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Dieses vom Rettungsdienst Zaka zur Verfügung gestellte Foto zeigt Mitarbeiter des Rettungsdiensts Zaka neben Leichensäcken und verbannten Autos in einem Kibbuz im Süden Israels nach dem Massaker der islamistischen Hamas.

© dpa/Zaka

„Menschen abgeschlachtet, lebendig verbrannt“: Hamas-Taten erinnern Helfer in Israel an Geschichten aus dem Holocaust

Bei ihrem Angriff auf Israel sind die Hamas-Kämpfer äußerst brutal vorgegangen. Mitarbeiter von Rettungsdiensten schildern nun, auf welche unfassbare Art und Weise.

Auch Tage nach dem brutalen Angriff der militanten Palästinenser-Organisation Hamas auf Israel werden immer mehr Gräueltaten der Terroristen bekannt, die bei den Massakern mehr als 1000 Menschen töteten. Fürchterliche Schilderungen gibt es nicht nur von israelischen Armeeeinheiten aus zurückeroberten Dörfern. Auch freiwillige Helfer berichten von kaum vorstellbaren Grauen.

So schildert einer von Hunderten Mitarbeitern des Rettungsdienstes Zaka, die seit Tagen im Grenzgebiet zum Gazastreifen helfen, die Toten vollständig zu bergen, um ihnen die letzte Ehre zu erweisen, dem TV-Sender „Cannel 12“ unter Tränen seine Erlebnisse, wie auf einem auf X (ehemals Twitter) verbreiteten Video zu sehen ist. Bei dem Mann handelt es sich offenbar um den Zaka-Sprecher Moti Bokchin.

„Wir haben die ganze Nacht damit verbracht, Leichen zu bergen, die in einem grausamen Zustand waren. Manche waren erschossen worden, andere wurden verbrannt“, sagt der Helfer auf Hebräisch den Untertiteln des Videos zufolge. Das Team habe einen Lkw nach dem anderen benötigt. Die Zahlen der Opfer hier seien etwas, „das der menschliche Verstand nicht begreifen und die Seele nicht aufnehmen kann“.

Wir dachten, wir wären stark, wir dachten, wir hätten alles gesehen, aber wurden vom Gegenteil überzeugt.

Avigdor Stern, Mitarbeiter des Rettungsdienstes Zaka

Weiter sagt der Zaka-Mitarbeiter: „Die Gräueltaten, die wir hier sehen, und die Art, wie sie Menschen ermordet haben, die Weise, wie sie Kinder und Babys ermordet haben. . . Wir haben Häuser betreten und Menschen gefunden, die einfach abgeschlachtet wurden, Menschen, die bei lebendigem Leib verbrannt wurden.“ Das sei etwas, was kein Mensch tun könnte, „das sind Tiere“, sagt Bokchin. 

„Es waren Morde mit einer Grausamkeit, von der wir immer wieder in Geschichten aus dem Holocaust gehört haben und von der wir sagten, dass das nie wieder geschehen wird“, so der Sprecher. „Der Holocaust wird sich nicht wiederholen. Juden werden nicht mehr kaltblütig ermordet werden“, habe es geheißen.

Er habe mit seinem Team in einem Konvoi von Rettungswagen für eine Strecke, für die normalerweise zehn Minuten benötigt würden, elf Stunden gebraucht, sagt Bokchin. „Jeden Meter, alle zwei Meter, haben gestoppt. Sie haben die Menschen in den Autos erschossen und die Fahrzeuge angezündet.“

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Im Schutzraum von Hamas-Terroristen erschossen

In Gebüschen in der Nähe der Straße seien Leichen von Menschen gefunden worden, die versucht hätten zu fliehen. Erschossen.

Weiter berichtet der Sprecher der Zaka-Organisation: „Gestern wurden wir zu einem Haus gerufen, und als ich den Schutzraum betrat, sah ich eine ganze Familie: einen Vater, eine Mutter und drei Kinder, die im Schutzraum erschossen wurden.“ Einer seiner Freiwilligen habe gesagt: „Motti, ich kann das nicht.“ Ich habe den Freiwilligen gesagt: „Wenn ihr das nicht könnt, dann geht raus.“

Auch ein anderer Zaka-Rettungshelfer schilderte unvorstellbare Szenen. „Wir dachten, wir wären stark, wir dachten, wir hätten alles gesehen, aber wurden vom Gegenteil überzeugt“, sagte Avigdor Stern der Deutschen Presse-Agentur.

Der 39-Jährige sagte demnach, er sei in der Synagoge gewesen, als er von dem schlimmsten Angriff der israelischen Geschichte hörte. Eigentlich wollte er den jüdischen Feiertag Simchat Tora (Freude der Tora) feiern.

„Aber wir konnten nicht tanzen, wir haben nur geweint“, sagt er. Nach dem Feiertag seien er und seine Kollegen in die Dörfer im Grenzgebiet gefahren und hätten eine kilometerweite Verwüstung vorgefunden. „In diesem Moment hat sich unser Leben für immer verändert“, sagt Stern, der als Rabbiner für mehrere Jahre in Konstanz am Bodensee lebte.

Dieses vom Rettungsdienst Zaka zur Verfügung gestellte Foto zeigt Mitarbeiter, die nach dem Massaker der islamistischen Hamas Leichen in einen Lastwagen laden.

© dpa/Zaka

„So eine Masse an Leichen, eine Leiche und noch eine Leiche und noch eine Leiche“, erzählt Stern. Es seien so viele gewesen, dass die Leichentüten nicht ausgereicht hätten. Sie mussten aus ganz Israel angefragt werden. „Es waren Lkws voller Leichen“, beschreibt Stern die Szenen vor Ort.

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Er und seine Kollegen hätten schon viel gesehen – Opfer von Tsunamis, Erdbeben, Unfällen, Anschlägen, aber diese Dimension war eine, mit der niemand gerechnet habe. „Frauen, Männer, Kinder, Babys, ich kann das gar nicht erklären“, sagt der Zaka-Helfer und zeigt ein Foto mit einem kleinen Leichensack. Darauf geschrieben steht „Baby“.

Im jüdischen Glauben muss jeder Teil eines Körpers beerdigt werden, erklärte Stern. Damit werde dem Menschen die letzte Ehre erwiesen. Dies sei die Aufgabe von Zaka. „Wir wussten, wir können nicht aufhören, wir wussten, wir müssen das jetzt machen.“

Auch israelische Soldaten verglichen die Ereignisse mit historischen Begriffen aus der jüdischen Geschichte. So wie Itai Veruv, ein israelischer Generalmajor, der die Einheiten befehligte, die das Kibbuz Be’eri befreiten: „Was hier geschah, war ein Pogrom“, sagte er dem britischen „Guardian“. Ein Wort, das immer wieder für die Ereignisse in Be’eri verwendet wird. „Das war kein Krieg. Sie wollten töten und nach Gaza entführen. Frauen und Kinder.“

Militärsprecher in Israel trifft keine Aussagen zum Ausmaß

Innerhalb der schrecklichen Stunden des mörderischen Amoklaufs am Samstag wurden in Be’eri mindestens 100 Menschen abgeschlachtet, aus ihren Häusern gezerrt und ermordet oder mit vorgehaltener Waffe als Geiseln nach Gaza verschleppt.

„Ich fühle Wut. Ich fühle Sprachlosigkeit und Frustration“, sagte Richard Hecht, ein Armeesprecher. „Man kann die Leichen hier immer noch riechen. Es ist überwältigend.“

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Hecht sagte einem dpa-Bericht zufolge aber auch, es gebe weiterhin keine Klarheit über das genaue Ausmaß der Vorfälle. Der israelische Militärsprecher erklärte demnach am Donnerstag auf Fragen von Journalisten, er könne die Berichte über von Terroristen auf grausamste Weise getötete israelische Babys und Kleinkinder weder bestätigen noch dementierten. „Ich weiß es nicht“, sagte er.

Kinder und Frauen in Israel von Hamas-Kämpfern geköpft?

Rettungskräfte hatten über Telegram Bilder aus dem Kibbuz Be’eri veröffentlicht. Auf einem ist eine verbrannte Kinderleiche zu sehen. Auf einem anderen ein Kinderzimmer mit blutigen Schleifspuren auf dem Boden. Ein Sanitäter ist zu sehen, wie er eine Leiche in Kindergröße in einem Leichensack auf dem Arm hält.

Der Nachrichtensender „i24news „hatte am Dienstag von rund 40 ermordeten Babys und Kleinkindern bei dem Massaker im Grenzgebiet berichtet. Einige davon seien geköpft worden. Ein israelischer Soldat hatte dem Sender in Kfar Aza gesagt, Terroristen hätten „Kinder und Frauen geköpft“.

Hecht sagte dazu, man habe ausländische Journalisten in betroffene Grenzorte geführt und sie hätten dort mit Soldaten gesprochen. Diese seien aber keine offiziellen Sprecher der Armee gewesen.

Die Armee nannte bisher keine Zahl getöteter Kindern, zeigte sich aber erschüttert. „Was im Kibbuz Kfar Aza geschehen ist, ist ein Massaker, bei dem Frauen, Kleinkinder und ältere Menschen brutal im Stil des IS abgeschlachtet wurden“, sagte ein Sprecher am Dienstag.

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