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Statt in Umzüge sollte die Modeindustrie in bessere Arbeitsbedingungen investieren.

© Kitty Kleist-Heinrich TSP

Jeans made in Germany: Für Nachhaltigkeit zählt nicht das Wo, sondern das Wie

Fast-Fashion-Marken wie C&A machen sich Gedanken über Nachhaltigkeit – das ist lobenswert. Bevor sie Produktionsstätten verlegen, sollten sie aber lieber ihr Geschäftsmodell überdenken.

Ein Kommentar von Laura Dahmer

C&A holt ihre Produktion zurück nach Deutschland. Na ja, die Jeansproduktion. Na ja, und auch nur drei Prozent davon. 800.000 Hosen im Jahr. Bei einer Marke, die jährlich Millionen an Kleidungsstücken verkauft. Die Rückkehr nach Mönchengladbach ist vielleicht ein Anfang, aber am Ende kaum mehr als ein Tropfen auf den heißen Stein.

Bei H&M heißt es „Conscious choice“, bei Zara „Join Life“, bei C&A „Wear the Change“ – oder eben die Jeans made in Germany. Große Modemarken haben verstanden, dass sie etwas ändern müssen. Sie wollen nachhaltiger werden. Die einen machen das über Material oder fairere Arbeitsbedingungen, die anderen über ihren Produktionsstandort. Das an sich ist lobenswert.

Reshoring sollte nicht die gefeierte Lösung sein

Denn die großen Marken könnten ein riesiger Hebel sein. Acht bis zehn Prozent der weltweiten CO2-Emissionen kommen aus der Modeindustrie. Aber die Frage ist: Passt Nachhaltigkeit wirklich zum Geschäftsmodell? Oder ist es am Ende doch nur Greenwashing?

Schnell, günstig und auf Masse – das ist das Verkaufsargument der Mode-Discounter. Die sogenannte „Fast Fashion“. Bis zu 24 Kollektionen bringen Marken wie Zara im Jahr heraus. Das Konzept drückt Preise, und führt neben menschenunwürdigen Arbeitsbedingungen in Asien dazu, dass Kleidung zur Wegwerfware wird.

Das liegt zwar nicht nur, aber auch an der Qualität der Kleidung. An minderwertigem, synthetischem Polyester und Baumwolle, deren Stoff dünn ist und deren Nähte sich schon nach ein paar Waschgängen lösen. Selbst Altkleidersammlungen können mit der billigen Fast Fashion von Herstellern wie C&A nicht mehr viel anfangen.

Stattdessen landen sie – ironischerweise – nicht selten auf Müllhalden im Ausland, etwa in der Türkei oder in Indonesien. Ob die Jeans in Deutschland oder in Bangladesch genäht wurde, ist dabei letztendlich egal. Denn bei nachhaltiger Produktion geht es eher um das Wie, nicht um das Wo.

Reshoring sollte deshalb nicht die gefeierte Lösung sein. Statt allein mit schönen Vorzeigeprojekten zurückzukehren, sollten sich Marken wie C&A dafür einsetzen, die Arbeitsbedingungen in den bereits bestehenden Fabriken zu verbessern. Am Geld dürfte das nicht scheitern – schließlich investierte man in Mönchengladbach Millionen und nimmt in Kauf, dass die Arbeitskosten in Deutschland um das Zehnfache steigen. Das sollte in Bangladesch genauso gehen.

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