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Greta Thunberg bei einer Demo am 19. Oktober in London.

© REUTERS/Anna Gordon

Offener Brief von 200 Klimaaktivisten: Thunberg erntet weiter massive Kritik aus Israel

Der weithin als einseitig wahrgenommene Gaza-Solidaritätsaufruf sorgt insbesondere in Israel für Empörung. Nun beteiligen sich auch zahlreiche ihrer Klima-Mitstreiter.

Die schwedische Klimaaktivistin Greta Thunberg sieht sich weiter mit massiver Kritik für eine pro-palästinensischen Solidaritätsbekundung konfrontiert. Mehr als 200 israelische Umweltschützer sollen nun in einem offenen Brief die „erschreckend einseitig und schlecht informierten“ Einlassungen der „Fridays for Future“-Initiatorin verurteilt haben. Der Brief wurde laut israelischen Medienberichten auch direkt an Greta Thunberg geschickt.

Thunberg hatte am Freitag auf X (vormals Twitter) und in ihrer Instagram-Story einen globalen Streikaufruf pro-palästinensischer Organisationen geteilt. Darin werden unter anderem „Solidarität mit Palästina und Gaza“ sowie ein „sofortiger Waffenstillstand, Gerechtigkeit und Freiheit für die Palästinenser und alle betroffenen Zivilisten“ gefordert.

Die Beiträge der Schwedin, die mit medienübergreifend mehr als 20 Millionen Followern über eine enorme Reichweite verfügt, sorgen seither vor dem Hintergrund des Krieges zwischen der islamistischen Palästinenserorganisation Hamas und Israel in vielen Teilen der Welt für Empörung. Nun beteiligen sich offenbar auch zahlreiche ihrer Mitstreiter aus Israel an der öffentlichen Kritik.

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Zudem löste ein Oktopus in dem Aufruf Kritik aus. Er wird häufig als antisemitisches Symbol genutzt.

Wie die „Jerusalem Post“ (JP) berichtet, werfen israelische Umweltaktivisten der 20-Jährigen vor, sich „auf die Seite der Terroristen, der schlimmsten und dunkelsten Vertreter der Menschen und schlichtweg auf die falsche Seite der Geschichte zu stellen“.

Demnach seien die Unterzeichnenden „zutiefst verletzt, schockiert und enttäuscht“ über Thunbergs Gaza-Beiträge in Sozialen Netzwerken, die „in völligem Gegensatz zu Ihrer Fähigkeit stehen, in Details einzutauchen und komplexen Themen auf den Grund zu gehen“.

© Screenshot X @bruell_rony

Dem Bericht zufolge geht das Schreiben auf die Initiative von Rony Bruell zurück, die das israelische Forum of Women in the Environment gegründet hat. Zwar teilte die Umweltaktivistin den Beitrag der „Jerusalem Post“ via X, allerdings ist der offene Brief online bisher nicht aufrufbar.

Die Zeitung indes zitiert ferner aus dem Schreiben an Thunberg, das auch auf Gräueltaten und Geiselnahmen der Hamas referiert: „Stellen Sie sich so den Kampf für Menschenrechte vor? Mit kaltblütigen Tötungen von Zivilisten, gewaltsamen Vergewaltigungen von Frauen und der Entführung von Säuglingen und älteren Menschen?“

Zum Schluss des Briefes fordern die Unterzeichnenden dem JP-Bericht zufolge Thunberg auf, „sich noch einmal mit den Gräueltaten der Hamas auseinanderzusetzen (...) mehr über die Konflikte in unserer Region zu erfahren“.

„Wir gehen davon aus, dass Sie und Ihre Familie niemals um Ihr Leben rennen und den Schlaf verlieren müssen, weil Sie sich Sorgen um Ihre Lieben machen. Aber sollte dies jemals passieren, versprechen wir, dass wir uns nicht auf die Seite Ihrer Täter stellen werden“, zitiert die JP aus dem Schreiben.

Heftige Kritik aus Israel seit mehreren Tagen

Bereits in den vergangenen Tagen hatte es insbesondere aus Israel massive Kritik an den pro-palästinensischen Solidaritätsbekundungen der Schwedin gegeben. Im Zentrum dessen stand, dass Thunberg die mehr als 1400 Todesopfer der Hamas-Angriffe und die mehr als 200 von den radikalen Islamisten entführten Menschen nicht explizit erwähnte.

Kurz nach Veröffentlichung der umstrittenen Posts schrieb der offizielle X-Account des Staates Israel in Anspielung auf Thunbergs klimapolitische Agenda: „Hamas verwendet keine nachhaltigen Materialien für ihre Raketen, mit denen unschuldige Israelis abgeschlachtet wurden. Die Opfer des Hamas-Massakers hätten Ihre Freunde sein können. Melden Sie sich.“

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Auch der Sprecher der israelischen Armee (IDF), Arye Sharuz Shalicar, hatte emotional auf die Posts reagiert. „Wer sich in Zukunft in irgendeiner Weise mit Greta identifiziert, ist in meinen Augen ein Terrorunterstützer“, sagte er dem US-Magazin „Politico“ unter Verweis auf Thunbergs fehlende Erwähnung der Hamas-Massaker an Israelis.

Später revidierte Shalicar seine radikale Aussage und erklärte, „aus einem tiefen Gefühl des Schmerzes heraus gesprochen“ zu haben. Demnach spiegelten seien voherigen Äußerungen weder seine persönlichen Ansichten noch die des IDF wider.

Nachdem sich Thunberg am Freitag nach Veröffentlichung ihrer Posts mit einer ersten Welle der Entrüstung konfrontiert sah, erklärte sie via X: „Wir sind natürlich gegen jede Art von Diskriminierung und verurteilen Antisemitismus in allen Formen und Ausprägungen. Dies ist nicht verhandelbar.“

Eine vorherige Version ihres umstrittenen Beitrags veröffentlichte Thunberg sodann in einer geänderten Optik, der Oktopus zum Beispiel fehlte. Die Kernbotschaft jedoch beließ sie gleich. Über eine Reaktion der Schwedin auf den Bericht über den offenen Brief von Umweltschützern aus Israel ist derzeit noch nichts bekannt. (cst)

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