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Eine Mitarbeiterin klebt ein Poster, auf dem «STREIK» steht, auf eine Bahn im Depot der Ruhrbahn in Essen. In dem bundesweit in regionalen Verhandlungen laufenden Tarifkonflikt des öffentlichen Nahverkehrs hatte die Gewerkschaft Verdi Beschäftigte der Branche in mehr als 80 Städten zu einem Warnstreik aufgerufen.

© picture alliance/dpa

„Das war ein großer Erfolg“: Verdi-Streik legt Nahverkehr bundesweit weitgehend lahm

Verdi blickt zufrieden auf den bundesdeutschen ÖPNV-Stillstand. Mehr als 90.000 Beschäftigte waren zum Arbeitskampf aufgerufen. In einigen Städten fuhr der Nahverkehr trotzdem.

Ein Streik bei Bus und Bahn hat den öffentlichen Nahverkehr in fast ganz Deutschland weitgehend lahmgelegt. Die Gewerkschaft Verdi hat für Freitag rund 90.000 Beschäftigte von über 130 kommunalen Unternehmen in Städten und Landkreisen mit Ausnahme Bayerns zum Arbeitskampf aufgerufen. Deshalb mussten sich Millionen von Menschen auf dem morgendlichen Weg zur Arbeit oder Schule eine Alternative suchen.

Viele nahmen das Fahrrad, das Auto oder bildeten Fahrgemeinschaften, denn Busse, U- und Straßenbahnen blieben meist im Depot. „In quasi allen Betrieben haben wir den Stillstand“, sagte Andreas Schackert, Bundesfachgrup­pen­lei­ter Bus­se & Bah­nen bei Verdi, der Nachrichtenagentur Reuters. „Das war ein großer Erfolg.“ In der Regel werde von Betriebsbeginn bis Betriebsende gestreikt – also meist bis 3 Uhr am Samstagmorgen.

Personalnot im ÖPNV nimmt zu

Die Gewerkschaft streikt für bessere Arbeitsbedingungen für die Beschäftigten im Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV). Verdi will den Druck im Tarifkonflikt in den einzelnen Bundesländern erhöhen. „Das ist ein klares Signal an die Arbeitgeber“, sagte Schackert. „Wir erwarten jetzt in den kommenden Verhandlungen, dass die Arbeitgeber etwas vorlegen.“ Die Gewerkschaft nannte bundesweit keine Zahl, sprach aber von hoher Streikbeteiligung. Allein in Baden-Württemberg hätten wohl in allen Schichten rund 4000 der etwa 6500 Beschäftigten gestreikt, teilte der Verdi-Landesbezirk mit.

Es muss sich etwas ändern, damit der ÖPNV nicht gegen die Wand gefahren wird

Verdi-Vorsitzende Christine Behle

Verdi argumentiert, die Belastung der Beschäftigten und die Personalnot im ÖPNV hätten immer mehr zugenommen. „Es muss sich etwas in ihren Arbeitsbedingungen und an der Personalsituation ändern, damit die Beschäftigten entlastet werden und der ÖPNV nicht gegen die Wand gefahren wird“, sagte die stellvertretende Verdi-Vorsitzende Christine Behle.

Verdi fordert weniger Wochenarbeitszeit

Anfang Dezember hatte Verdi die Tarifrunde eingeleitet und Forderungen in allen 16 Bundesländern überreicht. Jeder Tarifbereich hat zwar eigenständige Forderungen. Im Kern geht es aber überall um Themen wie weniger Wochenarbeitszeit bei vollem Lohnausgleich, kürzere Schichten, die Verringerung unbezahlter Wegzeiten, ein Ausweiten der Ruhezeiten, mehr Urlaub oder zusätzliche Entlastungstage.

Meist wird ganztägig gestreikt, allerdings mit Ausnahmen. So lief der Betrieb bei der BVG in Berlin ab 10 Uhr wieder weiter. Manche Verkehrsbetriebe wie in Aachen oder Mannheim streiken gar nicht, weil es dort Haustarifverträge gibt. In einigen Betrieben im Saarland oder in Rheinland-Pfalz begann der Ausstand bereits am Donnerstagabend. Auch bei den Stadtwerken Bonn ging am Morgen praktisch nichts.

Fridays for Future bekundet Solidarität

Es gab auch Solidaritätsbekundungen etwa von Linken-Parteichefin Janine Wissler am Rande des Streiks von BVG-Beschäftigten in Berlin. Mehr Busse und Bahnen und ausreichend Personal seien für die Verkehrswende wichtig, erklärte Wissler auf der Plattform X. Auch die Klimaaktivisten von Fridays for Future unterstützen den Arbeitskampf. Aktivistin Luisa Neubauer plädierte ebenfalls in Berlin für bessere Arbeitsbedingungen der Beschäftigten.

Verdi hatte bereits am Donnerstag den Betrieb an elf deutschen Flughäfen mit einem Streik beim Sicherheitspersonal weitgehend lahmgelegt. Die Gewerkschaft hat zudem für Freitag am Hamburger Flughafen zum Arbeitskampf beim Bodenpersonal aufgerufen, das etwa für die Gepäckabfertigung zuständig ist. (Reuters)

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