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Die spanischen Fußballerinnen bestreiten am Sonntag ihr erstes Endspiel überhaupt bei einer WM.

© imago images/AAP

Duell der Vorreiterinnen im Frauenfußball: England und Spanien kämpfen um den WM-Titel

Am Sonntag steht das WM-Finale zwischen England und Spanien an. Dass die beiden Nationen im Endspiel stehen, ist angesichts der Entwicklung der letzten Jahre keine Überraschung.

Letztlich ist es die Finalkonstellation, die der Großteil der Expert:innen spätestens nach den Viertelfinalduellen erwartet hat. Sowohl England als auch Spanien sind ihrer Favoritinnenrolle bei dieser Fußball-Weltmeisterschaft in Australien und Neuseeland gerecht geworden und stehen verdient im Endspiel, das am Sonntag in Sydney (12 Uhr, ZDF) stattfindet.

Für beide Nationen ist es die erste WM-Finalteilnahme überhaupt und somit für beide die Möglichkeit, zum ersten Mal den WM-Titel zu gewinnen. Aufgrund der gestiegenen Leistungsdichte war der Kreis der Titelanwärterinnen in diesem Jahr besonders groß. Dass Spanien und England nun im Finale der WM stehen, ist logisch und nach den jeweiligen Investitionen in den Frauenfußball in den vergangenen Jahren nur folgerichtig.

In Deutschland etablierte sich der Frauenfußball bereits in den 80er Jahren und damit im Vergleich zu anderen Nationen früh. Dass die DFB-Fußballerinnen heute noch Rekord-Europameisterinnen sind, ist eine Konsequenz davon.

Jeder Schritt war sehr, sehr schwer. Der Frauenfußball ist so sehr gewachsen, dass es wirklich schwer ist, da durchzukommen.

Sarina Wiegman, Englands Nationaltrainerin

Doch die glorreichen Zeiten, in denen Deutschland unangefochten war und sich mit den USA ein Privatduell um Titel bei großen Turnieren lieferte, sind vorbei. Das hat das Ausscheiden in der Gruppenphase dieser WM belegt. Die Konkurrenz hat Kilometer an Rückstand wett gemacht, während der Deutsche Fußball-Verband (DFB) scheinbar keinen Handlungsbedarf sieht.

In England und Spanien nahm die Entwicklung viel später Fahrt auf

Am meisten aufgeholt haben Spanien und England. „Jeder Schritt war sehr, sehr schwer“, sagte Englands Nationaltrainerin Sarina Wiegman. Der Frauenfußball sei so sehr gewachsen, „dass es wirklich schwer ist, da durchzukommen. Ich weiß also, dass es etwas ganz Besonderes ist, und so fühlt es sich auch an.“

In England etwa ging die Entwicklung im Frauenfußball deutlich später als in Deutschland los. Eine heimische Liga gibt es erst seit den 90er Jahren, die professionelle National Women’s Soccer League wurde im Jahr 2013 etabliert.

In Spanien existiert die Primera División de la Liga de Fútbol Femenino zwar bereits seit 1988, sie ist allerdings erst seit der vergangenen Saison in eine Profiliga umgewandelt worden, ebenso wie die zweithöchste Liga. Außerdem wurde ein spanienweit geltendes Mindestgehalt für Spielerinnen in der ersten Liga eingeführt.

Was der englische und der spanische Verband ebenfalls gemein haben, ist die Ernsthaftigkeit, mit der in den letzten Jahren die Entwicklung des heimischen Frauen- und Mädchenfußballs vorangetrieben wurde. Die Frauen des FC Barcelona spielten in der vergangenen Saison zum Beispiel gleich zweimal vor mehr als 90.000 Fans im Camp Nou. Größenordnungen, von denen der deutsche Frauenfußball trotz der gestiegenen Zuschauendenzahlen noch weit entfernt zu sein scheint.

Englands Fußballerinnen warfen auf ihrem Weg ins Finale Gastgeber Australien aus dem Turnier.

© dpa/Isabel Infantes

In England sind die Nationalspielerinnen zudem in den Medien schon länger sehr präsent und auch die nationale Liga ist aufgrund der hohen Leistungsdichte so spannend wie kaum eine andere auf der Welt. Es ist daher nicht überraschend, dass Georgia Stanway die einzige Finalspielerin ist, die bei einem deutschen Verein unter Vertrag steht.

Zudem haben sowohl der spanische als auch der englische Verband anlässlich der EM im Jahr 2022 zugesagt, eine Form von „Equal Pay“ umzusetzen. Der DFB hat mit der Debatte über die ungleiche Prämienzahlung bei Frauen und Männern gezeigt, dass er dazu noch nicht bereit ist und beharrt lediglich auf die Einhaltung von „Equal play“.

Fußballerisch begegnen sich die Finalteams auf Augenhöhe

Die beiden Nationen werden sich am Sonntag auch fußballerisch auf Augenhöhe begegnen. Dann wird der spanische Ballbesitzfußball auf effiziente und physisch starke Engländerinnen treffen. Beide haben ein sehr gutes Turnier gespielt und sind gleichermaßen mit Top-Spielerinnen gespickt. Und das, obwohl England bei diesem Turnier auf einige verletzte Spielerinnen verzichten musste und Spanien im Vorfeld der WM große Differenzen zwischen der Mannschaft und Nationaltrainer Jorge Vilda zu beseitigen hatte.

Aufseiten Spaniens ist Alexia Putellas wieder annähernd bei ihrer alten Form angelangt und das englische Team kann wieder auf die zuletzt gesperrte Topstürmerin Lauren James zurückgreifen. Beides Fußballerinnen, die in der Lage sind, ein Spiel zu entscheiden.

Die Nationalspielerinnen von Spanien und England haben einige Hindernisse aus dem Weg geräumt Richtung WM-Finale und haben nun beide die Möglichkeit, Geschichte zu schreiben. Und somit weiter ihrer Rolle als neue Vorreiterinnen im internationalen Frauenfußball gerecht zu werden.

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