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So sieht Hilfe aus – freiwillige.

© dpa/ANDREAS GEBERT

Weniger Geld für Freiwilligendienste: Frag, was der Staat für dich tun kann

Im Haushalt beim Sozialen kürzen? Keine gute Idee. Jedenfalls nicht, wenn man auf Respekt setzt. Wie es der Bundeskanzler noch im Wahlkampf getan hat.

Ein Kommentar von Stephan-Andreas Casdorff

War es nicht so, dass Olaf Scholz, um Bundeskanzler zu werden, sehr für Zusammenhalt und Respekt warb? Ist es nicht so, dass Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier sich engagiert für einen sozialen Pflichtdienst einsetzt? So ist es. Und doch kürzt die Ampel-Koalition beim Freiwilligendienst das Geld. Logisch ist das nicht. Klug auch nicht.

Damit spart die Bundesregierung nämlich genau bei den Menschen, nicht zuletzt den jungen, die aus freien Stücken etwas tun wollen. Nach US-Präsident John F. Kennedy: Frag nicht, was dein Land für dich tun kann, frag, was du für dein Land tun kannst. Das hilft der Demokratie.

In den kommenden beiden Jahren aber will die Ampel die Mittel für die Jugendfreiwilligendienste und den Bundesfreiwilligendienst um insgesamt 113 Millionen Euro kürzen. Sparen im Haushalt, ist die Devise. Bei Jugendfreiwilligendiensten von derzeit 120 Millionen Euro auf 80 Millionen, beim Bundesfreiwilligendienst von 207 Millionen in diesem Jahr auf rund 134 Millionen Euro im Jahr 2025. Das aber bedeutet: Jede vierte Freiwilligenstelle fällt weg.

Jedenfalls hat das die Diakonie errechnet. Die Diakonie Deutschland: Sie ist bei 33.374 Angeboten mit einer Kapazität von 1,18 Millionen Betten/Plätzen bundesweit und 627.349 Mitarbeiter:innen einer der größten Träger von Einrichtungen für Pflege, Betreuung und Begleitung von Menschen.

Dieser soziale Dienst hat nun schnell eine Umfrage gemacht. Das Ergebnis, nicht wirklich überraschend: Die jungen Menschen fühlen sich in ihrem Engagement abgewertet. Überraschend ist aber, dass sie unter dem Motto „Freiwilligendienste stärken“ in kurzer Zeit mehr als 100.000 Unterschriften gesammelt haben. Und die haben inzwischen den Bundestag erreicht. Immerhin.

Die Freiwilligen fordern demnach ein höheres Taschengeld, freie Tickets für den Weg zur Einsatzstelle und mehr Wertschätzung. Zu viel verlangt? Wohl kaum.

Denn darum geht es: um Krankenhäuser, Altenpflegeheime, Sozialstationen, Wohngruppen oder Werkstätten für Menschen mit Behinderungen, Einrichtungen der Kinder- und Jugendhilfe, Angebote für Suchtkranke und Obdachlose oder soziale Beratungsstellen. Millionen Menschen brauchen soziale Dienste von Hunderttausenden, vielen Freiwilligen.

Ihnen entgegenzukommen, ist wirklich eine Sache des Respekts. Und der politischen Klugheit. Demokratie und Zusammenhalt gibt es nicht umsonst. Hat der Präsident das nicht oft genug gesagt?

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