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Russische Soldaten marschieren zum Roten Platz, um an einer Generalprobe für die Militärparade zum Tag des Sieges teilzunehmen.

© picture alliance/dpa/AP

Moskau vor den Feierlichkeiten zum 9. Mai: „Eine Nervosität, wie ich sie noch nie erlebt habe“

Am 9. Mai feiert Russland den Tag des Sieges. Nach dem kürzlich erfolgten Drohnen-Angriff auf den Kreml war zunächst nicht klar, ob die pompöse Parade in Moskau stattfindet.

Ungeachtet des kürzlichen Zwischenfalls mit zwei Drohnen über dem Kreml will Russlands Präsident Wladimir Putin am Dienstag wie geplant bei der großen Militärparade auf dem Roten Platz in Moskau auftreten.

„Morgen bei der Parade wird es den Auftritt des Präsidenten wirklich geben“, sagte sein Sprecher Dmitri Peskow am Montag der Agentur Interfax zufolge.

Zuvor war bereits mitgeteilt worden, dass Moskau die Sicherheitsvorkehrungen vor den Feierlichkeiten zum 78. Jahrestag des sowjetischen Sieges über Nazi-Deutschland im Zweiten Weltkrieg verschärft habe.

Die Lage vor den geplanten Siegestagsparaden ist angespannt, wie der „Guardian“ berichtet. „Es herrscht eine Nervosität, wie ich sie noch nie erlebt habe“, wird ein Beamter der Moskauer Stadtverwaltung zitiert. 

Hat Russland den Drohnen-Anschlag selbst inszeniert?

In der vergangenen Woche waren nachts zwei Drohnen über dem Kreml-Gelände zum Absturz gebracht worden.

Soldatinnen der russischen Armee marschieren während einer Generalprobe für die Militärparade zum Tag des Sieges durch Moskau.

© picture alliance/dpa/Xinhua

Russland sprach anschließend von einem versuchten Anschlag auf Putin und machte dafür die Ukraine verantwortlich. Das Nachbarland, das sich seit mehr als 14 Monaten gegen einen russischen Angriffskrieg verteidigt, wies die Anschuldigung zurück.

Mehrere internationale Beobachter glauben, dass Russland den angeblichen Anschlagsversuch selbst inszeniert haben könnte. Spekuliert worden war in diesem Zusammenhang auch darüber, ob möglicherweise die Militärparade abgesagt würde.

Russland sagt Paraden in zahlreichen Städten ab

Seit am vergangenen Mittwoch Drohnen über die Mauern des Kremls flogen, sei das Land in Alarmbereitschaft. Nach Angaben des ukrainischen Verteidigungsministeriums vom Samstag haben bereits sechs russische Regionen, die Krim-Insel sowie 21 weitere Städte ihre Siegestagsparaden abgesagt. Sprecher Peskow räumte nun ein, dass das aufgrund von Sicherheitsbedenken geschehen sei. Weiter offen ließ er, ob es eine Flugshow geben werde oder ob diese - wie schon im Vorjahr - abgesagt werde.

In Moskau jedoch müsse der Siegestag stattfinden, „es gibt keine andere Möglichkeit“, sagte der russische Beamte dem „Guardian“.

Russische Soldaten marschieren am 7. Mai 2019 über den Roten Platz während einer Probe für die Militärparade zum Tag des Sieges.

© picture alliance/dpa/AP Pool

Neben dem Drohnen-Vorfall am Kreml häuften sich in letzter Zeit auch in anderen russischen Regionen mutmaßliche Partisanenanschläge etwa auf Gütertransporte und Öl-Raffinerien.

Warum ist die Militärparade für Russland so wichtig?

Die alljährliche Parade zum Weltkriegsende auf dem Roten Platz soll die militärische Stärke Russlands demonstrieren - für Putin hat sie deshalb zentrale Bedeutung.

„Zwischenfälle sind unerwünscht, weil sie das Ziel der Propaganda gefährden und das Sicherheitsgefühl der Moskauer schwächen“, erklärte Andrej Kolesnikow von der Denkfabrik Carnegie Russia Eurasia Center.

Seit Putin im Jahr 2000 an die Macht kam, hat er einen patriotischen Kult gefördert, der auf dem sowjetischen Sieg gegen die Nazis aufbaut und Putin als Erben der Sowjetmacht legitimieren soll.

Aktuell sei der Feiertag besonders wichtig, denn so könne der Präsident wieder einmal seine „einfache, aber verrückte Idee ins öffentliche Bewusstsein einpflanzen, dass seine “Spezialoperation’ in der Ukraine eine Fortsetzung„ des Krieges gegen Hitler sei, sagte Kolesnikow. (dpa, AFP)

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