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Forscher haben einen Hinweis darauf gefunden, wie die Entspannung der Nackenmuskulatur Kopfschmerzen lindern kann.

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Kopfschmerzen: Sind Entzündungen im Nacken der Schlüssel?

Forscher haben einen Hinweis darauf gefunden, wie die Entspannung der Nackenmuskulatur Kopfschmerzen lindern kann. Dabei könnten statt Tabletten Magnete und Botox zum Einsatz kommen.

| Update:

Genug Wasser getrunken? Im Volksmund ist das eine der ersten und vielleicht eine der nervigsten Reaktionen, wenn jemand über akute Kopfschmerzen klagt. Manchmal helfen eine Ibuprofen oder Aspirin effektiver gegen die Schmerzen als der Rat, doch nochmal ein Glas Wasser zu trinken.

In Deutschland leiden rund 57 Prozent der Frauen und 44 Prozent der Männer mindestens einmal pro Jahr unter Kopfschmerzen, ergab eine Erhebung des Robert Koch-Instituts aus dem Jahr 2020. Aber warum diese eigentlich entstehen, ist nicht wirklich geklärt. Deutsche und amerikanische Forscher haben nun Hinweise darauf gefunden, dass Entzündungen der Nackenmuskulatur dabei eine Rolle spielen könnten.

Die Suche nach Wasser im Nacken

Das Forscherteam um den Radiologen Nico Sollmann von der Technischen Universität München hat dafür 50 männliche und weibliche Probanden untersucht: 16 von ihnen litten regelmäßig unter Spannungskopfschmerzen, zwölf weitere Probanden waren zusätzlich zu Spannungskopfschmerzen noch von Migräne betroffen. Den Patienten standen in der Studie 22 gesunde Probanden ohne Kopfschmerzerkrankung gegenüber.

Fokus der Forscher war der Trapezmuskel im Nacken, denn wenn der überlastet ist, etwa durch schlechte Körperhaltung oder langes Sitzen, kann es zu Kopfschmerzen kommen. Mittels Magnetresonanztomografie suchten sie nach Anhaltspunkten für Entzündungen im Muskel.

„Es ging bei dieser MRT-Untersuchung letzten Endes darum, den Wasseranteil im Gewebe zu messen“, sagt der Radiologe Sollmann, der am Klinikum rechts der Isar in München forscht. Einen hohen Wasseranteil im Nacken werteten die Forscher als Anzeichen für einen entzündeten Trapezmuskel.

Entzündungen im Trapezmuskel könnten auch die Folge sein

Es zeigte sich: Die Kopfschmerz-Patienten klagten nicht nur häufig über Nackenschmerzen, man fand bei ihnen auch die Anhaltspunkte für Entzündungen im Trapezmuskel. Und zwar umso mehr, je häufiger sie unter Kopfschmerzattacken litten. Außerdem waren die Entzündungen bei denjenigen Patienten am stärksten, die sowohl unter Spannungskopfschmerzen als auch unter Migräne litten.

Damit haben die Forscher für das subjektive Gefühl vieler Betroffener, dass der Schmerz vom Nacken in den Kopf ziehe, „einen objektiv gesicherten Hinweis auf diesen Zusammenhang“ gefunden. Laut Sollmann zeigt die Untersuchung zudem, dass man die Nackenmuskeln nicht nur bei Spannungskopfschmerzen, sondern auch bei Migräne berücksichtigen sollte.

Gleichwohl beweist die Studie nicht, dass Entzündungen in der Nackenmuskulatur die Ursache für Kopfschmerzen sind. „Prinzipiell könnten sie auch umgekehrt die Folge der Kopfschmerzen sein“, sagt Sollmann. Dies müsse man in größeren Studien klären.

Therapien mit Magneten und Botox

Unabhängig davon ergeben sich aber jetzt schon lokal einsetzbare Therapien, alternativ zu den üblichen Schmerzmitteln. Eine davon ist die neuromuskuläre Magnetstimulation. Die dabei mit einer Magnetspule erzeugten Impulse können nicht nur direkt den Trapezmuskel stimulieren, sondern auch über Muskel und Nervenbahnen den Kopf erreichen. So könne man die lokale Spannung im Muskel und den eigentlichen Kopfschmerz gleichzeitig lindern, erklärt Sollmann. Noch aber steht die neuromuskuläre Magnetstimulation für die Anwendung bei Kopfschmerzen nicht flächendeckend zur Verfügung.

Physiotherapeutische Maßnahmen wie Massage könnten eine Alternative sein – und auch das kosmetische Antifalten-Mittel Botox. Es blockiert die Freisetzung des Botenstoffs Acetylcholin, wodurch es Muskeln lähmt. Wenn Botox in den Nacken injiziert wird, kann es dort den Trapezmuskel entspannen. Es ist eben nicht nur die Dosis, sondern auch der Ort der Anwendung, der ein Bakteriengift zum Medikament machen kann.

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