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Die Charité hat untersucht, ob Sexualhormone Migräne triggern.

© Getty Images/Moment RF

Hormone und Migräne: Der Bote, der den Schmerz bringt

Gerade vor und während der Periode haben Migränepatientinnen Kopfschmerzattacken. Warum Sexualhormone hier eine Rolle spielen, erforscht eine Ärztin von der Klinik für Neurologie an der Charité.

Migräne, wenn die Menstruation eintritt oder sich ankündigt – darunter leiden nicht wenige Frauen. Das Robert-Koch-Institut geht davon aus, dass rund 15 Prozent der Frauen insgesamt in Deutschland Migräne bekommen.

Der Charité zufolge sind Frauen dreimal häufiger von den wiederkehrenden heftigen Kopfschmerzen betroffen als Männer. Dass Hormonschwankungen mit den Beschwerden in Zusammenhang stehen, ist bekannt.

Das äußert sich etwa darin, dass bei Frauen die Kopfschmerzattacken rund um die Regelblutung sowie beim Eintritt in die Wechseljahre auftreten, an deren Ende oder während der Schwangerschaft hingegen oft abklingen.

15
Prozent der Frauen in Deutschland leiden unter Migräne.

Noch ist wenig bekannt, warum manche Konzentrationen von bestimmten Sexualhormonen im Blut Migräne auslösen können. Dem Zusammenhang will die Ärztin Bianca Raffaeli näherkommen, die am Kopfschmerzzentrum an der Klinik für Neurologie der Charité arbeitet und ihre Arbeit mit Patient:innen mit eigener Forschung verbindet, wofür sie durch ein Programm des Berlin Institute of Health unterstützt wird.

Ein Entzündungsbotenstoff ist deutlich höher konzentriert

Raffaeli ging von der an Tiermodellen entwickelten These aus, dass bei Schwankungen von weiblichen Hormonen, insbesondere Östrogen, vermehrt ein bestimmter Entzündungsbotenstoff freigesetzt wird, der die Gefäße erweitert und so den Kopfschmerz auslöst. Bei Migräne handelt es sich um eine sogenannte sterile Entzündung im Gehirn, die also ohne einen Eindringling von Außen wie etwa Bakterien entsteht.

Für ihre jetzt in der Fachzeitschrift Neurology veröffentlichte Studie untersuchte Raffaeli mit ihrem Team bei 180 Frauen die Konzentration des Entzündungsbotenstoffs – „Calcitonin Gene-Related Peptide“ (CGRP) – zum Eisprung und zur Monatsblutung.

Im Vergleich habe sich bestätigt, dass während der Menstruation, zu deren Beginn der Östrogenspiegel sinkt, die Konzentration von CGRP bei Migräne-Betroffenen deutlich höher ist als bei den Probandinnen, die nicht unter diesen Attacken leiden.

Der Anstieg des Botenstoffes im Zuge der Östrogenabnahme könnte demnach ein Grund sein, warum Migränepatientinnen die Schmerzen kurz vor und während der Monatsblutung erleben, so Raffaeli. Die Daten müssten noch in größeren Studien bestätigt werden. Auch habe sich gezeigt, dass nicht alle Betroffenen zu Beginn der Blutung einen hohen CGRP-Spiegel hatten.

Andere Prozesse, die hier eine Rolle spielen könnten, will das Team künftig untersuchen. Denn es gebe weitere entzündliche Peptide, die Migräne triggern können. Bei Medikamenten, die als Blocker von CGRP entwickelt werden, um Migräne zu behandeln, wäre zu erwägen, diese „zyklusabhängig zu verabreichen“, regt die Forscherin an.

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