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Russlands Präsident Wladimir Putin flankiert von zwei vermeintlichen Veteranen aus dem Zweiten Weltkrieg.

© imago/ITAR-TASS/IMAGO/Grigory Sysoyev

Update

Moskaus Parade am 9. Mai: Kaum Kriegsgerät und sogar die Veteranen neben Putin waren offenbar nicht echt

Russlands Parade am 9. Mai zur Feier des Siegs über Nazideutschland fiel spärlich aus. Experten führen das auf das geschwächte Militär zurück. Und sogar bei den Veteranen wurde offenbar geflunkert.

Die sonst so groß zelebrierte Militärparade am 9. Mai in Moskau zum Gedenken an den Sieg über Nazideutschland fiel deutlich spärlicher aus als in den vergangenen Jahren. Und sogar die Veteranen, die auf der Tribüne neben Putin Platz nahmen, sollen nicht im Zweiten Weltkrieg gekämpft haben. Das schreibt der ehemalige Moskau-Korrespondent der Süddeutschen Zeitung, Julian Hans, auf Twitter.

Zur Rechten Putins saß Jurij Dwojkin, ein ehemaliger Scharfschütze. Laut Hans kämpfte „seine Einheit allerdings nicht an der Front gegen die Deutschen (sondern), machte gemeinsam mit Stalins Geheimpolizei NKWD im Hinterland Jagd auf ukrainische Nationalisten“.

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Zur Linken Putins nahm Gennadij Sajzew Platz. Allerdings soll er Jahrgang 1934 sein. Bei Kriegsende war er demnach erst elf Jahre alt und dürfte wohl kaum an der Front im Einsatz gewesen sein. „Dafür war er als Kommandeur einer KGB-Spezialeinheit an der Niederschlagung des Prager Frühlings beteiligt“, schreibt Hans.

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Russland: Nur noch ein einsamer T-34-Panzer rollt mit

Auch das dargebotene Kriegsgerät kam ich Vergleich zu früheren Paraden eher schlicht daher. Am „Tag des Sieges“ rollen normalerweise mehrere Panzer über den roten Platz in Moskau. In diesem Jahr war es laut übereinstimmenden Medienberichten jedoch nur ein einziger T-34-Panzer aus sowjetischer Produktion, gefolgt von deutlich weniger gepanzerten Fahrzeugen als üblich.

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Laut dem Open-Source-Portal Oryx hat Russland über den gesamten Kriegsverlauf fast 2000 Panzer in der Ukraine verloren. Im vergangenen Jahr fuhren Soldaten noch mit modernen T-90-Panzern sowie T-72-Panzern als Teil der Parade über den Roten Platz. 

Ein T-34-Panzer aus dem Zweiten Weltkrieg bei der Parade in Moskau am 9. Mai.

© imago/ITAR-TASS/IMAGO/Grigory Sysoyev

Insbesondere der alte T-34-Panzer sorgt bei Beobachtern für Verwunderung.  Als Ausstellung von militärischem Gerät war es „sehr enttäuschend“, zitiert die amerikanische Agentur „Associated Press“ (AP) Michael Clarke, Gastprofessor für Kriegsstudien am King’s College London. Auch er merkte an, dass der T-34, der legendäre Panzer aus dem Zweiten Weltkrieg, der einzige ausgestellte Panzer gewesen sei. „Normalerweise werden all die wirklich modernen Fahrzeuge ausgestellt, aber davon gab es keinen einzigen. Auch gepanzerte Kampffahrzeuge schienen sie nicht zu haben. Es gab also nichts Neues zu sehen.

Alles in allem sei es eine spärliche Veranstaltung gewesen, vergleicht man sie zu dem riesigen Militär-Spektakel der vergangenen Jahre: Statt 11.000 Soldaten sollen Berichten zufolge dieses Jahr nur 8000 Teil der Parade gewesen. Auch gab es offenbar keine Überflüge der Luftwaffe.

Das ist schwach. Es gibt keine Panzer. Wir sind verärgert, aber das ist in Ordnung, in Zukunft wird es besser werden.

Eine Zuschauerin gegenüber der amerikanischen Presseagentur „AP“

Wie der „Spiegel“ berichtet, verzichtete das russische Verteidigungsministerium erstmals darauf, eine detaillierte Liste der gezeigten Technik zu veröffentlichen.

Das ist schwach. Es gibt keine Panzer. Wir sind verärgert, aber das ist in Ordnung, in Zukunft wird es besser werden“, zitiert „AP“ eine Zuschauerin der Militärfeier in Moskau.

Nach nur wenigen Minuten seien alle Militärfahrzeuge vorbeigefahren, und es wären bloß noch Polizeiwagen mit Blaulicht vorbeigerast, berichtet der „Spiegel“.

Zudem soll die Live-Übertragung deutlich kürzer ausgefallen sein als in den Jahren zuvor. Außerdem sei nicht aus der Luft aufgenommen worden, da Drohnen über Moskau zurzeit verboten seien. In mehr als 20 Städten soll ganz auf die Militärparade verzichtet worden sein.

Auf Twitter machen sich Nutzer derweilen über die Spärlichkeit der Parade lustig:

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Offiziell wurden im Vorfeld häufig Sicherheitsbedenken als Grund für die Absagen genannt. Analysten jedoch vermuten, dass die Angst vor Unruhen im Land mit der Entscheidung zu tun habe. 

Die „New York Times“ zitierte zudem einen russischen Journalisten der Boulevardzeitung „Komsomolskaja Prawda“, der Angst davor habe, dass „Leute von der Front abgezogen werden, um an der Parade teilzunehmen“ – zu einer Zeit, in der immer wieder über den möglichen Ressourcenmangel und hohe Verluste der Russen berichtet wird.

Die US-Denkfabrik „Institute for the Study of War“ vermutete vergangene Woche, der Kreml versuche durch das Absagen der Paraden, den schlechten Zustand des russischen Militärs zu kaschieren.

Putin nutzt seine Rede, um den Krieg in der Ukraine zu rechtfertigen

In seiner Rede im Rahmen der Parade warf Präsident Wladimir Putin dem Westen unterdessen vor, Russland zerstören zu wollen.

„Gegen unser Vaterland wird ein echter Krieg geführt“, sagt Putin auf dem Roten Platz. Die westliche Elite säe Hass und Russophobie. „Sie versuchen, unser Land zu zerstören.“

„Alle im Land sind vereint, um unsere Helden zu unterstützen“, sagt Putin. Mit Blick auf den seit Februar 2022 gegen das Nachbarland geführten Krieg sagt er: „Wir sind stolz auf die Teilnehmer der militärischen Spezialoperation in der Ukraine.“ Es gebe nichts stärkeres als die Liebe der Russen zum Vaterland, sagt der Präsident weiter. (Tsp)

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