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Jaron Siewert nach dem Gewinn des Europapokals

© imago/Eibner/IMAGO/Eibner-Pressefoto/Marcel von Fehrn

Ein Sieg gegen alle Zweifler: Jaron Siewert feiert ersten Titel mit den Füchsen

Nach den Rückschlägen in der Liga wuchs die Kritik an Füchse-Trainer Siewert zuletzt. Der Europapokal-Sieg verschafft ihm jetzt allerdings wieder Luft.

Jaron Siewert war sichtlich berührt. Zunächst wirkte er noch überaus ruhig und in sich gekehrt, dann aber musste auch er zugeben, dass seine Gefühlswelt nicht so gelassen war, wie es äußerlich vielleicht den Anschein machte. „Ich brauche wahrscheinlich erst einmal ein paar Tage, um das zu realisieren“, sagte der 29 Jahre alte Trainer der Füchse, nachdem sein Team am Sonntagabend den Europapokal gewonnen hatte. „Wir sind über das Jahr durch dick und dünn gegangen. Anfang der Saison sah es nicht gut mit mir aus, zwischendurch hatten wir mit den Leistungen Probleme – jetzt diesen Titel zu holen, bedeutet mir echt viel.“

Im August vergangenen Jahres hatte der Berliner mit einem Schlaganfall und dessen Folgen zu kämpfen, musste sich zunächst an der Seitenlinie vertreten lassen. Mit seiner Rückkehr folgte dann der schrittweise sportliche Aufstieg, die Füchse führten wochenlang die Bundesliga-Tabelle an, waren bis zum Viertelfinale in der European League ungeschlagen.

Die Füchse mussten die Saison über immer wieder Rückschläge hinnehmen

Vor sechs Wochen erhielt die Erfolgsserie der Berliner allerdings einen Knacks. Das Team verlor in Schaffhausen und musste in der Liga Rückschläge hinnehmen. Der Traum vom Meistertitel verpuffte und selbst die Champions League ist schwer greifbar. Manch einer unkte sogar schon, dass der Europapokal die letzte Chance für Siewert sei, sich als Coach zu beweisen. Denn seitdem er vor drei Jahren die sich personell stetig verbessernde Mannschaft übernommen hatte, reichte es zu keinem Titel.

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Europapokaltitel haben die Füchse nun bereits gewonnen.

Bis jetzt. Insofern ist es nachvollziehbar, wenn sich Siewert für das Vertrauen der Verantwortlichen im Verein bedankt: „Es ist nicht selbstverständlich, hier zu stehen, nach diesem Jahr und der ganzen Vorgeschichte. Für mich, für den Klub und für die Spieler.“ Trotz der Stolpersteine, die auf dem Weg überwunden werden mussten, schafften es die Füchse letztlich zum Finalwochenende nach Flensburg, überwanden erst Montpellier HB mit 35:29 und setzen sich dann auch gegen Fraikin Granollers BM mit 36:31 durch.

Füchse-Trainer Jaron Siewert sehr erleichtert nach dem Finalsieg.

© imago/Eibner/IMAGO/Eibner-Pressefoto/Marcel von Fehrn

Weil Dejan Milosavljev im Tor wieder an seine Topleistung anknüpfte, weil jeder auf dem Feld vor Energie strotzte und sich für keinen Kampf zu schade war und weil die Zuschauer ihr Übriges taten. „Das war allgemein eine geile Stimmung hier. Die Spanier waren auf einem Hoch und auch unsere Fans haben einen überragenden Job und das Ganze zum Heimspiel gemacht”, lobte Siewert die Berliner Anhänger, die mit Abstand den größten Block in der Campushalle stellten.

Es ist nicht selbstverständlich, hier zu stehen, nach diesem Jahr und der ganzen Vorgeschichte.

Jaron Siewert, Trainer der Füchse

Immer wieder hatten sie ihre Mannschaft angetrieben, selten auf ihren Plätzen gesessen. „Das war einfach geil”, sagte ein begeisterter Fabian Wiede, der zum wertvollsten Spieler des Turniers gewählt wurde und zudem – mit Ausnahme des verletzten Paul Drux – als einziger Füchse-Spieler bei allen drei Europapokaltiteln des Vereins dabei war. „Ich bin einfach nur froh, dass wir den Pokal nach fünf Jahren wieder nach Berlin holen konnten. Wir haben meiner Meinung nach die stärkste Mannschaft, die wir je hatten. Deswegen waren wir Favorit, haben das angenommen und souverän gemeistert”, sagte der 29-Jährige. „Ich bin stolz auf die Mannschaft. Wir haben immer an uns geglaubt, gekämpft und alles herausgeholt.”

Die Ausrutscher in der Liga wurden dadurch zwar nicht egalisiert, aber ein Titel ist immer noch ein Titel – und der wurde am Sonntag noch gebührend gefeiert. Ohne Richtlinien und Vorgaben, wie Jaron Siewert versicherte. Nur am Bus sollten die Spieler am Montagmorgen rechtzeitig sein. „Das haben sie sich mit dieser überragenden Leistung verdient“, sagte Siewert, der sich genauso selbst erst einmal etwas zurücklehnen und feiern lassen kann.

Die Vorbereitung für den nächsten Liga-Gegner Frisch Auf! Göppingen am kommenden Sonntag ist schließlich durch deren Teilnahme im Final Four schon gemacht. Insofern können die Feierlichkeiten eine Weile anhalten. „Mal schauen, wie lange die Jungs nach dem Feiern brauchen. Aber erst mal haben sie frei und dann schauen wir in zwei, drei Tagen weiter“, sagte Siewert. Bis dahin dürfte er auch die jüngsten Geschehnisse realisiert haben.

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