zum Hauptinhalt
Mathias Gidsel ist gute eine Woche nach seinem WM-Titel mit Dänemark wieder in Berlin gefordert.

© dpa/Andreas Gora

Enorme Belastung im Handball: „Das ist nicht mehr zu verantworten“

Nur wenige Tage nach dem Ende der Handball-WM wird in Europapokal und nationalen Wettbewerben bereits wieder gespielt. Füchse-Sportvorstand Kretzschmar sorgt sich.

Etwas nachdenklich wirkt Stefan Kretzschmar schon. Natürlich, der Sportvorstand der Füchse freut sich, seine Spieler nach der Weltmeisterschaft in Polen und Schweden wieder in Berlin begrüßen zu dürfen, etwas mehr Luft würde er sich für seine Akteure allerdings schon wünschen.

„Ich mache mir Sorgen, um die Belastung”, sagt der 49-Jährige und verweist auf die wahrscheinlich schwere Knieverletzung, die sich der Däne Magnus Saugstrup tags zuvor im Einsatz für den Ligakonkurrenten SC Magdeburg zugezogen hat. „Vorbereitung, Nachbereitung, Physio – das muss in den nächsten 120 Tagen alles extrem professionell sein. Da müssen wir alles investieren, was wir haben”.

Dass die Themen Verletzungen und Belastungssteuerung keine neuen sind, steht außer Frage. Gleichzeitig ist es aber nur schwer nachzuvollziehen, dass die Nationalspieler bei einem Großturnier neun Partien in gut zwei Wochen absolvieren und nur wenige Tage später erneut beim Training erscheinen müssen, weil der Spielbetrieb in der Liga und den unterschiedlichen Pokalen fortgesetzt wird.

„Die Jungs reißen ein Pensum ab, das nicht mehr zu verantworten ist”, sagt Kretzschmar, der selbst 218-mal das Deutschland-Trikot überstreifen durfte. „Aber da ist ja ein ständiges Ziehen an den Spielern zwischen Nationalmannschaft und Verein, zwischen Liga, EHF und IHF. Da ist es schwer vorstellbar, dass jemand Abstriche macht.”

Eine Lösung sieht der ehemalige Linksaußen nur in einem Konsens, der alle Seiten einschließt. Eine kleinere Liga, Verzicht auf Qualifikationsspiele, Reduzierung der Champions-League-Teilnehmer, etc. „Das müssten dann aber alle im Gleichschritt machen”, merkt Kretzschmar wenig hoffnungsvoll an. Aktuell ist er erst einmal froh, dass alle seine acht bei der WM eingesetzten Spieler gesund zurückgekehrt sind – andere Teams hatten dieses Glück schließlich nicht.

Einige Bundesligisten müssen auf verletzte Topstars verzichten

Flensburgs Lasse Møller musste beispielsweise aufgrund eines sich andeutenden Ermüdungsbruches vorzeitig den dänischen Kader verlassen, seine Vereinskollege Jim Gottfridsson fällt mit Mittelhandbruch längere Zeit aus. Kiels Karl Wallinius geht es aufgrund einer Knieverletzung ähnlich, gleiches gilt für Magdeburgs Omar Igni Magnusson, der an der Ferse operiert werden musste. Hinzu kommt beim Deutschen Meister nun wahrscheinlich Saugstrup.

„Sowas ist immer ein harter Schlag. Das kann die Meisterschaft entscheiden. Vom Papier her stehen wir da gut da”, sagt Kretzschmar, der mit den Füchsen momentan an der Tabellenspitze thront. Doch auch die Berliner haben Ausfälle: Nils Lichtlein ist angeschlagen, Matthes Langhoff noch nicht wieder fit, Lasse Andersson wird ebenfalls für mehrere Wochen nicht eingesetzt werden können.

Und nicht zuletzt ist da die psychologische Komponente in den beiden Auftaktspielen gegen HC Motor Saporischschja am Dienstag im Europapokal (18.45 Uhr/Dazn) und beim ASV Hamm in der Bundesliga am Sonntag. „Wenn du da mental noch nicht voll da bist, ist das gefährlich”, sagt Kretzschmar, ergänzt dann aber optimistisch und mit etwas weniger Sorge: „Aber wir bestimmen, wohin die Reise jetzt geht.”

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false