zum Hauptinhalt
Brendan Guhle wird nicht mehr für die Eisbären verteidigen.

© imago/Andreas Gora / Imago/Andreas Gora

Eisbären zu Gast in Wolfsburg: Gelingt nach dem Befreiungsschlag die Trendwende?

In dieser Saison folgten auf gute Spiele ziemlich schnell Rückschläge. Es wäre an der Zeit, diesen Rhythmus zu brechen. Brendan Guhle wird für die Berliner aber nicht mehr auflaufen.

In den vergangenen Jahren war die Vorweihnachtszeit bei den Eisbären immer wieder geprägt von einer gewissen Unruhe beziehungsweise Unsicherheit. 2014 wurde eine knappe Woche vor Heiligabend bekannt, dass Uwe Krupp als Cheftrainer die Nachfolge von Jeff Tomlinson übernimmt. Fast auf den Tag genau vier Jahre später trennten sich die Berliner von Clément Jodoin, der auf Krupp gefolgt war. 2020 hatte eine wegen Corona mehrfach verschobene und stark verkürzte DEL-Saison wenige Tage vor den Feiertagen erst begonnen.

Auch dieser Tage ist die Lage als alles anderes als besinnlich zu bewerten. Zumal sich am Dienstag eine größere Veränderung im Kader vollzogen hat. Brendan Guhle, der erst im Sommer aus der Organisation der Anaheim Ducks nach Berlin gekommen war, hat sich dazu entschieden, seine Profikarriere aus persönlichen Gründen zu beenden. Nachdem er sich im ersten Gruppenspiel der Champions Hockey League verletzt hatte, bestritt der Verteidiger nur sieben DEL-Spiele für die Berliner.

„Es war ein Schock, als Brendan uns über seine Entscheidung informiert hat. Wir wurden von dieser vollkommen unvorbereitet getroffen“, ließ Sportdirektor Stéphane Richer per Pressemitteilung wissen. Der Versuch, ihn noch mal umzustimmen, sei gescheitert. Mit der zugezogenen Verletzung soll Guhles Entscheidung aber nicht zusammengehangen haben.

Und das war nicht die einzige schlechte Kunde: Korbinian Geibel musste sich einer Knieoperation unterziehen und wir noch einige Wochen ausfallen. Manuel Wiederer zog sich beim Spiel gegen Iserlohn am 14. Dezember eine Knöchelverletzung zu und fehlt mindestens noch drei Spiele. Alexandre Grenier musste in Augsburg ausgewechselt werden wegen einer Schulterblessur, eine genaue Diagnose steht noch aus.

7
DEL-Spiele bestritt Brendan Guhle für die Eisbären.

Und dabei verlief der letzte Auftritt mal wieder erfreulich: Mit dem 3:2 bei den Augsburger Panthern am Sonntag stoppten die Eisbären zwar den freien Fall und konnten sich bei einem Spiel mehr auf vier Punkte vom ärgsten Abstiegskonkurrenten aus Schwaben auf Platz 14 absetzen.  Trainer Serge Aubin hatte anschließend gesagt: „Wir werden jetzt hoffentlich mindestens 15 Minuten lang lächeln. Das letzte Mal ist schließlich schon eine Weile her.“

Gerade in dieser Saison haben die Berliner allerdings ein Händchen dafür, kleine Zeichen der Hoffnung ziemlich abrupt wieder zu zerstören. Insofern darf man gespannt sein, in welcher Verfassung sie am Mittwochabend bei den Grizzlys Wolfsburg (19.30 Uhr, Magentasport) antreten, die den Eisbären stets zu schaffen machten – selbst in Phasen des Erfolgs.

Kein anderes Team hat mehr Strafzeiten gesammelt

Ganz anders als noch beim 2:4 gegen Schwenningen am Freitagabend, das zu Verstimmungen beim Anhang geführt hatte, bekam man in Augsburg den Eindruck, dass die Mannschaft die prekäre Situation angenommen hat und trotz eines 1:2-Rückstands die Mittel gefunden hat, das Spiel in die richtigen Bahnen zu lenken und einen Vorsprung über die Zeit zu bringen. Einen Vorsprung kurz vor dem Ende zu verspielen, zählt ja zu den ganz offensichtlichen Problemen in dieser Saison.

Wir müssen jetzt jedes Spiel wie ein Play-off-Spiel bestreiten.

Sportdirektor Stéphane Richer hat klare Forderungen an die Eisbären.

Ähnlich verhält es sich mit den Strafzeiten. Üppige 331 Minuten schmorten die Berliner Profis in der bisherigen Saison auf der Strafbank. Da können nur die Straubing Tigers (330) mithalten. Die Löwen Frankfurt, die in dieser Statistik Rang 13 belegen, haben 33 Minuten – also mehr als eine halbe Stunde – weniger aufzubieten.

Am Tag vor Heiligabend kommt Bietigheim

Berliner Profis, die einsam auf der Strafbank sitzen, standen zuletzt überhaupt symbolisch für den Eindruck, dass es sich bei den Eisbären um eine Ansammlung von Sportlern handelt, die als Gemeinschaft nicht wirklich zusammenfinden. Was selbstverständlich eine Voraussetzung ist, um im Mannschaftssport ein Spiel gewinnen zu können.

Sportdirektor Richer hatte vor dem Spiel in Augsburg von seiner Mannschaft gefordert, „jedes Spiel wie ein Play-off-Spiel“ zu bestreiten. Also mit der Einstellung im Kopf, dass ein baldiger K.o. bei einem nachlässigen Auftritt unmittelbar bevorstehen kann.

Zunächst mal wurde dieser Auftrag angenommen. Von einer Trendwende könnte man sprechen, wenn bis Weihnachten zwei weitere Siege stehen. Besonders am Freitagabend gilt es, Wiedergutmachung zu betreiben. Mit Bietigheim kommt nicht nur das Tabellenschlusslicht nach Berlin. Im Oktober unterlagen die Eisbären dem damals dezimierten Team mit 2:4, und es war bereits erkennbar, dass diese Saison anders verlaufen wird, als man es erwarten konnte.

Mit der richtigen Antwort und einer entsprechen Arbeitseinstellung könnte man dafür sorgen, dass sportlich zumindest etwas Ruhe eingekehrt, auch wenn das Karriereende von Guhle natürlich die Situation nicht gerade erleichtert.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false