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Das Kaufhaus Karstadt in der Brandenburger Straße.

© Andreas Klaer

Update

Nach Signa-Insolvenz: Wie weiter mit dem Potsdamer Karstadt-Warenhaus?

Die Holding des Immobilien- und Handelsunternehmers René Benko hat Insolvenz beantragt. Was sind Folgen für die Landeshauptstadt?

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Nach der Insolvenz der Signa Holding des österreichischen Immobilien- und Handelsunternehmers René Benko sind die Folgen für das Potsdamer Karstadt-Warenhaus noch unklar. Oberbürgermeister Mike Schubert (SPD) sagte am Mittwochabend auf PNN-Anfrage, er stehe im engen Austausch mit dem Eigentümer der Warenhaus-Immobilie. Es gebe von dort noch keine Aussagen zum Mieter, also zu Galeria Karstadt.

Der Vorsitzende der AG Innenstadt, Götz Friederich, zeigte sich auf PNN-Anfrage optimistisch. Karstadt sei in Potsdam gut aufgestellt und mache seines Wissens nach gute Umsätze. Entscheidend aber: Im Gegensatz zu anderen Standorten gehöre das Gebäude in der Brandenburger Straße nicht dem Signa-Konzern.

Zurückhaltung bei Galeria Karstadt

Beim Warenhauskonzern Galeria Karstadt Kaufhof haben sich Unternehmensvertreter am Mittwoch zunächst zurückhaltend zur Insolvenz der Signa Holding GmbH geäußert. „Die Situation hat im Moment nicht unmittelbar negative Auswirkungen auf Galeria. Wir werden den Ausgang dieses geordneten Verfahrens in Ruhe abwarten“, hieß es aus Firmenkreisen. 

Die Gewerkschaft Verdi nimmt die Galeria-Führung in die Pflicht. „Wenn die Signa GmbH ihre finanzielle Unterstützung nicht wie zugesagt leisten kann, muss das Galeria-Management vorbereitet sein“, sagte Corinna Groß, Bundesfachgruppenleiterin Einzelhandel bei Verdi. „Die immer neuen Hiobsbotschaften bei Signa sorgen bei den Beschäftigten von Galeria für Unruhe. Sie wollen Jobsicherheit und eine planbare Perspektive.“

Die Signa Holding GmbH des österreichischen Immobilien- und Handelsunternehmers René Benko hatte am Mittwoch ein Insolvenzverfahren angekündigt. Die Holding werde beim Handelsgericht Wien die Eröffnung eines Sanierungsverfahrens in Eigenverwaltung beantragen, teilte die Signa-Gruppe mit. Am Donnerstag wird die Bekanntgabe eines Insolvenzverwalters erwartet.

Galeria könnte bald zum Verkauf gestellt werden

Die Warenhauskette Galeria Karstadt Kaufhof könnte schon bald zum Verkauf gestellt werden. Dies ist die Konsequenz aus einem Antrag auf Gläubigerschutz der Schweizer Tochtergesellschaft Signa Retail Selection AG, zu der Galeria gehört. Diese sogenannte Nachlassstundung wurde bei Gericht beantragt, teilte das Unternehmen am Mittwochabend mit. Ziel sei, die Gesellschaft abzukoppeln und geordnet zu liquidieren, zitierte das Unternehmen seinen Verwaltungsratspräsidenten Christian Wenger.

Das Geschäft solle unabhängig von den Insolvenzen der restlichen Signa-Gruppe geordnet und transparent abgewickelt werden. Das operative Geschäft der Warenhäuser werde durch das Gläubigerschutzverfahren nicht tangiert, heißt es in der Mitteilung, aus der das „Handelsblatt“ zitierte. Ein Galeria-Sprecher äußerte sich am Donnerstagmorgen nicht über einen möglichen Verkauf der Warenhauskette.

Handelsexperte gibt sich skeptisch

Die Signa Holding GmbH besteht aus einem komplexen Firmengeflecht mit mehreren Hundert Einzelfirmen, darunter auch Galeria Karstadt Kaufhof. Deutschlands letzter großer Warenhauskonzern hatte Ende 2022 zum zweiten Mal Rettung in einem Schutzschirmverfahren suchen müssen. Im März 2023 hatte die Gläubigerversammlung dem Insolvenzplan zugestimmt und den Weg für die Sanierung frei gemacht. Signa hatte dafür 200 Millionen Euro zugesagt, die in mehreren Tranchen bis 2025 fließen sollen, die ersten 50 Millionen dem Vernehmen nach im Februar.

Johannes Berentzen, Chef der Handelsberatung BBE, erwartet drastische Auswirkungen für den Konzern. „Der Sanierungsplan kann auf der Ertragsseite nicht aufgehen, weil Investitionen ausbleiben“, sagte er. Kaufhäuser hätten zwar eine Chance, Galeria in der jetzigen Form aber keine Zukunft. „Ausgenommen, es fände sich ein Investor mit Handelskompetenz, der das gesamte Netz übernimmt, das Konzept deutlich verändert und viele 100 Millionen Euro in die Modernisierung der Flächen investiert“, sagte Berentzen.

Der rechtskräftige Sanierungsplan für Galeria sah die Schließung von rund einem Drittel der 129 Filialen vor. Ein Teil der Standorte wurde in diesem Jahr bereits geschlossen, knapp 20 weitere schließen ihre Türen im Januar 2024. Betroffen sind unter anderem Filialen in Berlin, Bielefeld, Darmstadt, Heidelberg, Stuttgart und Wuppertal. Nach Unternehmensangaben bleiben am Ende noch 92 Filialen übrig - unter anderem in Potsdam. (mit dpa)

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