dass Unions Probleme deutlich tiefer liegen.

„In der ersten Hälfte war ein deutlicher Unterschied zu sehen: Stuttgart hat sehr erwachsen gespielt und wir hatten gar keinen Zugriff aufs Spiel“, sagte Fischer. Defensiv sah es abgesehen vom Gegentor, als sich Guirassy viel zu einfach freistiel, gar nicht schlecht aus. Chancen hatten die Gäste, deren Tormaschine nach einem Foul von Lucas Tousart früh wegen muskulärer Probleme ausgewechselt wurde, ansonsten keine. Doch Union agierte offensiv erschreckend ideenlos.

Union spielt im zweiten Durchgang zielstrebiger in der Offensive

Die Mannschaft suchte viel zu schnell die Tiefe und die Abstände zwischen Mittelfeld und Angriff waren groß. Neunationalspieler Kevin Behrens sowie Kevin Volland, der für Sheraldo Becker startete, hingen völlig in der Luft. Der einzige Abschluss in der ersten Halbzeit war ein verunglückter Schuss in den Gästeblock von Tousart. Die Fans verliehen ihrem Unmut kurz vor der Pause mit lauten „kämpfen und siegen“-Rufen Ausdruck.

Fischer war mit der Leistung seiner Mannschaft ebenfalls alles andere als einverstanden. Zum zweiten Durchgang brachte der Schweizer Trainer mit Alex Kral, David Fofana sowie Becker gleich drei neue Spieler. Damit einher ging eine Umstellung auf 3-4-3. Das Signal war ebenso klar wie logisch: Offensiv musste etwas passieren – und es passierte etwas.

Union schob weiter nach vorne, kam endlich besser in die Zweikämpfe und wurde nach nicht mal zwei Minuten gefährlicher als im gesamten ersten Durchgang. Nach Flanke von Becker und Kopfballablage von Behrens war Stuttgarts Torwart Alexander Nübel allerdings hauchzart vor Fofana am Ball.

Das Spiel, das sich zuvor fast ausschließlich zwischen den Strafräumen abgespielt hatte, wurde nun wilder. Der von Union an den VfB ausgeliehene Jamie Leweling hatte zwei gute Chancen für die Gäste. Die Berliner kamen über die Außen mehrfach in aussichtsreiche Positionen. Nach einer flachen Hereingabe von Becker schoss Fofana aber freistehend übers Tor.

Nach etwas mehr als einer Stunde war das Comeback von Khedira beendet, 20 Minuten später ging auch Knoche. Mit Aissa Laidouni und Benedict Hollerbach wurde die Berliner Aufstellung noch offensiver, die Tore erzielten aber die Stuttgarter Silas und Deniz Undav. „Das ist im Moment gerade die Situation. Wir machen vorne die Dinger nicht und lassen uns dann zu einfach auskontern“, sagte Christopher Trimmel. „Diese vielen Gegentore, das sind nicht wir, das ist nicht Union-like.“

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