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Oliver Mintzlaff, Oliver Kahn, Karl-Heinz Rummenigge, Rudi Völler und Matthias Sammer sollen den DFB beraten.

© AFP/RONNY HARTMANN

DFB-Präsident präsentiert „Beraterkreis“: Der deutsche Fußball schmort im eigenen Saft

Bei der Zusammenstellung des Beraterkreises für die Nationalmannschaft hat der DFB eine große Chance vertan. Es fehlen der unbelastete Blick von außen und Diversität.

Ein Kommentar von Julian Graeber

Als Jürgen Klinsmann im Sommer 2004 Bundestrainer wurde, stand der deutsche Fußball am Abgrund. Bei der EM war die Nationalmannschaft früh gescheitert und zwei Jahre vor dem Turnier im eigenen Land hätte die Stimmung kaum negativer sein können.

Klinsmann war ein Neuling, hatte keinerlei nennenswerte Erfahrung als Trainer, aber viele Ideen. Er hatte einen Blick von außen und stieß Reformen an, von denen der deutsche Fußball lange profitierte und die 2014 im WM-Titel kulminierten.

Aktuell steht der DFB an einem ähnlichen Scheidepunkt, doch die erste Reaktion des Verbandes ist eine völlig andere. Anstatt mit Mut und einem unbelasteten Blick nach Innovationen zu streben, schmort der deutsche Fußball im eigenen Saft.

Denn der „Beraterkreis“, den DFB-Präsident Bernd Neuendorf am Dienstag in Frankfurt präsentierte, stammt ausschließlich aus der Blase der höchsten Bundesliga-Kreise: Karl-Heinz Rummenigge, Oliver Kahn, Matthias Sammer, Rudi Völler, Oliver Mintzlaff.

Dazu DFL-Aufsichtsratschef Hans-Joachim Watzke, der zuletzt eine entscheidende Rolle neben Neuendorf spielte. Eigentlich fehlt nur noch Uli Hoeneß, um das Who is who der letzten Jahrzehnte im deutschen Profifußball zu vervollständigen.

Diese Gruppe DFB-externer Experten soll nicht nur bei der Suche nach einem Nachfolger für Sportdirektor Oliver Bierhoff helfen, sondern auch bei den großen sportlichen Zukunftsfragen der Männer-Nationalmannschaft beraten, insbesondere bei der Nachwuchsförderung.

Es drängt sich der Eindruck auf, Neuendorf wollte es so vielen wie möglich recht machen

Erfahrung ist ja an sich nichts Negatives und unzweifelhaft verfügen die von Neuendorf erwählten Experten nach Jahren in Führungspositionen großer Bundesligavereine über enorme Fachkenntnis. Bei der Auswahl drängt sich aber vor allem der Eindruck auf, Neuendorf wollte es so vielen wie möglich recht machen.

Ein paar Bayern, nicht zuletzt für Bundestrainer Hansi Flick, Sammer als BVB-Berater und dann noch Völler und Mintzlaff, damit nicht ausschließlich die zwei größten Vereine des Landes vertreten sind.

Viel homogener hätte die Gruppe kaum aussehen können: keine Frauen, kein Migrationshintergrund, ein Altersschnitt von 57 Jahren. So soll also der Neuaufbruch der Nationalmannschaft aussehen? Dabei hätte es frischere Kandidaten gegeben, deren Blick durchaus hätte bereichernd sein können.

Warum nicht Martina Voss-Tecklenburg, die Erfahrung mit dem Erneuerungsprozess einer Nationalmannschaft hat? Oder Oliver Ruhnert, der als Union-Manager und früherer Leiter des erfolgreichen Schalker Nachwuchses gleich doppelte Expertise einbringt?

Oder ein Ex-Nationalspieler aus der Riege der jungen Eloquenten um Thomas Hitzlsperger, Sami Khedira, Per Mertesacker, Tabea Kemme? So bleibt das Gefühl, dass der DFB eine große Chance liegen lässt.

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