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Eine Eisbärenmutter marschiert mit ihren beiden Jungen auf Futtersuche über Eisschollen im Gebiet der Nordwest-Passage in Kanada.

© DPA

Die 28. Weltklimakonferenz: Was in Dubai auf dem Spiel steht

An diesem Donnerstag beginnt in Dubai die 28. Weltklimakonferenz. Nötig wäre ein kompletter Stopp der Öl- und Gasförderung. Stattdessen wollen einige Länder sie noch ausbauen.

Es steht nicht gut um das Weltklima. Das Ziel, die Erderwärmung auf maximal 1,5 Grad über dem vorindustriellen Niveau zu begrenzen, ist kaum noch einzuhalten. Im Gegenteil, global steigen die Emissionen. Geht es weiter wie bisher, wird die Welt gegen Ende dieses Jahrhunderts die 2,8 Grad erreicht haben, so die Botschaft des Weltklimarates.

Aber noch lässt sich das Ruder herumreißen. Dazu kommen ab dieser Woche in Dubai die Staaten der Welt zu ihrer 28. Weltklimakonferenz zusammen. Die sogenannte „COP 28“ ist insofern etwas Besonderes, als das in diesem Jahr die erste „globale Bestandsaufnahme“ (englisch: „Global Stocktake“) stattfindet. Dieser Kontrollmechanismus sieht vor, dass alle fünf Jahre Fortschritte und Verfehlungen der Klimapolitik untersucht werden, damit die Staaten gegebenenfalls nachsteuern können.

So wie es jetzt läuft, würde bis 2030 gerade mal 0,3 Prozent weniger CO2 emittiert werden

Bekannt ist das Ergebnis der Bestandsaufnahme eigentlich schon – und es ist hochgradig enttäuschend. Eigentlich müssten die globalen Treibhausgase für das Einhalten des Pariser Klimaabkommens bis 2030 um 43 Prozent gegenüber dem Niveau von 2019 reduziert werden. Doch davon ist die Welt weit entfernt: Gerade einmal 0,3 Prozent weniger Treibhausgase würden laut der jetzigen Pläne der Regierungen bis dahin eingespart. Praktisch nichts.

Haben die bisherigen Konferenzen überhaupt etwas gebracht?

Haben die bisherigen Weltklimakonferenzen überhaupt etwas gebracht? Tatsächlich haben sie zumindest Schlimmeres abgewendet. Denn bei der Unterzeichnung des Pariser Klimaabkommens lag die projizierte globale Erwärmung noch bei 3,2 Grad bis Ende des Jahrhunderts, jetzt sind es noch 2,8 Grad.

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Zu den nötigen, einschneidenden Maßnahmen konnte sich die Staatengemeinschaft bisher aber nicht durchringen. Das wäre zum Beispiel ein vollständiger Ausstieg aus Kohle, Gas und Öl. Vereinbart werden konnte bisher nur eine schrittweise Reduzierung der Kohleförderung. Bekenntnisse zum Ende von Öl und Gas haben es bislang in keine Abschlusserklärung geschafft, nicht mal bei den G20. Kein Wunder, denn das Geschäft boomt weiterhin. Zahlreiche Länder planen neue fossile Förderprojekte, sogar Großbritannien hat über einhundert neue Öl- und Gasbohrungen in der Nordsee genehmigt.

Kein einziges neues Ölprojekt darf mehr entstehen

Meinen es die Staaten ernst mit dem Klima, dann darf aber kein einziges neues Öl-, Kohle- oder Gasprojekt mehr entstehen. Sie sind in keiner Weise kompatibel mit dem Emissionspfad hin zu 1,5 Grad. Schon jetzt liegt die Chance, dieses Ziel noch zu erreichen, bei gerade einmal 14 Prozent – im optimistischsten Fall. Das zeigt der jüngst erschienene Emissionslücken-Bericht des UN-Umweltprogramms.

150
Milliarden Dollar wollen die Vereinigten Arabischen Emirate bis 2030 in neue Öl- und Gastförderstätten investieren.

Damit sind Investitionen und Subventionen in fossile Brennstoffe absolut ausgeschlossen. Das sehen viele Staaten aber anders, beispielsweise der diesjährige Gastgeber, die Vereinigten Arabischen Emirate. Sie planen, bis Ende des Jahrzehnts 150 Milliarden Dollar in neue Öl- und Gasförderstätten zu investieren. Dabei berufen sie sich auf die Möglichkeit, CO2 technisch abzufangen und verstecken dies unter der Formulierung „Ende aller fossilen Emissionen“, statt „Ende aller fossilen Brennstoffe“. Doch die Speicherung von CCS ist teuer und unerprobt, weltweit gibt es nur wenige Anlagen und die Möglichkeit, damit schon in wenigen Jahren die erforderlichen Milliarden Tonnen CO2 abzufangen, geht gegen Null.

Trotzdem setzten die Vereinigten Arabischen Emirate und einige andere Staaten mit großen fossilen Vorkommen auf diese Option, um weiterhin an ihrem auskömmlichen Geschäften festzuhalten. Mit seiner Agenda plane der Präsident der diesjährigen COP „offensichtlich ein Programm zur Lebensverlängerung fossiler Energieträger“, fasste es Christoph Bals, Politischer Geschäftsführer von Germanwatch, nach dessen Antrittsrede zusammen. Dennoch dürfte das Thema – wirkliche CO2-Reduktion versus technische Speicherung – der Elefant in allen Räumen der Weltklimakonferenz sein.

Mit seiner Agenda plant der Präsident der diesjährigen COP offensichtlich ein Programm zur Lebensverlängerung fossiler Energieträger.

 Christoph Bals, politischer Geschäftsführer von Germanwatch

Was nicht heißt, dass die COP28 eine Konferenz ohne große Beschlüsse wird. Er sei „ziemlich sicher“, dass sie die Staatengemeinschaft auf einen Pakt zum Ausbau der erneuerbaren Energien einigen werde, sagt der Staatssekretär aus dem Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit, Jochen Flasbarth, dem Tagesspiegel. Der Pakt sieht eine Verdreifachung des Ausbaus der Erneuerbaren bis 2030 vor. Laut Internationaler Energieagentur müsste die Solarkapazität um das Fünffache und die Windkapazität um das Dreifache steigen. Dagegen kann kaum jemand etwas haben, denn längst sind die Erneuerbaren in fast allen Ländern ein attraktives Geschäftsfeld geworden.

Hoffnung macht auch eine Erklärung der USA und China. Die beiden weltgrößten Emittenten haben jüngst versprochen, enger beim Klimaschutz zusammenzuarbeiten. Vor allem das Treibhausgas Methan, das 25 Mal so klimaschädlich ist wie CO2, wollen sie reduzieren und dazu einen „Methan-Gipfel“ auf der Weltklimakonferenz abhalten.

Wer zahlt wie viel ein?

Zusagen dürfen auch zum neu geschaffenen Fonds für Schäden und Verluste durch den Klimawandel erwartet werden. Dieser war nach sehr langem Ringen auf der letzten COP beschlossen worden, seitdem wurde an seiner Ausarbeitung gefeilt. Nun muss geklärt werden, wer wieviel einzahlt. Deutschland möchte das tun, auch die EU hat angekündigt, auf der Konferenz eine „substanzielle Summe“ in den Ring zu werfen.

Großer Streitpunkt dürfte aber werden, inwiefern China, die Golfstaaten oder andere reiche Länder, die im UN-Regelwerk noch als Schwellenländer gelten, sich auf finanzielle Zusagen für den Fond einlassen werden. Bislang tragen fast nur die Industriestaaten zur internationalen Klimafinanzierung bei. Denkbar wäre allerdings, dass sich die Vereinigten Arabischen Emiraten in ihrer Rolle als Gastgeber zu Zusagen hinreißen lassen, an Geld mangelt es ihnen nicht. Und das wird bitter benötigt, denn schon jetzt betragen die Schäden durch den Klimawandel allein in Entwicklungsländern über 100 Milliarden Dollar jährlich. In der Mitte des Jahrhunderts dürfte es weit über eine Billionen sein.

Auch über die Finanzierung der Klimawandelanpassung muss gesprochen werden. Der Finanzbedarf, um Städte an Extremwetter anzupassen, die Landwirtschaft umzustrukturieren oder Dämme zu bauen, ist schon heute 10 bis 18-mal höher als das verfügbare Geld, schätzen NGOs.

Um all das zu finanzieren, braucht es einen Wandel im System – so steht es auch im Pariser Klimaabkommen. „Man muss da ehrlich sein und sich von der alten Vorstellung lösen, dass es Geberstaaten gibt, die alles finanzieren können. Das wird so nicht kommen, das geben die Haushalte nicht her“, sagte Staatssekretär Flasbarth. Stattdessen müsste eine Weltwirtschaft geschaffen werden, in der „green investments der neue Standard werden“, um die geballte globale Finanzkraft auf Nachhaltigkeit zu richten. Doch der dafür im Pariser Klimaabkommen vorgesehene Artikel 2.1c schaffte es schaffte es bei der letzten Weltklimakonferenz noch nicht einmal auf die Tagesordnung.

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