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Rettungseinsatz nach der Kollision von zwei Frachtern auf der Nordsee.

© Reuters/Kai Twest

Update

Schiffskollision bei Helgoland: Mast des Wracks soll nach Frachter-Unfall gekürzt werden

Bei einem Zusammenstoß von zwei Schiffen auf der Nordsee starben fünf Menschen. Die Staatsanwaltschaft ermittelt wegen fahrlässiger Tötung. Um den Schiffsverkehr in dem Gebiet nicht zu behindern, soll nun der Mast des Wracks gekürzt werden.

| Update:

Nach der Frachter-Kollision auf der Nordsee sichern Behörden die Unfallstelle ab, um den Schiffsverkehr um das Wrack des gesunkenen Küstenmotorschiffes „Verity“ zu leiten. „Es ist vorgesehen, den Mast des Wracks zu kürzen, um mehr Wassertiefe zu erreichen“, sagte eine Sprecherin der Generaldirektion Wasserstraßen und Schifffahrt in Bonn am Donnerstag auf Anfrage. Es werde nun beraten, wie das umgesetzt werden könnte.

Das Sperrgebiet um die Unglücksstelle wurde bereits von zwei Seemeilen auf eine halbe Seemeile verkürzt. Zudem sollte das Mehrzweckschiff „Mellum“ eine Tonne als Signal für die Schifffahrt auslegen. Schiffe sollten über eine Bekanntmachung informiert werden.

Die Behörden rücken nun die Ermittlungen zur Unfallursache in den Fokus. „Unser Fokus liegt darauf, die Unfallursache zu klären unter Einbeziehung sämtlicher Faktoren“, sagte BSU-Direktor Ulf Kaspera. Die Staatsanwaltschaft ermittelt in einem weiteren Verfahren wegen fahrlässiger Tötung und Gefährdung des Schiffsverkehrs. Rettungskräfte gehen davon aus, dass fünf Menschen starben.

Noch immer ist nicht klar, warum es Dienstagmorgen zu dem Zusammenstoß in der deutschen Bucht kam. Bekannt ist, dass das kleinere Küstenmotorschiff „Verity“ beladen mit Stahlblechen auf dem Weg von Bremen nach Immingham in Großbritannien war.

Der mit 190 Metern Länge größere Frachter „Polesie“ wollte von Hamburg nach La Coruña in Spanien - bis die beiden rund 22 Kilometer südwestlich von Helgoland zusammenstießen. Die „Verity“ sank daraufhin schnell.

Rettungsschiffe suchen am 24. Oktober 2023 in der Nordsee nach Vermissten.
Rettungsschiffe suchen am 24. Oktober in der Nordsee nach Vermissten.

© REUTERS/Havariekommando

Die deutschen Experten der BSU arbeiten mit Ermittlungsbehörden der Flaggenstaaten der beiden Schiffe, Bahamas und Großbritannien, zusammen. Sie wollen nun etwa Verkehrs- und Kommunikationsdaten sichern und auswerten sowie die Schiffsbesatzungen befragen.

An der Unglücksstelle läuft unterdessen der Einsatz weiter. Das Havariekommando übertrug die Einsatzleitung dem Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt Weser-Jade-Nordsee. Offen ist noch, wie es mit dem Wrack weitergeht. Am Mittwoch wurde eine kleinere Menge ausgetretener Dieseltreibstoff an der Wasseroberfläche registriert.

Suche nach Vermissten eingestellt

Zuvor hatten die Rettungskräfte die Suche nach vier vermissten Seeleuten eingestellt. Für die Vermissten gebe es keine Hoffnung mehr, sagte der Leiter des Havariekommandos, Robby Renner, am Mittwoch.

Nachdem einer der Frachter am Dienstagmorgen infolge des Zusammenstoßes gesunken war, konnten Rettungskräfte zwei Seeleute aus dem Wasser retten. Ein Seemann wurde tot geborgen.

Am späten Dienstagabend stellten die Rettungskräfte die Suche nach den Vermissten zunächst ein. Am Mittwochmorgen teilte das Havariekommandos mit, dass die Suche nicht erneut aufgenommen werde.

Der Frachter „Verity“ vor Kiel (Archivbild).
Der Frachter „Verity“ vor Kiel (Archivbild).

© dpa/Dietmar Hasenpusch

Mehrere Seenotrettungskreuzer der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger (DGzRS) und weitere Behördenschiffe hatten zuvor nach den Vermissten gesucht. Die Bedingungen würden einen erneuten Tauchgang zu dem gesunkenen Frachter derzeit nicht zulassen, hieß es vom Havariekommando am Mittwochmorgen.

Unfall in stark befahrenem Seegebiet

Der Unfallort ist eines der meistbefahrenen Seegebiete weltweit. Denn in der Deutschen Bucht verlaufen laut Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH) zwei international eingerichtete Schifffahrtsstraßen in Ost-West-Richtung.

Die unter der Flagge Großbritanniens fahrende 91 Meter lange „Verity“ hatte laut dem Havariekommando sogenannte Stahl-Coils geladen, also Rollen aus großen Blechen. Das Schiff der britisch-niederländischen Reederei Faversham Ships war auf dem Weg von Bremen nach Immingham, einem Hafen an der englischen Nordseeküste.

Der andere Frachter, die mit 190 Metern Länge größere „Polesie“, war unter der Flagge der Bahamas auf dem Weg von Hamburg nach La Coruña in Spanien unterwegs. Der Frachter konnte aus eigener Kraft nach Cuxhaven fahren.

Retter warnen vor Umweltgefahren

Rettungskräfte haben auch mögliche Folgen für die Umwelt im Blick. Es sei möglich, dass von dem gesunkenen Schiff Umweltgefahren ausgingen – „sei es vom Treibstoff oder von der Ladung“, sagte der Leiter des Havariekommandos, Robby Renner, am Dienstag.

Ein Mehrzweckschiff, das beispielsweise Treibstoffe vom Wasser aufnehmen könne, sei an der Unfallstelle. Der gesunkene Frachter „Verity“ habe rund 1300 Kubikmeter Dieseltreibstoff geladen. 

Großangelegte Suchaktion am Dienstag

Am Dienstag lief in dem Seegebiet in der Deutschen Bucht noch eine großangelegte Suchaktion mit zahlreichen Schiffen, Hubschraubern und auch Tauchern. Darunter waren neben mehreren Seenotkreuzern diverse Behördenschiffe sowie ein Kreuzfahrtschiff. Der Luftraum über der Unglücksstelle wurde im Umkreis von knapp 19 Kilometern wegen der Suchaktion gesperrt.

Es wird davon ausgegangen, dass die – im Vergleich deutlich kleinere – „Verity“ wegen der Kollision sank. Die „Polesie“ sei hingegen schwimmfähig, hieß es. Sie habe 22 Menschen an Bord.

Ein ferngesteuerter Tauchroboter konnte keine Lebenszeichen in dem Wrack der „Verity“ entdecken. Es hätten keine Menschen erkannt werden können, sagte ein Sprecher des Havariekommandos am Mittwoch der Deutschen Presse-Agentur.

Die Sicht sei nicht schlecht gewesen, das Gerät habe in die Brücke des gesunkenen Küstenmotorschiffs „Verity“ filmen können. Die Auswertung der Daten des Unterwasserfahrzeugs laufe aber noch.

Die Staatsanwaltschaft Hamburg hat nun die Ermittlungen aufgenommen. Ermittelt werde wegen fahrlässiger Tötung und Gefährdung des Schiffsverkehrs, sagte eine Behördensprecherin am Mittwoch. (dpa/Reuters/Tsp)

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