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US-Reporter verfolgen das Trump-Interview bei CNN.

© AFP/Joseph Prezioso

Ein peinliches Desaster bei CNN: Trump kann seine Lügen weiter ungehemmt verbreiten

Der ehemalige US-Präsident bekam beim Sender CNN die Plattform, die er so gut beherrscht. Dabei wurde deutlich, welchen Einfluss er immer noch hat.

Seit Dienstag trägt Donald Trump das wenig ruhmreiche Etikett „verurteilt wegen sexueller Belästigung“. Nur einen Tag später trat der ehemalige US-Präsident, der 2024 zurück ins Weiße Haus gewählt werden will, in einem CNN Town Hall in dem frühen Vorwahl-Staat New Hampshire auf.

Aus Aufmerksamkeitsgesichtspunkten konnte sich der Sender kein besseres Timing gewünscht haben – auch wenn die Kritik daran groß war, dass CNN dem Republikaner Trump überhaupt wieder solch eine Bühne gibt. Immerhin leugnet der bis heute seine Niederlage. Der Hashtag #BoykottCNN ging zeitweise viral.

Die schwierige Aufgabe, das Event mit dem erratischen 76-Jährigen zu steuern, kam der CNN-Star-Journalistin Kaitlan Collins zu. Die 31-Jährige war bis vor kurzem Korrespondentin im Weißen Haus und bekannt dafür, dass sie Trump gegenüber furchtlos auftrat. So sei sie auch in die Vorbereitung für das Town Hall gegangen, hieß es aus ihrem Umfeld.

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Die Sendung war ein Desaster

Und dennoch lautet das Fazit: Das war keine gute Idee. Oder, um Anti-Trumper auf Twitter zu zitieren: Das war ein Desaster, peinlich, schrecklich, unverantwortlich und schmerzhaft anzuschauen.

Vor allem war es aber auch eines: wenig überraschend. Trump ist immer noch Trump. Daran können weder Wahlniederlagen, noch Strafprozesse und auch kein Schuldspruch etwas ändern.

Trump ist der ewige Dschungelkönig

Es dauerte nur wenige Minuten, bis Trump die Kontrolle über die Sendung übernahm. Das lag nicht an Collins – sie tat wahrscheinlich, was irgend möglich war (auch wenn die ständige Anrede „Mr. President“ irritierte) und blieb bemerkenswert cool.

Aber Trump ist, das wurde einmal mehr klar, nicht ohne Grund als Reality-TV-Star bekannt geworden. Ein Reality-TV-Star ist bei Definition jemand, der auf jede Situation reagieren und die Zuschauer für sich gewinnen kann – egal, wie unangenehm die Situation eigentlich für ihn ist. Trump ist der ewige Dschungelkönig.

Ob er irgendwas rund um den 6. Januar 2021 bedauere, als seine Anhänger das Kapitol stürmten? Nein, denn die Wahl war ja gestohlen. Ob er sich bei seinem einstigen Vize Mike Pence entschuldigen müsse, dessen Leben damals in Gefahr war? Nein, denn das war es ja nicht.

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Ob er die Ukraine weiter unterstützen werde? Wenn er Präsident wäre, wäre es nie zu einem Krieg gekommen. Putin, ein Kriegsverbrecher? Das müsse nicht jetzt bestimmt werden, sondern erst nach dem Krieg.

Was aus dem umstrittenen Abtreibungsurteil des Supreme Courts folgen solle? Er sei der Präsident, der dieses Urteil möglich gemacht habe. (Gewaltenteilung taucht in Trumps Welt bekanntlich nicht auf.)

Welcome to the past

Es waren 70 Minuten, die es jedem Zuschauer schwer machten, neutral zu bleiben. Trump bekam die Plattform, die er so gut beherrscht. Die Gäste im Studio waren ausgewählte Wähler, die den Republikanern nahestehen.

Wenn CNN gehofft hatte, dass kritische Stimmen Trump in die Enge treiben könnten, haben sich die Verantwortlichen geirrt. Auf offener Bühne ist das eine Herkulesaufgabe. Trump liebt das Fernsehen, im Verlauf der Sendung blühte er immer weiter auf – und aus dem Publikum kamen zunehmend Applaus und zustimmendes Gelächter.

Am Ende, nachdem er sich erneut nicht dazu bekannt hatte, ein potenziell negatives Wahlergebnis zu akzeptieren, gab es ausgedehnte Standing Ovations. Welcome to the past.

Wer gedacht hatte, dass diese Sendung der Auftakt der parteiinternen Vorwahlen (Primaries) werden würde, hatte sich ebenfalls geirrt. Die erste Frage über seinen wahrscheinlichsten Herausforderer Ron DeSantis kam kurz vor Schluss – und nicht von Collins, sondern aus dem Publikum.

Die Biden-Kampagne versandte im Anschluss eine Mail, die besagte: „Wenn Sie das Trump Town Hall verpasst haben, haben Sie Glück gehabt. Aber die Entscheidung ist klar: Es werden entweder vier weitere Jahre Trump oder vier weitere Jahre Biden.“ Das scheint nach Mittwochabend tatsächlich ausgemacht.

Schon vorab hatte es auf Twitter geheißen: „CNN is basically Trump TV tonight“, CNN ist heute Nacht im Grunde Trump TV. Am Ende bleibt die bittere Erkenntnis: Trump kann seine Lügen im Fernsehen immer noch weitgehend unkontrolliert von der ersten bis zur letzten Minute verbreiten.

Und: Er ist zumindest in New Hampshire, woher die Zuschauer stammten, mit großem Abstand der Favorit bei den potenziell republikanischen Wählern.

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