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Hannover rockt mehr. Marian Michalczik spielt groß auf.

© imago/Jan Huebner/IMAGO/Franziska Gora/Jan Huebner

Zurück zu alter Stärke: Michalczik hat wieder Spaß am Handball

In Berlin konnte Handballer Marian Michalczik nie richtig Fuß fassen. Bei seiner neuen Station in Hannover sieht das anders aus

Ein Bodenpass an den Kreis, ein aus der Bedrängnis weitergeleiteter Ball zum Nebenmann, das schnelle Anspiel nach vorne im Gegenstoß – alles keine Seltenheit bei Marian Michalczik. Der Rückraumspieler ist bei der TSV Hannover-Burgdorf Vorlagengeber Nummer eins und auf der Spielmacherposition auf dem Weg zu einer neuen Blütezeit. „Unser Trainer Christian Prokop hat mir früh eine große Rolle anvertraut, in die ich immer weiter hereingewachsen bin und die ich mittlerweile, glaube ich, ganz gut ausfülle“, sagt der 26-Jährige, der zu dieser Saison von den Füchsen Berlin zu den Niedersachsen gewechselt war.

Inzwischen knüpft der Handballer wieder an die Leistungen an, die im Jahr 2018 dazu führten, dass ihn jener Christian Prokop – damals noch in Funktion des Bundestrainers – für Deutschland mit zur Europameisterschaft nahm. Und es sind eben genau jene Leistungen, die den Vorstand Sport der Füchse Stefan Kretzschmar davon überzeugt hatten, Michalczik wenig später von seinem damaligen Klub GWD Minden abzuwerben und an die Spree zu holen.

Ich habe menschlich sehr viel gelernt.

Marian Michalczik über seine Zeit in Berlin

Von einer „raketenhaften Entwicklung“ hatte der Handballer damals euphorisiert gesprochen, wurde dann allerdings in Berlin unsanft aus der Bahn geworfen. Eine langwierige Corona-Erkrankung, ein Netzhautabriss im rechten Auge, eine komplexe Sprunggelenksverletzung – es gab einige Hürden, die ihn immer wieder ausbremsten und dafür sorgten, dass seine Spielzeit bei den Füchsen begrenzt war. „Das war teilweise schon sehr deprimierend und schwer“, blickt der gebürtige Beckumer zurück. „Irgendwann war es auch eine Kopfsache. Auf beiden Seiten. Jeder hatte seine Muster und Meinungen, da ist es dann schwer wieder herauszukommen.“

Die zwei Jahre in Berlin bereut er dennoch nicht. Schließlich seien Freundschaften entstanden, die Beziehung zu seiner Frau Anna habe die schwere Zeit nur noch mehr gestärkt und insgesamt betrachtet sei er um einige Erfahrungen reicher, wie Michalczik berichtet. „Ich habe menschlich sehr viel gelernt. Natürlich ist es schade, dass die Vision, die ich hatte, so nicht eingetreten ist. Doch es macht keinen Sinn, dem hinterherzuheulen“, sagt der Rückraumspieler, der schließlich seinen Vertrag in Berlin vorzeitig auflöste und nach Hannover ging.

51 Tore hat er in dieser Saison schon erzielt, 120 vorbereitet

Eine Entscheidung, die rückblickend genau die richtige für ihn war. 120 Tore hat er bei den „Recken“ in dieser Spielzeit bereits vorbereitet und hält damit den Ligabestwert. Und mit zusätzlich 51 selbst erzielten Treffern und seinen unumstrittenen Abwehrqualitäten ist Michalczik ein wichtiger Baustein des Hannoveraner Erfolgs.

In der Vorsaison noch auf Rang 13 platziert, hat sich das Team als Sechster in der Bundesliga hinter den fünf Titelaspiranten momentan etwas absetzen können. Allein in den vergangenen vier Wochen konnte nicht nur ein Punkt gegen die MT Melsungen geholt werden, sondern stehen zudem Siege gegen den direkten Ligakonkurrenten SC DHfK Leipzig und den deutschen Meister aus Magdeburg zu Buche.

„Wir wissen, was wir können, und versuchen das entsprechend abzurufen. Und über die laufende Saison hat das Vertrauen in uns und das System nur zugenommen“, erklärt Michalczik, der keine geringe Rolle bei dieser Entwicklung spielt und sich nicht zu Unrecht zurück in den Kader der DHB-Auswahl gespielt hat.

Ihm ist anzusehen, wie gut ihm die Spielzeit tut. Wie sehr er darauf brennt, sein Können zu zeigen. Wie fördernd es für ihn ist, wenn er Verantwortung übernehmen kann und das Vertrauen des Trainers spürt. „Ich bin einfach glücklich. Ich bin froh, dass der Handball mir wieder so viel Spaß macht. Das hat mir gefehlt“, sagt Michalczik.

„Er ist für mich immer noch einer der spielintelligentesten Mittelmänner in Deutschland“, betont derweil immer wieder sein einstiger Chef Stefan Kretzschmar, der mit den Füchsen am Donnerstag (19 Uhr/Sky) bei den Hannoveranern zu Gast ist. Für Michalczik „ein absolutes Highlight-Spiel“ für den Klub wie auch für ihn persönlich, bei dem er auf eine ausverkaufte Arena und die Unterstützung von 10.000 Fans hofft. „Wir wissen natürlich, dass der Tabellenführer kommt. Aber der Druck liegt nicht bei uns“, sagt er.

Marian Michalczik will sich gegen seinen alten Arbeitgeber auf jeden Fall nicht unter Wert verkaufen und – sei es durch Vorlagen, Tore oder seine antizipative Abwehrleistung – zeigen, was er kann.

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