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Präsident der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände: Rainer Dulger.

© dpa/Bernd Weißbrod

„Wettbewerber arbeiten länger“: Arbeitgeberpräsident lehnt Vier-Tage-Woche ab und fordert mehr Flexibilität

Um den Wohlstand zu erhalten, müssten alle mehr arbeiten, sagt Dulger. Auch das Renteneintrittsalter müsse erhöht werden – gekoppelt an die durchschnittliche Lebenserwartung.

Widerspruch der Gewerkschaften in Deutschland ist programmiert: Arbeitgeberpräsident Rainer Dulger hat Reformen bei Rente und Arbeitszeiten gefordert. Dulger sagte der Deutschen Presse-Agentur, die Arbeitszeiten müssten flexibilisiert werden. Er warnte zudem vor einem Loch in der Rentenkasse.

„Wenn jetzt die Babyboomer in Rente gehen, dann wechseln ungefähr vier Millionen Menschen ihren Status vom Beitragszahler zum Leistungsempfänger. Und dafür braucht man nicht studiert haben, um zu verstehen, dass, wenn man von mehr als 45 Millionen Erwerbstätigen in wenigen Jahren auf 40 Millionen oder gar auf 39 Millionen runterfährt, nicht nur in der Rentenkasse ein Loch entsteht. Dann müssen wir darüber reden, können wir das zukünftige Rentenniveau halten?

Wir stehen mit unserem Arbeitszeitgesetz in einer Zeit von Telex und Wählscheibe.

Rainer Dulger, Präsident der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände

Wenn dieses gehalten werden solle, werde ein Großteil des Bundeshaushalts noch mehr in Soziales fließen. „Das macht mir große Sorge. Und wir müssen uns gemeinsam die Frage stellen: Können wir uns vorstellen, das Renteneintrittsalter an die durchschnittliche Lebenserwartung zu koppeln? Darüber müssen wir ehrlich reden. Das ist übrigens in vielen anderen Ländern längst üblich.“

„Wir stehen mit unserem Arbeitszeitgesetz in einer Zeit von Telex und Wählscheibe“, sagte der Präsident der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände. „Es beschränkt sich auf die tägliche Arbeitszeit. Wir leben aber mittlerweile im digitalen Zeitalter und verfügen über ein modernes und flexibles europäisches Arbeitszeitgesetz.“

Die Arbeitgeber wünschten sich von der Bundesregierung die Umsetzung dieses Gesetzes auch in Deutschland mit einem zeitgemäßen Fokus auf die Wochenarbeitszeit.

„Damit schafft man den passenden Zeitrahmen zur tatsächlichen Arbeitsflexibilisierung.“ Dulger nannte ein Beispiel: Ein Mitarbeiter, der in der Verwaltung tätig sei, der am Computer arbeite und auch mal mobil arbeiten könne, der arbeite beispielsweise von morgens neun bis eins oder zwei, um dann sein Kind aus der Kita abzuholen.

Wenn der sich abends von 22 und 23 Uhr nochmal an den Rechne setze, um ein paar Emails zu beantworten, so Dulger, dürfe er am nächsten Tag erst gegen zehn Uhr weiterarbeiten, weil er sonst die gesetzlichen Ruhezeiten nicht einhalte. „Das ist doch Irrsinn und geht an der Lebensrealität vieler Familien einfach komplett vorbei“, sagte Dulger.

Es müsse zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern ausgehandelt werden, wie das jeweilige Arbeitszeitmodell aussieht. „Was wir brauchen, ist etwas mehr Vertrauen vom Staat.“

Zu Forderungen von Gewerkschaftsseite nach einer Vier-Tage-Woche sagte Dulger: „Eine Vier-Tage Woche und dann noch bei vollem Lohnausgleich ist genau das Gegenteil von dem, was wir brauchen in einer Zeit des massiven Fachkräftemangels. Wir spüren alle, dass wir die Aufgaben nicht mehr bewältigt bekommen.“ Nun als Lösung in Erwägung zu ziehen, dass alle noch weniger arbeiteten, führe zum falschen Ergebnis.

„Unsere Wettbewerber arbeiten länger als wir. Wie kommen wir darauf, unsere heute schon weltweit niedrigen Arbeitsstunden weiter zu senken? Wenn wir unseren Wohlstand in diesem Land erhalten wollen, müssten wir alle mehr arbeiten, aber auf jeden Fall nicht weniger.“ (dpa)

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