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Spaniens Jennifer Hermoso (re.) bereitete das zweite Tor gegen die Niederlande vor und ist unverzichtbar in der Offensive.

© AFP/Marty Melville

WM-Halbfinale gegen Schweden: Spanien will weiter Geschichte schreiben

Die spanischen Fußballerinnen stehen erstmalig im Halbfinale einer WM. Gegen Schweden könnte es dabei auch auf Spielerinnen ankommen, die noch vor Kurzem außen vor waren.

Beim spanischen Nationalteam sind bei dieser Fußball-Weltmeisterschaft alle darauf bedacht, ein harmonisches Bild nach außen abzugeben. „Ich sehe die Mannschaft motiviert wie noch nie und voller Selbstbewusstsein“, sagte Barcelonas Stürmerin Jennifer Hermoso bei der Abschlusspressekonferenz vor dem anstehenden Halbfinale gegen Schweden am Dienstag in Auckland (10 Uhr MESZ, ZDF). „An alles, was in der Vergangenheit passiert ist, will ich mich nicht erinnern. Ich will nur diesen Sport genießen, mit dieser Mannschaft unser Land inspirieren.“

Die spanischen Fußballerinnen haben schwierige Zeiten hinter sich. Nach der Europameisterschaft in England vor einem Jahr traten gleich 15 Spielerinnen aus dem Nationalteam zurück. Sie erklärten seinerzeit, erst wieder zurückkehren zu wollen, wenn sich die Arbeitsbedingungen unter Trainer Jorge Vilda und dessen Team verbessert hätten. Das sei im vergangenen Jahr nicht der Fall gewesen, weshalb die Spielerinnen ihre „Gesundheit“ sowie den „emotionalen Zustand“ beeinträchtigt sahen.

Der spanische Verband RFEF stellte sich allerdings vor Vilda und gegen die Spielerinnen. Trotzdem erklärten sich zwölf der 15 streikenden Spielerinnen vor der WM wieder bereit, für Spanien aufzulaufen. Vilda nominierte mit Mariona Caldentey und Aitana Bonmatí sowie Ona Batlle vom FC Barcelona lediglich drei von ihnen für die WM.

15
Spielerinnen aus Spanien waren nach der EM aus dem Nationalteam zurückgetreten

Im Laufe dieses Turniers wurde deutlich, dass es ohne sie kaum möglich gewesen wäre, bis ins Halbfinale zu kommen. Vor allem Caldentey und Bonmatí spielen ein starkes Turnier und waren auch am Viertelfinalsieg gegen die Niederlande am vergangenen Freitag maßgeblich beteiligt. Es war gleichzeitig das erste Mal, dass das spanische Nationalteam unter den letzten acht bei einer WM vertreten war. Der anschließende Halbfinaleinzug war entsprechend ein weiterer Meilenstein.

Vorne herausragend, hinten unsicher

Dabei ist der Auftritt des spanischen Nationalteams wie bereits im Vorfeld der WM geprägt von Licht und Schatten. In der Defensive präsentieren sich die Spanierinnen nämlich anfällig, vor allem bei Kontern, wie Japan in der Gruppenphase demonstrierte. Eine entscheidende Konstante, die hier fehlt, ist Innenverteidigerin Mapi Leon, die eine der drei Spielerinnen ist, die sich gegen eine Rückkehr ins Nationalteam entschieden. Da die Niederlande die zeitweilig schwächelnde Defensive aber zu selten unter Druck setzte und auch die verbliebenen Nationen England und Gastgeber Australien nicht unbedingt für ihr ausgeprägtes Konterspiel bekannt sind, darf sich Spanien berechtigte Hoffnungen auf den Titel machen.

Zumal die Offensive eine enorme Qualität aufweist und kaum ein Team so eingespielt ist wie das spanische. Dass Trainer Vilda bislang sogar darauf verzichtete, Weltfußballerin Alexia Putellas von Beginn an spielen zu lassen, zeigt die hohe Leistungsdichte Spaniens und macht es in diesem Fall für Schweden schwer, sich auf das Halbfinalduell einzustellen. „Wir sind alle sehr glücklich, welches Level Alexia erreicht hat“, sagte Vilda. „Es ist wahr, dass sie sich in einem Genesungsprozess von neun oder zehn Monaten befunden hat. Alexia ist für alles bereit.“

Dass Putellas bislang verzichtbar war, liegt auch an Stürmerin Hermoso, die die EM ebenfalls wegen einer Knieverletzung verpasste, nun aber wieder zu ihrem Leistungsniveau zurückgefunden hat. Einziges Problem ist die Chancenverwertung, hier müssen sich die Spanierinnen gegen Schweden steigern.

Die Anspannung ist daher groß vor dem Halbfinale, ebenso wie die Vorfreude bei Hermoso: „Wir sind so nah dran, unser großes Ziel zu erreichen. Das Spiel gegen Schweden ist wie ein Finale. Wir haben bisher schon gut gespielt, aber jetzt werden wir mit mehr Lust als je zuvor auf den Platz gehen.“

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