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Im Sauerland stirbt der Wald.

© imago images/Jochen Tack/Jochen Tack via www.imago-images.de

Klimawandel in Deutschland: Sterbende Wälder und weniger Wasser

Das Umweltbundesamt hat seinen neuen Monitoringbericht zu den Folgen des Klimawandels in Deutschland vorgestellt. Ministerin Steffi Lemke warb für Klimaanpassungsmaßnahmen.

Von Christopher Schade

Bundesumweltministerin Steffi Lemke (Grüne) und Dirk Messner, Leiter des Umweltbundesamts, haben am Dienstag den dritten Monitoringbericht zu den Folgen des Klimawandels in Deutschland vorgestellt. „Die Klimakrise verursacht enorme Schäden. Der Monitoringbericht zeigt die Fakten für Deutschland“, sagte Lemke bei der Vorstellung. Bis Ende 2024 möchte die Bundesregierung ihre Klimaanpassungsstrategie auf den Weg bringen.

Der diesjährige Monitoringbericht ist bereits der dritte seiner Art. Die Berichte sollen alle vier Jahre erstellt werden. Der letzte erschien somit im Jahr 2019. Im neuen Bericht hat das Bundesumweltamt anhand von 117 Indikatoren untersucht, welche Auswirkungen der Klimawandel auf das Leben in Deutschland hat.

Die Temperaturen in Deutschland haben sich seit 1881 bereits um 1,7 Grad erhöht. Das sind mehr als der weltweite Anstieg von 1,1 Grad, weil die Temperaturen an Land stärker steigen als über dem Meer. „Die letzten Jahre waren die heißesten Jahre, seitdem wir überhaupt über Wetterdaten verfügen“, sagte Messner.

Mehr Hitze und extremes Wetter

Die Zahl der Hitzetage ist in Deutschland inzwischen mehr als dreimal so hoch wie noch vor 70 Jahren. Das Umweltbundesamt hat errechnet, dass in den Jahren 2018 bis 2020 etwa 19.300 Menschen aufgrund von extremer Hitze gestorben sind. Anpassungsmaßnahmen wie der Hitzewarndienst des Deutschen Wetterdienstes hätten aber geholfen, sodass es nicht noch mehr Todesfälle gab.

19.300
Hitzetote gab es in Deutschland von 2018 bis 2020

Besonders betroffen von der Hitze sind Großstädte. Dichte Bebauung und Flächenversieglung führen beispielsweise in Berlin und Frankfurt zu besonders vielen heißen Tagen und Tropennächten. Mit mehr Grün- und Wasserflächen könnten sich die Städte laut Bundesumweltamt besser auf den Klimawandel eingestellt werden. Die Flächen könnten Starkregen besser aufnehmen und hätten einen kühlenden Effekt bei Hitze.

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Extremwetterereignisse wie die Flutkatastrophe im Ahrtal 2021 seien durch die steigenden Temperaturen um das 1,2- bis 9-fache wahrscheinlicher, das haben Forschende der „World Weather Attribution“ errechnet. Obwohl es widersprüchlich klingt, werden sowohl Dürren als auch Hochwasser durch den Klimawandel wahrscheinlicher.

Weniger Wasser und sterbende Wälder

Lemke und Messner zeigten sich besonders besorgt über den Zustand des Wassers und der Wälder. „Deutschland verliert jedes Jahr 2,5 Kubikkilometer Wasser. Wenn man das über 20 Jahre hochrechnet, dann ist das die Menge, die der Bodensee umfasst“, erklärte Messner. Damit gehört Deutschland zu den Regionen mit dem höchsten Wasserverlust weltweit. Die Folgen sind unter anderem niedrige Grundwasser- und Pegelstände.

80 Prozent der Bäume in unseren Wäldern sind beschädigt

Dirk Messner, Leiter des Umweltbundesamts

Dass das bisher zu keinem großen Problem geführt hat, liegt daran, dass der Wasserverbrauch seit den 1990er Jahren gesunken ist. Industriebetriebe und Stromerzeuger konnten ihren Bedarf stark absenken und auch die Privatverbraucher sind etwas sparsamer geworden. Seit 2007 werden weniger als 20 Prozent des sogenannten Wasserdargebots genutzt, was als nachhaltig gilt.

Der Zustand der Wälder hat sich seit 2018 erheblich verschlechtert. Dabei spielen mehrere Faktoren eine Rolle, die sich gegenseitig verstärken, wie Trockenstress und Käferbefall. „80 Prozent der Bäume in unseren Wäldern sind beschädigt.“, so Messner, „Im Jahr 2020 haben wir gesehen, dass 20 Mal so viele Fichten abgestorben sind wie in den Jahren von 2010 bis 2019.“ Auch die zunehmende Gefahr von Waldbränden belaste die Wälder.

Nicht zu handeln, wäre teuer

Die Effekte des Klimawandels werden im Bericht für zahlreiche weitere Lebensbereiche unter die Lupe genommen. Dabei sind die Folgen nicht immer negativ. Manchmal gibt es auch keinen signifikanten Trend oder sogar positive Auswirkungen: In der Landwirtschaft wird der Anbau von bestimmten Sorten einfacher, darunter die Rebsorten Merlot und Cabernet Sauvignon, und an Nord- und Ostsee gibt es mehr Badetage. Insgesamt überwiegen laut Messner jedoch die negativen Effekte: „Bis Mitte des Jahrhunderts kommt man selbst bei konservativen Schätzungen auf Größenordnungen von 280 bis 900 Milliarden Euro an Schäden durch den Klimawandel, die durch eine kluge Anpassungspolitik vermieden werden können.“

Steigende Meeresspiegel erfordern besseren Küstenschutz. Tropische Arten wie die Tigermücke kommen vermehrt nach Deutschland und verbreiten Krankheiten. Niedrige Wasserstände beeinträchtigen die Binnenschifffahrt. Beschäftigte leiden unter der Hitze und sind weniger produktiv. Die Liste der Herausforderungen ist lang, aber wohl noch zu bewältigen.

Steigen die Temperaturen jedoch immer weiter, so werden auch die Kosten für die Anpassung in immense Höhen schnellen. Ohne Klimaschutzmaßnahmen würden die Temperaturen in Deutschland bis Ende des Jahrhunderts um bis zu weitere 4,7 Grad Celsius steigen, so die Voraussagen des Berichts. Deshalb fordert Steffi Lemke: „Wir müssen Klimaschutz und Klimaanpassung zusammenbringen.“

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