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Julian Reichelt im Jahr 2021.

© imago images/Jörg Schüler

Unwahre Angaben: NDR stellt Strafanzeige gegen Julian Reichelt

Der Norddeutsche Rundfunk hat Strafanzeige gegen den Ex-„Bild“-Chefredakteur gestellt. Es geht um den Verdacht der Abgabe einer falschen eidesstattlichen Versicherung in mehreren Punkten.

Der Norddeutsche Rundfunk (NDR) hat Strafanzeige gegen den ehemaligen „Bild“-Chefredakteur Julian Reichelt gestellt, weil er vorsätzlich unwahre Angaben unter eidesstattlichen Versicherungen gemacht haben soll. Das berichtet der „Spiegel“, dem die Anzeige vorliegt.

Die öffentlich-rechtliche Rundfunkanstalt glaubt belegen zu können, dass Reichelt in einem anderen bereits abgeschlossenen Verfahren die Unwahrheit über seine Beziehung zu einer ehemaligen Mitarbeiterin gesagt haben soll.

Der Hintergrund der Strafanzeige ist ein bereits ausgetragener Rechtsstreit zwischen Reichelt und dem NDR um eine Folge „Reschke Fernsehen“. In der Folge berichteten Anfang des Jahres 13 Frauen von mutmaßlichem Fehlverhalten ihres ehemaligen Chefs gegenüber Praktikantinnen, Volontärinnen und Mitarbeiterinnen.

Reichelt hat die Vorwürfe bestritten und vor dem Landgericht Hamburg Recht damit bekommen, dass 11 von 16 der Vorwürfe in dem Beitrag so nicht mehr erhoben werden dürfen. Der NDR hat die Folge daraufhin neu geschnitten und mit Pieptönen zensiert wieder hochgeladen.

In dem Verfahren hatte Reichelt unter anderem eidesstattlich versichert, keine „diversen Affären“ mit Mitarbeiterinnen gehabt zu haben, wie in „Reschkes Fernsehen“ suggeriert. Zudem glaubte Reichelt eine der anonymisierten Mitarbeiterinnen identifiziert zu haben und versicherte ebenfalls unter Eid, dass er, „als Chefredakteur der ›Bild‹ keine sexuelle Affäre zu der diese Behauptung aufstellenden weiteren vermeintlichen Mitarbeiterin“ hatte.

Chatverlauf als Indiz

Der NDR stellte nun Strafanzeige gegen Reichelt und legte als Indiz den Chatverlauf zwischen der betroffenen Frau und ihm vor, den diese der Redaktion von „Reschke Fernsehen“ überlassen hatte. Dieser soll ihre Schilderung der sexuellen Beziehung zwischen beiden bestätigen. Zudem habe die Frau ihrerseits eine eidesstattliche Versicherung abgeben, dass sich der Fall wie von ihr beschrieben abgespielt habe. Damit stünde Aussage gegen Aussage, so die Argumentation der Rundfunkanstalt.

Die NDR-Sprecherin sagte, der Sender habe sich zur Anzeige entschieden, „weil es den Wert eidesstattlicher Versicherungen zu schützen gilt und damit auch die freie Berichterstattung, gerade auch im Bereich von Machtmissbrauch und #MeToo Fällen“.

Reichelts Anwalt Ben Irle sagte, dass sein Mandant den Vorwurf zurückweise und dass vielmehr die „vermeintlich Betroffenen Unwahrheiten behaupten und diese an Eides statt versichert haben.“

Es ist nicht der einzige Rechtsstreit des umstrittenen Journalisten dieses Jahr. Im Juli verlor Reichelt einen Prozess mit der trans Frau Janka Kluge, die seine Medien wiederholt als Mann bezeichnet hatten. Das Urteil ist noch nichts rechtskräftig. Im selben Monat zeigte Berlins Queer-Beauftragter Alfonso Pantisano Reichelt wegen Volksverhetzung an. Die Ermittlungen dazu dauern an.

Zudem ermittelt die Berliner Staatsanwaltschaft, weil Reichelt vertrauliche Dokumente und Chats aus dem Axel-Springer-Konzern an Holger Friedrich, Chef des „Berliner Verlags“, geleakt haben soll.

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