zum Hauptinhalt

© © MUNCH, Oslo / Ove Kvavik

Rosa ist gleich Blau: Was uns die Kunstgeschichte über Farben lehrt

Das kräftige Pink erlebt grade mit Barbie ein neues Hoch. Es kommt aber auch in Mittelalter-Bildern und dem Kleiderschrank der Autorin vor.

Eine Kolumne von Birgit Rieger

Natürlich ist es peinlich über Lieblingsfarben zu sprechen, aber wenn wir jetzt schon mal dabei sind, gebe ich gleich zu: meine ist Rosa. In allen möglichen Nuancen. Als Mädchen hatte ich das Thema noch nicht. Die Vorliebe stellte sich erst in meinen Zwanzigern ein und hält bis heute an.

Kürzlich erfuhr die Farbe mit dem Barbie-Film einen neuen Hype. Rosa steht für selbstbewusstes Frausein, eine Kombination aus Weiblichkeit und Macht. Ein Colourcode, der in seiner Eindimensionalität aber auch schnell nervt.

Rosa in der Kunst

Das Buch, das die Kunst- und Modehistorikerin Hayley Edwards-Dujardin zur Farbe Rosa herausgegeben hat, kommt mit einem mädchenrosa Einband daher. In dem Buch erzählt die Autorin allerhand über die Verwendung von Rosa in der Kunst.

Sie gibt Beispiele aus unterschiedlichen Epochen, fängt an bei einem Altarbild von Sassetta aus dem 15. Jahrhundert und bei Botticellis „Venus“, deren Haut blassrosa schimmert, vor allem aber hält der nebenstehende Engel ein rosa Gewand. Das vornehme, das zarte Rosa, das auch gern auf Männerroben angewendet wird.

Empirische Fakten habe ich nicht, aber ich würde sagen, Rosa kommt in der Kunst am häufigsten in Haut und in Himmeln vor. Eines dieser Bilder gehört zur Sammlung der Berlinischen Galerie. „Die Rosa Wolke“ heißt es und zeigt ebendies: eine Landschaft mit Felsen, gekrönt von einer flauschigen rosa Wolke. Nicht unbedingt so, wie die Natur sie schuf, sondern wie der Maler Ludwig von Hofmann sie 1903 imaginierte.

Bald wird das Bild in der großen Edvard Munch-Ausstellung, die die Berlinische Galerie ab Mitte September zeigt, zu neuen Ehren kommen. Es wird im Eingangskapitel neben Landschaften von Walter Leistikow und Edvard Munch gezeigt, denen die Moderne bereits in den Pinseln sitzt, wenngleich bei Munch am radikalsten. Bei Symbolisten wie Munch kommt Rosa gar nicht so selten vor, mal heller, mal dunkler, mal rötlich-orange. Wenn es nicht um Fakten geht, ist Rosa eine gute Wahl.

Angeblich hat Yves Klein, der große Monochromist, konstatiert, Blau, Gold und Rosa seien von gleicher Natur. Edwards-Dujardin zitiert es in ihrem Buch und hat nach „Rosa“ jetzt auch Bände zu den Farben „Blau“ und „Gold“ herausgegeben. Kunstgeschichte nach Farben sortiert.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false