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Sahra Wagenknecht erwägt die Gründung einer eigenen Partei.

© dpa/Michael Kappeler

„Sahra ist für uns unverzichtbar“: Abgeordneter Pellmann ruft Linke zur Zusammenarbeit mit Wagenknecht auf

Mit der Entscheidung, ohne Wagenknecht zu planen, habe die Linke ein Drittel der Mitglieder verprellt, sagt der Ostbeauftragte der Partei. Es gebe an der Basis großes Unverständnis.

In der Linkspartei tobt der Richtungsstreit um die Abgeordnete Sahra Wagenknecht weiter. Sie hatte sich mit der Parteispitze um Janine Wissler und Martin Schirdewan überworfen und erwägt die Gründung einer eigenen Partei. Der Parteivorstand hatte deshalb im Juni mit der 54-Jährigen gebrochen. Unter anderem deswegen will Co-Fraktionschefin Amira Mohamed Ali ihr Amt abgeben. Wie es in Partei und Fraktion weitergeht, ist offen.

Der Linke-Bundestagsabgeordnete und Ostbeauftragte der Partei, Sören Pellmann, machte nun deutlich, dass er seine Partei nur für zukunftsfähig hält, wenn Wagenknecht eingebunden werde. „Sahra ist für uns unverzichtbar. Eigentlich“, sagte Pellmann der „Welt“. Pellmann kritisierte die Entscheidung, ohne Wagenknecht zu planen, scharf: „Sahras Stuhl wurde vor die Tür gestellt – und damit ein Drittel der Mitglieder mit ihr“, sagte Pellmann.

In Ostdeutschland gibt es großes Unverständnis über den Umgang mit Sahra.

Sören Pellmann,  Ostbeauftragter der Linkspartei

„In Ostdeutschland gibt es großes Unverständnis über den Umgang mit Sahra. Eine Zukunft ohne Sahra Wagenknecht? Das verstehen große Teile der Parteibasis nicht, denn sie ist eine der beliebtesten Politikerinnen der Partei.“ Pellmann gilt als Vertrauter Wagenknechts.

Vor der Wahl der Fraktionsspitze müsse es eine Klärung des Streits zwischen Fraktion und Partei geben. Es sei zudem eine Kluft zwischen vielen Mitgliedern und dem Parteivorstand entstanden. „Das führt mancherorts zu einem Problem: Wir können bald keine Wahlkämpfe auf der Straße mehr stemmen. Und den Wahlkampf führt man nicht allein aus dem Karl-Liebknecht-Haus“, so der Bundestagsabgeordnete. 

Wagenknecht solle Spitzenkandidatin der Partei zur Europawahl werden, so Pellmann. Der Vorschlag, die Seenotretterin Carola Rackete zu nominieren, sei falsch. „Ich habe noch nie erlebt, dass der Parteivorstand vor die Presse tritt und Namen verkündet. Das widerspricht der Satzung, das geht gar nicht“, sagte Pellmann.

„Zudem sagt Carola Rackete, dass ihr die Partei nicht wichtig ist und sie das Mandat für die Bewegung nutzen will. Ein fatales Signal in die Partei.“

Vor wenigen Tagen hatte die Linken-Bundestagsabgeordnete Sevim Dagdelen der Parteiführung vorgeworfen, Politik „für eine schrumpfende Gruppe von Sektenanhängern“ zu machen. Ausgegrenzt würden all diejenigen, „die sich für eine Politik für die Mehrheit der Bevölkerung einsetzen“, sagte sie den Funke-Zeitungen.

Der Abgeordnete Klaus Ernst sagte, er sehe „eine große Truppe politikunfähiger Clowns“ in der Linkspartei. Dagdelen und Ernst gelten als Unterstützer Wagenknechts.

Sollte die umstrittene Bundestagsabgeordnete ihre Ankündigung wahr machen und bis zum Jahresende eine eigene Partei gründen, würde dies die Linke im Bundestag sehr wahrscheinlich ihren Status als Fraktion kosten. Sobald nur zwei Abgeordnete Wagenknecht folgen, wäre die für eine Fraktion erforderliche Abgeordnetenzahl von 37 nicht mehr gegeben. Die Linke stellt derzeit 39 Parlamentarier. (lem)

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