zum Hauptinhalt
Eine nach der Unwetterfront vom 22. Juni überfluteten Straße in Hannover.

© dpa/Julian Stratenschulte

Besser als gar nichts: Auch Unwetter haben ihr Gutes

Nach wochenlanger Dürre brachte die Gewitterfront von Donnerstag ersten nennenswerten Regen. Der Klimawandel befördert Starkregen, den die Böden kaum halten können. Am Ende zählt aber jeder Tropfen.

Ein Kommentar von Jan Kixmüller

Endlich Regen! Die Gewitter am Donnerstagabend brachten in Berlin und Brandenburg 20 bis 40 Liter pro Quadratmeter, in Teilen Nordrhein-Westfalens und Niedersachsens sogar 50 bis 90 Liter – mehr als die Hälfte des durchschnittlichen Juni-Niederschlags in Deutschland. Nach wochenlanger Trockenheit kam der Niederschlag über uns, wie in manchen Regionen der Erde der erste Regen nach der jährlichen Trockenzeit.

Die Trockenheit hielt auch in den vergangenen Wochen an. Die Böden waren teilweise knochentrocken, auch wenn es hier und da mal regnete. Und das nicht nur im Osten und in Niedersachsen – mittlerweile sind auch im Süden die Wiesen so braun wie seit 2015 nicht mehr.

Natürlich war bei den Unwettern vielerorts zu viel auf einmal heruntergekommen, in manchen Orten Niedersachsens sogar 40 Liter in nur einer Stunde (!). Und wer einen vollgelaufenen Keller hatte, in einem überfluteten Bahnhof auf ausgefallene Züge warten musste oder Hagel- und Sturmschäden zu beklagen hatte, konnte sich kaum über den Regen freuen.

Mit Gewittern kommt häufig auch Starkregen.
Mit Gewittern kommt häufig auch Starkregen.

© dpa/Patrick Pleul

Doch nun in eine Klage-Litanei einzustimmen, dass nun der Sommer schon wieder vorbei sei und der Klimawandel uns absaufen lässt, wäre zu kurz gegriffen. Ja, das Bodentief „Lambert“ brachte eine ziemlich außergewöhnliche Wetterlage mit sich. Und ja, der Klimawandel befördert Starkregen; mit jedem Grad Erwärmung steigt die Feuchtigkeit in der Luft um sieben Prozent. Und wenn es mal regnet, dann kommt in kurzer Zeit mehr herunter als wir brauchen. Die Klimaforschung erwartet, dass Häufigkeit und Menge von Starkregenereignissen durch die Erwärmung weiter zunehmen werden.

Und natürlich kann ein extremer Starkregen die Böden nicht wirklich durchfeuchten. Nach fünf mehr oder weniger trockenen Jahren ist ein Schauer oder Gewitter gerade im Osten nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Und damit vor allem in den Städten genug Wasser im Boden ankommt und nicht einfach in der Kanalisation verschwindet, liegt noch viel Arbeit vor uns.

Trotz allem sollten wir uns über den Gewitterregen aber richtig freuen! Sind Schauer und Gewitter doch zumindest eine kleine Erholung für die Vegetation, die Bodenoberfläche wird kurzzeitig befeuchtet und die Pflanzen erhalten etwas Wasser. Und das ist immer noch besser als gar nichts.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
false
showPaywallPiano:
false