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Bundeskanzler Olaf Scholz, der indonesische Präsident Joko Widodo und Festo-CEO Oliver Jung am Montag auf der Hannover Messe in Hannover.

© REUTERS/Fabian Bimmer

„Wettbewerb ist heftig“ : Industrie fordert bessere Bedingungen

Seit gestern läuft die Hannover Messe. Die Firmen rechnen mit einer Erholung und sorgen sich zugleich, im internationalen Vergleich zurückzufallen.

Von
  • Jan Petermann
  • Thomas Seythal

Die Exporte der deutschen Industrie dürften in diesem Jahr hinter der Entwicklung des Welthandels zurückbleiben. Der Branchenverband BDI rechnet mit einem Wachstum der Ausfuhren um etwa 2 Prozent, während für den globalen Handel ein Plus von 2,5 Prozent angenommen wird. Man verliere Marktanteile. „Die Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands schwindet“, warnte BDI-Präsident Siegfried Russwurm am Montag zu Beginn der Hannover Messe. Der BDI forderte von der Bundesregierung ähnlich wie die Maschinenbaubranche und die Elektro- und Digitalindustrie unter anderem weniger Bürokratie.

Russwurm geht von einer allmählichen Erholung nach der Corona-Krise und einer Entspannung der Lieferprobleme aus. Doch die Politik müsse stärker dazu beitragen, dass sich Deutschlands Position nicht verschlechtere. Klimaschutz und Digitalisierung erforderten bessere Rahmenbedingungen für Innovationen. „Wir brauchen Bürokratieabbau, spürbare Steuersenkungen sowie eine verlässliche und bezahlbare Energieversorgung.“ Vor allem dauerhaft viel zu hohe Stromkosten seien kritisch. „Es ist inzwischen so, dass sich deutsche Unternehmen dreimal überlegen, wo sie investieren.“

Wir brauchen Bürokratieabbau, spürbare Steuersenkungen sowie eine verlässliche und bezahlbare Energieversorgung.

Siegfried Russwurm, BDI-Präsident

Nach dem Jahreswechsel war der BDI von einem Exportwachstum von nur gut einem Prozent ausgegangen. 2022 betrug die Steigerung knapp drei Prozent. Bei der Produktion rechnet der Verband mit einem Plus von etwa einem Prozent. „Ich bin zuversichtlich, dass die Industrienation Deutschland die Transformation in den nächsten Jahren schafft“, sagte Russwurm. „Aber der Wettbewerb ist heftig.“ Es gebe erhebliche Investitionen außerhalb Deutschlands. „Das ist nicht eine Drohgebärde. Das ist eine Realität.“

Der Maschinenbauverband VDMA bekräftigte, dass er mit einem Produktionsrückgang um etwa zwei Prozent rechnet, wenn man die Preisentwicklung berücksichtigt. Von Deindustrialisierung könne aber keine Rede sein, sagte Verbandspräsident Karl Haeusgen. 2022 war noch ein reales Plus von einem halben Prozent gelungen.

Auch Haeusgen verwies auf den scharfen internationalen Wettbewerb. „Deutschland und Europa müssen sich im globalen Wettbewerb mehr anstrengen, um mit anderen Weltregionen mithalten zu können“, sagte er. „Wir dürfen uns nicht auf den Erfolgen von gestern ausruhen.“ Kritikpunkte sind etwa zu teure Energie, die Steuerpolitik, eine zu geringe Flexibilität bei Arbeitszeitregelungen und zu wenig gezielte Forschungsförderung.

Die Elektro- und Digitalindustrie erwartet unterdessen nach Problemen durch Chipmangel, unterbrochene Lieferketten und Nachfrageschwankungen in der Corona-Zeit wieder bessere Geschäfte. Unter Einschluss der Preisentwicklung sei in diesem Jahr eine Zunahme der Produktion um ein bis zwei Prozent realistisch, sagte der Präsident des Fachverbands ZVEI, Gunther Kegel. Bisher war die Branche von einer Stagnation ausgegangen.

Kanzler Olaf Scholz hatte bereits am Sonntagabend betont, es gehe bei der Messe um zentrale Themen für einen geplanten „industriellen Aufbruch“ in Deutschland. Man müsse alle nötigen Investitionen voranbringen, damit Deutschland eine führende Industrienation bleibe. Die Hannover Messe fiel wegen der Pandemie 2020 in Präsenzform ganz aus. In den beiden vergangenen Jahren gab es sie nur als digitale und verkleinerte Ausgabe. Ein Kernthema sind diesmal Klimaschutz und die effizientere Nutzung von Energie. (dpa)

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