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In diesem vom russischen Verteidigungsministerium veröffentlichten Handout-Videoausschnitt sind russische Soldaten zu sehen, die sich nach ihrer Befreiung aus ukrainischer Gefangenschaft an der Grenze zur Region Belgorod in Russland befinden (Symbolbild).

© IMAGO/SNA/Uncredited

Ukraine-Invasion Tag 537: Wie Kiew seine Kriegsgefangenen behandelt

Finanzminister Christian Lindner besucht Kiew, ukrainische Angriffe auf Russen am Dnipro nehmen wohl zu, russische Bomber nahe Nato-Gebiet abgefangen. Der Überblick am Abend.

Besonders in den ersten Monaten des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine gab es viele Berichte über die Behandlung ukrainischer Soldaten in russischer Gefangenschaft. Freigelassene sprachen immer wieder über Folter und Misshandlungen. Das britische Magazin „The Economist“ wollte nun einmal sehen, wie die Ukrainer ihre Gefangenen behandeln – das Interessante an dem Bericht ist aber, was diese nun über den Krieg denken.

Die Journalisten besuchten eine Einrichtung in Lwiw, deren genauer Standort aus Sicherheitsgründen nicht genannt werden darf. Wer hier eintreffe, komme höchstwahrscheinlich für einen Gefangenenaustausch infrage, heißt es in dem Bericht – außer es würden Kriegsverbrechen des Betreffenden aufgedeckt.

Einige Gefangene bitten die ukrainischen Behörden demnach aber, dass der Zeitpunkt ihres Austausches verschoben würde – bis nach Ende ihres Militärvertrags, damit sie nicht gezwungen wären, erneut zu kämpfen. Auch wenn das in dem einen oder anderen Fall heißt, bis zum Ende des Kriegs in ukrainischer Gefangenschaft zu bleiben, außer sie schließen sich der russischen Anti-Putin-Miliz, die von der Ukraine unterstützt wird, an.

Der Schriftsteller Petro Jazenko, der Sprecher der ukrainischen Koordinationsstelle für die Behandlung von Gefangenen ist, sagt, dass viele der russischen Soldaten, die aus russischer Haft für den Krieg rekrutiert wurden, krank und schwach in Lwiw ankämen. Es sei schwer zu glauben, dass sie für etwas anderes als Kanonenfutter zu gebrauchen waren.

Der russischen Propaganda glaubten laut Jazenko viele der Gefangenen allerdings weiterhin – dass sie einen Krieg gegen angebliche „Nazis“ führen würden, das Narrativ von Präsident Wladimir Putin, der die Invasion von Anfang an damit gerechtfertigt hat. Aber zumindest einige Männer, so schreibt es der „Economist“, hätten sich gefragt, warum sie dort gelandet seien. „Ich glaube, dieser Krieg ist umsonst“, sagt etwa der Gefangene Kiril.

Die wichtigsten Nachrichten:

  • Russland rekrutiert für seinen Angriffskrieg gegen die Ukraine auch Strafgefangene. In Frontberichten beschreiben sie ihr Dasein als Soldaten zweiter Klasse. Mehr darüber lesen Sie hier.
  • Bundesfinanzminister Christian Lindner ist am Montagmorgen zu politischen Gesprächen in Kiew eingetroffen. Der FDP-Chef ist zum ersten Mal seit Beginn des russischen Angriffskriegs in der Ukraine. Er sagte, es sei ein besonderer und bewegender Moment für ihn, in Kiew zu sein. Mehr dazu erfahren Sie hier.
  • Ukrainische Angriffe gegen russische Truppen am Unterlauf des Dnipro haben nach britischer Einschätzung zuletzt zugenommen. „Die russischen Kommandeure stehen vor dem Dilemma, ob sie dieses Gebiet verstärken oder ihre Truppen in den Gebieten der wichtigsten Gegenoffensivoperationen der Ukraine stationieren sollen, weiter im Osten“, teilte das britische Verteidigungsministerium mit. Mehr hier.
  • Zwei niederländische F-16-Kampfjets sind am frühen Morgen aufgestiegen, um zwei russischen Bomber abzufangen, die „in Richtung des niederländischen Luftraums“ und damit Nato-Gebiet unterwegs waren. Das berichtet das niederländische Verteidigungsministerium. Mehr dazu erfahren Sie hier.
  • Im Schwarzen Meer ist es unmittelbar an der rumänischen Küste bei Costinesti zu einer Explosion gekommen. Das berichteten rumänische Medien unter Berufung auf Katastrophenschützer und Augenzeugen. Vermutlich handele es sich bei dem Sprengkörper um eine russische Seemine. Mehr hier.
  • Grüne und FDP drängen Kanzler Olaf Scholz zu einer raschen Entscheidung für die Lieferung von Taurus-Marschflugkörpern an die Ukraine. „Auch Verzögern und Verweigern kann einen hohen Preis haben und zur Eskalation beitragen“, sagte Grünen-Fraktionsvize Agnieszka Brugger der „Süddeutschen Zeitung“. Mehr hier.
  • Die ukrainische Armee hat eigenen Angaben zufolge in der Nacht zum Montag russische Raketen und Drohnen über der südukrainischen Region Odessa abgeschossen. „Der Feind hat die Region Odessa in der Nacht dreimal angegriffen“, erklärte das ukrainische Einsatzkommando Süd bei Telegram. Mehr dazu hier.
  • In der Ukraine ist ein Generalmajor des Geheimdienstes SBU wegen Hochverrats zu zwölf Jahren Gefängnis verurteilt worden. Der hochrangige Offizier habe Informationen gesammelt und diese an Russland weitergegeben, teilte die Staatsanwaltschaft in Kiew am Montag mit. Mehr dazu in unserem Newsblog.
  • Der russische Rubel hat auf seiner wochenlangen Talfahrt die Marke von 100 Rubel für einen US-Dollar passiert. Im Moskauer Börsenhandel kostete ein Dollar am Montagvormittag 101,16 Rubel, wie die staatliche Nachrichtenagentur Tass meldete. Der Euro notierte bei 110,3 Rubel.
  • Die Ukraine hat die Dringlichkeit ihrer Bitte um die Lieferung deutscher Taurus-Marschflugkörper bekräftigt. „In der jetzigen Phase ist es von entscheidender Bedeutung, das umfangreiche rückwärtige Unterstützungssystem der russischen Besatzungstruppen zu zerschlagen“, sagte Präsidentenberater Mykhailo Podolyak der „Bild“-Zeitung.
  • Die Ukraine hat nach Angaben aus Kiew in der vergangenen Woche ein kleines Gebiet um die durch den Krieg zerstörte Stadt Bachmut zurückerobert. Im Bereich Bachmut seien drei Quadratkilometer von den russischen Truppen „befreit“ worden, sagte die stellvertretende Verteidigungsministerin Hanna Maljar.
  • In Polen sind zwei Russen festgenommen worden, weil sie für die russischen Wagner-Söldner geworben haben sollen. „Der Geheimdienst hat zwei Russen identifiziert und festgenommen, die Propagandamaterialien der Wagner-Gruppe in Krakau und Warschau verteilt haben“, so der Innenminister.
  • Die ukrainische Armee will den russischen Major Tomov entführt und wichtige Informationen zu Stellungen seiner Truppen südlich des Flusses Dnipro im Süden der Ukraine entlockt haben. Die Armee berichtet, dass sie Tomov am vergangenen Dienstag in einen Hinterhalt gelockt und festgenommen habe.
  • Die russischen Besatzer im Süden und Osten der Ukraine weiten ukrainischen Angaben zufolge die Repressionen auf Personen aus, die keinen russischen Pass annehmen. Das ukrainische National Resistance Center berichtet, dass die Behörden in den besetzten Gebieten damit drohen, sich weigernden Schülern kein Abschlusszertifikat auszustellen.
  • Die russischen Verteidigungslinien sind nach Angaben des ukrainischen Verteidigungsminister Olexij Resnikow teilweise so dicht vermint, dass an manchen Teilen der Front bis zu fünf Minen pro Quadratmeter liegen. In einem Gespräch mit dem britischen „Guardian“ sprach er von Millionen Sprengkörpern entlang der Front.

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