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Ein Mädchen meldet sich in der Schulklasse. Die Leistungen deutscher Schüler sind während der Corona-Zeit deutlich schlechter geworden und im internationalen Vergleich nur Durchschnitt.

© Imago/Sven Simon

„Kein Vertrauen mehr“ in Pisa-Erfinder: Philologenverband fordert Aussetzen von Pisa-Studie in Deutschland

Pisa-Koordinator Schleicher hatte für das schlechte Abschneiden Deutschlands die Lehrer verantwortlich gemacht und „Befehlsempfänger“ genannt. Nun schießt der Philologenverband zurück.

Der Deutsche Philologenverband hat eine Aussetzung der Pisa-Erhebungen in Deutschland gefordert. Die Verbandsvorsitzende Susanne Lin-Klitzing begründete dies am Freitag mit Äußerungen des Koordinators der internationalen Schulvergleichsstudie, Andreas Schleicher. Mit seinen Äußerungen, dass der Lehrerberuf intellektuell nicht anspruchsvoll sei und Lehrkräfte „Befehlsempfänger“ seien, werde Schleicher „seiner Verantwortung nicht gerecht“.

Schleicher, der als Erfinder der Pisa-Studie gilt, hatte nach den schlechten Ergebnissen für deutsche Schüler im jüngsten Pisa-Vergleich die Lehrkräfte in Deutschland scharf kritisiert. „Ich habe, ganz ehrlich, wenig Verständnis für Lehrer, die nur darauf pochen, dass sie überlastet seien“, sagte Schleicher in einem Interview.

Wir haben kein Vertrauen mehr in Andreas Schleicher

Susanne Lin-Klitzing, Vorsitzende des Deutschen Philologenverabnds

Schleicher kritisierte zudem, in deutschen Klassenzimmern habe die Umstellung, „den Kindern und Jugendlichen vor allem selbstständiges Denken beizubringen“, noch nicht ausreichend stattgefunden.

Schlechte Pisa-Ergebnisse: Liegt es an den Lehrern?

„Wir haben kein Vertrauen mehr in die seriöse Interpretation der Pisa-Daten durch deren internationalen Koordinator Andreas Schleicher“, erklärte Lin-Klitzing. Die Koordination und Kommunikation der Pisa-Studie gehe mit einem hohen Maß an Verantwortung einher. Die den Lehrkräften von Schleicher zugeschriebene Aufgabe, dass die Schule die Probleme der Gesellschaft lösen solle, könne keine Lehrkraft und keine Schule erfüllen.

Die Verbandschefin forderte die Kultusministerkonferenz zum Handeln auf. Es liege nun in deren Verantwortung, „ob sie sich vor ihre Lehrkräfte stellt oder weiter zusehen will“, erklärte Lin-Klitzing. Der Philologenverband vertritt Lehrkräfte an Gymnasien und anderen Bildungseinrichtungen, die zum Abitur führen, sowie Lehrbeauftragte an den Hochschulen. Der Verband hat nach eigenen Angaben aktuell etwa 90.000 Einzelmitglieder in 15 Landesverbänden. (AFP)

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