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Stadtnatur-Erlebnispfad im Görlitzer Park, mit Katja Frenz vom Umwelt- und Naturschutzamt Kreuzberg

© Tagesspiegel/Dorothee Nolte

Langer Tag der Stadtnatur: Idylle im Görlitzer Park

Hinschauen, dann eröffnen sich Welten: Ein Erlebnispfad zeigt die wilden Ecken des Parks mit seinen tierischen Bewohnern und Pflanzen.

Wer denkt schon beim Görli an Natur? Jeder, der einmal mit Katja Frenz hindurchgelaufen ist. Die resolute 50-Jährige mit der rauchigen Stimme kennt hier jede Ecke. Und sie weiß auch, wo der Reiher gerade sitzt: natürlich auf dem abgestorbenen Baumstamm im Teich.

Dort sonnt er sich, putzt sein Gefieder und genießt genau wie die menschlichen Besucher die Ruhe und den Frieden in diesem wenig bekannten Teil des Görlitzer Parks.

Viele Anwohner nennen den Teich „Hundeteich“, und auch jetzt schlappt ein Dackel am Ufer. Dass er ohne Leine unterwegs ist, findet Katja Frenz nicht gut: „Wir sagen den Leuten immer wieder, dass frei laufende Hunde die Vögel verschrecken, jetzt ist ja auch noch Brutzeit.“

Im Schilfröhricht am Ufer haben Teichhühner ihre Nester gebaut, leuchtend gelb blühen die Schwertlilien, Spatzen baden sich im Sand: eine Idylle an einem Ort, der eher für florierenden Drogenhandel bekannt ist.

Auf dem abgestorbenen Baumstamm sonnt sich der Reiher.
Auf dem abgestorbenen Baumstamm sonnt sich der Reiher.

© Tagesspiegel/Dorothee Nolte

Einst war der Park ein Bahnhofsgelände, dann Brache, und wo jetzt der Teich ist, war ein Schrottplatz. Heute hat der Görli viel Natur zu bieten, und Neugierige können sie künftig selbst erkunden: : Am Langen Tag der Stadtnatur wird Katja Frenz, zuständig für die Umweltbildung im Umwelt- und Naturschutzamt, zusammen mit der Kreuzberger Bezirksstadträtin Annika Gerold und den Projektpartnern vom BUND Berlin e.V. und den Stadtnatur-Rangerinnen der Stiftung Naturschutz Berlin den „Stadtnatur-Erlebnispfad“ eröffnen.

Der Pfad führt in acht Stationen zu Lebensräumen wie Gehölzen, Hecken, Wiesen, Sandboden und natürlich zum Teich, dem „Lebensraum Wasser“. Er zeigt auch, wo die Fledermäuse leben und jagen. Und eine betagte Stiel-Eiche, die womöglich schon Mitte des 19. Jahrhunderts hier stand, als noch Bauern ihr Vieh vorbeitrieben.

Vorerst existiert der Erlebnispfad nur als Faltplan bzw. Download – auf Infotafeln wurde bewusst verzichtet. „Die werden hier leider sofort beschmiert und sind auch nicht mehr zeitgemäß“, sagt Frenz. Den Faltplan im Hosentaschenformat kann man sich an verschiedenen Orten im Park, zum Beispiel im „CoLab“, im Bauwagen des Parkmanagements und im Kinderbauernhof abholen oder ab dem 11. Juni auf der Homepage des Bezirksamts runterladen.

Wildbienenweide: Wilder Salbei blüht auf dem „Mondhügel“.
Wildbienenweide: Wilder Salbei blüht auf dem „Mondhügel“.

© Tagesspiegel/Dorothee Nolte

Auf dem „Mondhügel“, wo früher ein Stellwerk stand, blühen gerade Schafgarbe und wilder Salbei: „eine Wildbienenweide“, sagt Katja Frenz. „Hier wurden schon 45 Wildbienenarten gezählt.“

Ein Fest für Wildbienen: Blühende Schafgarbe und wilder Salbei.
Ein Fest für Wildbienen: Blühende Schafgarbe und wilder Salbei.

© Tagesspiegel/Dorothee Nolte

Die lila und gelben Blüten locken die Kinder der Kita „Mondkäfer“ an, die rund um die extrabreite Rutsche nebenan spielen. Einige brechen Stängel ab, um daraus „Suppe zu kochen“. Katja Frenz erklärt ihnen: „Stellt Euch vor, alle Kinder, die hier spielen, pflücken all die Blumen – was ist dann mit den Bienen?“ Dann haben die Tiere nichts mehr zu sammeln und die Menschen keinen Honig mehr: Das leuchtet den Kindern ein.

Im Park herrscht eben „hoher Nutzungsdruck“, wie Katja Frenz sagt: Kleine und große Menschen, Tiere, Pflanzen, alle wollen ihren Raum und ihren Spaß. Sie wünscht sich, dass die menschlichen Besucher aufmerksamer werden für all das, was um sie herum lebt. „Hinschauen“, sagt sie. „Dann eröffnen sich Welten.“

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