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Klimaaktivistin Greta Thunberg.

© AFP/Henry Nicholls

Irrende Klima-Ikone: So verhöhnt Greta Thunberg die jüdischen Opfer

Mit ihrer Palästina-Solidarität schadet die Klimaaktivistin ihrer Glaubwürdigkeit. Sie sollte besser schweigen, wenn sie einen Konflikt nicht begreift.

Ein Kommentar von Werner van Bebber

So kann es kommen, wenn man erst postet und dann nachdenkt. Greta Thunberg hat mit ihrer pro-palästinensischen Solidaritätserklärung vom Freitag bewiesen, dass sie vom Nahost-Konflikt keinen Schimmer hat.

Was schlimmer ist: Die vor zwei Wochen von Hamas-Killern hingemetzelten toten Juden interessieren sie nicht. Wie so viele, die in der Politik die Moral über alles stellen, ist sie schneller mit dem Urteilen als mit dem Verstehen. Sie sieht nur die palästinensischen Opfer eines seit über siebzig Jahren ungelösten Konflikts um Land, Freiheit und Selbstbestimmung. Dass sie Antisemitismus ablehne, kam als Hinterher-Erklärung, nachdem sie harsch kritisiert worden war.

Es stimmt ja: Greta Thunberg hat, was die Klima-Krise anbelangt, viel erreicht mit ihrer Art. Mit Konsequenz, Entschiedenheit und Disziplin machte sie die Erderwärmung zum Thema nicht allein ihrer Generation. Kaum zu sagen, wie viele junge Leute ein paar Entscheidungen im Leben sozusagen im Sinne Gretas getroffen haben – und sei es die, aufs Auto zu verzichten oder den nächsten Städtetrip per Bahn zu machen.

Als sie am Freitag den gar nicht missverständlichen Streik-Aufruf „aus Solidarität mit Palästina und Gaza“ veröffentlichte, war sie, wie üblich, als Klimaaktivistin unterwegs. Um so bizarrer, dass sie sich anmaßte, alle Klimaschutz-Bewegten miteinzubeziehen, in dem sie erklärte: „Heute streiken wir (!) aus Solidarität mit Palästina und Gaza.“

Es wäre zynisch, in diesem Zusammenhang von einer polit-moralischen Geiselnahme zu schreiben. Aber als Klimaschützer, dem das Massaker im Kibbuz Beeri und die Morde an und Entführung von Festivalbesuchern nahegeht, hätte man guten Grund, sich von der Klima-Ikone abzuwenden.

Nicht der erste Irrtum von Thunberg

Man kann sich fragen, ob sich eine gefestigte politische Moral und differenziertes Denken gegenseitig im Weg stehen, wenn man versucht, eine komplizierte Situation zu verstehen. Gretas Überzeugung von der absoluten Priorität des Klimaschutzes steht außer Frage. Das ist ihre Mission, sie führt angeblich ihr Leben entsprechend, angefangen mit dem Reisen.

Das spricht für ihre Integrität als Aktivistin außerhalb der Politik – offenbar braucht es immer wieder solche Menschen, um der Berufspolitik Themen aufzuzwingen. Dass sie differenziert denken kann, bewies sie etwa mit ihrem Statement zu deutschen Atomkraftwerken. Es sei besser, die Kraftwerke weiterzubetreiben, als sich der Kohle zuzuwenden, sagte sie vor einem Jahr. Da war sie klüger als manche Grüne.

Den Nahost-Konflikt aber überschaut sie nicht ansatzweise. Und sie gibt nicht zum ersten Mal der Neigung zum Moralisieren nach, statt zu differenzieren. Im Mai 2021 solidarisierte sie sich mit der strammlinken Politaktivistin Naomi Klein, die einen Boykott Israels forderte.

Mit Gretas eigenen Worten könnte man fragen, wie sie es wagen kann, über einen Konflikt zu urteilen, den sie ganz offenkundig nicht versteht.

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